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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]; Augustijn, Cornelis [Bearb.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 9,2): Religionsgespräche (1541 - 1542) — Gütersloh, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.29836#0422
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ALLE HANDLUNGEN UND SCHRIFFTEN (1541)

dera leben getrewlich bezeuge vnd jederman anmütig mache. Sinds dann oberkeiten,
die bei den iren satzungen vnd ordnungen zu machen, das bose zu straffen vnnd das
gut zugepieten haben, das die selbigen in krafft der Oberkeit verschaffen, das die
jren durch ordenliche, bewerte, getrewe diener das Euangelium rein gelehret vnnd
inen die heyligen Sacrament vnnd alle Kirchen ubungen, vermoge I 254 b I der selbi-
gen rheinen lehre Christi, außgespendet vnnd verrichtet, vnd die ware Kirchen
zucht geübet werde. Vnd so dann die selbigen oberkeiten, die doch jnn anderen sa-
chen macht haben, anderer Ständen hilff vnd beistand zügebrauchen vnd deßhalben
verstendtnus vnd bündtnus zü machen, der vnseren hilff, beistand vnd bündtnus,
sich bei der Religion Christi zü erhalten, begeren, das man solichen diß alles getrew-
lich leiste.
1 Also zelen wir das allein vnder die Christlichen mittel, leut zü vns zübewegen:
Christlichen bericht vnd vermanung, sampt güten exempeln; Vnd gegen den Ober-
keiten: Alles das weiter leisten mit thatlicher hilff vnd verbündtnus zü der selbigen,
das one das iedes glid des Reichs dem anderen sich bei dem landtfriden jnn rechten
sachen zü handthaben schuldig ist. Es ist ja jede Oberkeit im Reich den anderen
schuldig, sie bei dem landtfriden inn rechten sachen zü schützen das best iede ver-
mage, vnd wider recht niemand vergwältiget werden zülassen. So wir dann vnser
Religion erkennen für die einige ware Christliche Religion, deren halben man nit al-
lein niemand beleidigen, sonder iederman mehr schutzen, schirmen vnnd alles guts
beweisen solle, so sind vnsere Obren vor Gott schuldig, alle Oberkeiten vnd glider
des Reichs, so vil ann jnen, wie zü der selbigen zu fürdern, also auch bei deren zu
schützen, so weit in Gott ir vermogen darzü erstrecket.
2Züm fünfften ist biß har ein grosse vnnd gefahrliche onrüg im Reich durch die
Camerassessores erwegt1 2 3 vnd erhalten worden, nach dem die bittere wurtzel vnder
sie komen vnd täglich so auff gewachsen vnnd erstarckt worden ist, das inn kurtzen
zeiten von disem gericht ab- I 255 a! kommen vnd abgetriben worden sind alle, die
gegen vnseren obren gleiches gemüts4 gewesen, vnd andere mit geschwinden5 prac-
ticen vnd gewaltigen händlen, darunder weder gemeyne recht nach des reichs ord-
nung oder der Key. Mai. gnädigste anstende vnd mandaten angesehen, einkommen,
welche sich gegen vnsern Ständen der massen besonders vnd offentlich haben verne-
men lassen vnd erzeygt, als die es darfür halten, das an vns niemand könde vnrecht
thün dann alleyn der vns etwas gleichs oder rechts widerfaren lasset, wo ers weren
kan6.
Dise leut haben das Wormisch Edict vnd Augspurgischen Abscheid, in denen

1. Christlich oheren sollen iederman hei warer religion den landtfriden erhalten helffen. [Marg-1
2. Die gefahrlich practick des Camergerichts. [Marg.].
3. erregt.
4. ehrlich gesinnt.
5. schlauen.
6. Bis 1524 war das Reichskammergericht überwiegend lutherisch gesinnt. Im Jahre 1524 fand
eine Visitation statt, die besonders die religiöse Stellung der Gerichtspersonen betraf. Nach einigen
Jahren war das Gericht zum Verfechter des altgläubigen Rechtsstandpunktes geworden; s. Smend,
Reichskammergericht, S. 128-132.
 
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