Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,2): Religionsgespräche (1541 - 1542) — Gütersloh, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29836#0122
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
118

ACTA COLLOQUII (1541)

Antwerpener Verlag, der sich seit der Gründung 1523 auf religiöse Schriften und auf
den englischen Markt spezialisierte1.
Über die Wirkung der Schrift ist uns ziemlich viel bekannt. Philipp Melanchthon
benutzte sie für eine seiner Schriften, in denen er Dokumente zu den Religionsge-
sprächen herausgab, das im Januar 1542 erschienene >Colloquium Wormaciense in-
stituturm. Eine Anzahl von offiziellen Schreiben - vom Kaiser an die Stände, von
verschiedenen Gremien des Reichstags an den Kaiser, von Contarini an den Reichs-
tag - entnahm Melanchthon dem Erstdruck von Bucers >Acta colloquih2.
Johannes Gropper war anfänglich sehr glücklich über das Buch. Er schrieb am 10.
Oktober 1541 an Bucer, er habe zufälligerweise die >Acta colloquii< in die Hände be-
kommen und sei erfreut, daß dieser sich als »Irenaeum aliquem nostri temporis« er-
weise3. Einige Wochen später ergab sich, daß Gropper dennoch Punkte von Kritik
hatte4, und im Februar 1542 zeigte er Bucer in seinem Studierzimmer seine »Anno-
tationes, darin ich schier in die sechtzig stelle (die mich in berurten seynen Lateini-
schen Acten der handlung zu Regenspurg nach fleissiger besichtigung derselbigen
nit wenig offendierten) uffgezeichnet... hett«5.
Johannes Eck gab 1542 die >Apologia< heraus. Sie ist, wie schon der Titel zeigt, ein
Frontalangriff auf Bucers Schrift6. Dennoch ist die Schrift nicht wirkungsvoll. Eck
übernimmt die von Bucer und Melanchthon edierten Dokumente und bekämpft
immer wieder im einzelnen Bucers Kommentare zu diesen Dokumenten, gibt aber
nirgends eine zusammenfassende eigene Beurteilung der grundsätzlichen Differen-
zen zwischen Protestierenden und Altgläubigen. Dadurch wirkt die Lektüre seines
Buches eher ermattend als überzeugend. An zwei Stellen beschuldigt Eck Bucer der
Verfälschung des Textes des Regensburger Buches, aber zu Unrecht7.
Ein viel fähigerer Opponent war Albert Pigge (Pighius). Anläßlich des Regens-
burger Buches und des Reichstags verfaßte er vier Studien. Ein erstes war die >Con-
troversiarum ... explicatio< in 2 Bänden, die 1541 erschien und mehrmals neu aufge-
flanders< als Übersetzung von >Magister Theutonicorums entgeht mir. Die Mehrzahl der Fehler
geht auf das Konto des Druckers; so ist die Paginierung nicht fehlerfrei.
1. S. Rouzet, S. 194. Catherine (Lijnke), Witwe von Christoffel van Ruremund, druckte, nach
dem Tode ihres Mannes in einem Gefängnis in Canterbury, von 1532 bis 1546 etwa vierzig Bücher,
zum Teil ketzerische englischsprachige Werke, und setzte auf diese Weise seine Arbeit in seinem
Geist fort.
2. S. Augustijn, Melanchthons Editionen, S. 33.
3. Gropper, Briefwechsel 1, Nr. 80.1, S.223.
4. Gropper, Briefwechsel 1, Nr. 82.1, S.230.
5. Gropper., Briefwechsel 1, Nr. 82 Anm. 3, S.230. Das dort gegebene Zitat rührt von Gropper,
Warhafftige Antwort und gegenberichtung (1545) her.
6. Apologia pro reverendissimis et illustrissimis principibus catholicis ac aliis ordinibus imperii
adversus mucores et calumnias Buceri super Actis comitiorum Ratisponae, Ingolstadt, Weissen-
horn. Im selben Jahr erschien eine Edition in Köln bei Novesianus. Um so mehr fällt auf, daß er
Pflug und Gropper genau so heftig bekämpft wie Bucer und Melanchthon. Das hängt wohl mit sei-
nen Erfahrungen im Ausschuß der sechs Theologen und mit seinem Verdacht, Gropper sei der Au-
tor des Regensburger Buches, zusammen; s. Bl. 34a.
7. S. für das Vorhergehende ARC 6, S. 22 Anm. 2.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften