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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,2): Religionsgespräche (1541 - 1542) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.29836#0421
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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)

417

die armen Kirchen Christi wenig ergetzet1 noch gebessert werden2. Der vatter aber
hatt dem haupt vnd gesponsen der kirchen, vnserem Herrn Jesu Christo, alles ge-
richt gegeben3; der wurt alle die wol finden vnd zu seiner zeyt schwerlich straffen,
die an seinem leib vnd gesponsen, der Kirchen, onrecht faren4.
Zum vierden: alß zu erhalten gemeinen friden billich vnd notdurfftig jm ab-
scheydt gesetzet ist, das nieman des anderen vnterthonen an sich dringen, ziehen
oder wider sein ordenliche Oberkeyt schutzen solle, Vnd dann aber auch dran ge-
henget, das die, so der Augspurgischen Confession verwandt sind, nieman zu sich
dringen noch bewegen sollen, Vnnd aber diß auch hette mogen verstanden werden,
das die Protestierenden nieman solten zu jrer Religion, die doch die einige war
Christlich religion ist, mit gebürenden Christlichen mittlen vnnd wegen bewegen
vnd, so es ordenliche Oberkeit sind, die selbigen nit in jre Christliche verstendtnüß5
auffnemen, So haben die Protestierenden auch vmb der Eeren Gottes willen vnnd zu
bewaren6 jre Christliche pflicht, das reich des Herren nach jrem beruff vnd vermo-
gen zii forderen, hierin declaration begeret vnd von der Key. Maiestat erlanget, Das
in dissem gemelten anhang das wort >Bewegen< den verstandt haben solle, das die
Protestierenden hinfürter keynem standt der anderen Religion seine vnderthonen
abpracticieren, in schutz oder schirm nemmen sollen, Vnd das hiedurch, ob sich ie-
mandts sunst zü der Protestierenden I 254a I Religion begeben wolte, den selbigen
solichs onbenomen sein solle.
Nun haben aber die Protestierenden nie begeret, iemand seine vnderthanen abzu-
practicieren, jnn schutz oder schirm zü nemen, sonder allein, weil sie wissen das
jnen Gott die reine lehre seines h. Euangeli mitgetheilet, wie blod sie deren volgen
vnd wie schwechlich sie andere darzü fürdern, haben sie das nit konden einghon7,
das sie niemand zü sich bewegen solten. Das h. Euangeli solle, wer das erkennet, be-
geren, wie der Herr beuolhen8, allen creaturen zü zuü bringen vnd mit war Christli-
chen mittelen dazü bewegen wen jeder kan oder mage; wie der h. Paulus zü Agrippa
sagte, das er vor Gott wünschet, das alle die jnn horten, würden wie er war, außgeno-
men seine band9 10.
l0Dis achten wir aber die recht Christlichen mittel: Meniglich mit Christlichem
bericht vnnd güten exempeln des lebens bewegen, das er die lehre Christi hore, lese,
verstande, deren gelebe vnd die fürdere, jeder nach seinem berüff. Alß, so es vnder-
thon sind, das sie die lehre Christi, wa sichs gepiirt, mit Christlicher bescheidenheit
vnd bestendigkeit bekennen, deren berichten wen jeder kan, vnd fürnemlich jeder
die seinen, die jm jnn sonderheit befolhen, verwandt oder zügethon sind, auch mit
1. daß die Kirchen dadurch wenig erfreut werden [>sein< ist Gen. neutr.].
2. S. dafür Stupperich, Neuordnung, bes. S. 640,652-666.
3. Vgl.Joh 5,22.
4. verfahren, sich benehmen.
5. Den Schmalkaldischen Bund.
6. erfüllen.
7. sich einlassen auf.
8. Vgl. Mk 16,15.
9. Vgl. Act 26,29.
10. Welche Christliche mittel, die leut zü vnser religion zü bewegen. [Marg.].
 
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