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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0026
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Das Epitaphienbuch derer zum jungen wird vom Mainzer Stadtarchiv (III m b) aufbewahrt.
Diese Papierhandschrift (32:20 cm) stammt aus den Jahren vor 1633, sie enthält meist
Zeichnungen von Grabsteinen der Patrizierfamilie in Mainzer und in auswärtigen Kirchen
(im Rheingau, Frankfurt, Speyer, Oppenheim und Königstein). Auch Wandgemälde und ein
hl. Grab, sowie viele Wappendarstellungen kommen vor1. Das Buch ist von einer geübten
Hand mit Bleistift vor- und dann mit Tinte nachgezeichnet, die Inschriften sind meist knapp
gehalten. Auf Fol. 88 wird ein gemaltes Wappen- und Epitaphienbuch genannt, woraus man
schließen könnte, daß unser Buch nur eine.Abschrift davon ist. Bisweilen unterlaufen auch Irr-
tümer, wie z. B. bei dem Grabstein des Jekel . . . zum guldin Swanen ft 1395 (Nr. 792) in
St. Emmeran, der im Epitaphienbuch nach St. Quintin versetzt wird und wo zudem die In-
schrift noch verlesen ist.
Der Auftraggeber ist wahrscheinlich Johann Maximilian zum Jungen gewesen, ein Ange-
höriger des Frankfurter Zweiges der Familie, der große genealogische Interessen hatte und
auf dessen Veranlassung auch all die vielen losen Zeichnungen im Mainzer Stadtarchiv und
im Darmstädter Staatsarchiv, sowie die Genealogie im Frankfurter Stadtarchiv zurück-
gehen2. Als Zeichner wurde der Mainzer Maler Gerhard oder Georg Brück ermittelt3.
Ein anderes Werk, das auch am Rande unserer Betrachtungen über die Handschriften liegt, sind
die Zeichnungen von Grabsteinen der Grafen von Nassau, die der Maler Heinrich Dors von
Altenweilnau 1632 anfertigte. Das Werk befindet sich heute im Staatsarchiv in Wiesbaden.
Eine Kopie von 1768, die der Archivrat F. von St. George herstellte, besitzt die nassauische
Landesbibliothek in Wiesbaden4. Als fast gleichzeitige Parallele zur Epitaphienhandschrift
derer zum Jungen und dadurch, daß einige Mainzer Grabsteine von Angehörigen des Hauses
Nassau hier abgebildet sind, ist uns diese Sammlung von Wichtigkeit. Sie zeigt, wie in diesen
Jahren, vielleicht durch Helwich angeregt, das Interesse an den Grabstätten der Vorfahren
bei Adeligen und Patriziern besonders rege ist.
Johannes Gamans soll in der Reihe der Mainzer Inschriftensammler nicht fehlen, wenn er
auch weniger selbständig sammelte, als daß er Helwichs Nachlaß wahrte.
Er war 1606 wahrscheinlich in Neuenahr geboren5. 1623 trat er in Trier der Gesellschaft Jesu
bei und legte seine Profeß am 26. Dezember 1641 in Antwerpen ab. Eine Zeitlang war er
Militärgeistlicher und zog mit den Truppen durch Belgien und Deutschland. Diese Reisen
benutzte er, um Bibliotheken zu durchsuchen. 1655 findet man ihn in Aschaffenburg, 1660
scheint er in Mainz gewesen zu sein. Falk vermutet, daß er in Aschaffenburg gestorben sei.
Seine Lebensarbeit, zu der er ungeheure Massen von Stoff sammelte, war eine Metropolis
Moguntina, eine Darstellung des Erzstiftes Mainz. In diesen Rahmen wollte Gamans auch
die Inschriftensammlung Helwichs einbauen.
Wie groß dieses Material war, erfahren wir aus der lebendigen Schilderung der beiden
Bollandisten Papebroch und Henschenius6, die Gamans 1660 in Mainz und Aschaffenburg
besuchten und sich dabei im Aschaffenburger Kolleg seine Notizen zeigen ließen.
Außer dieser seiner Lieblingsarbeit an der Metropolis Moguntina war er ein eifriger Helfer
der Bollandisten bei ihrer Arbeit an den Acta Sanctorum. Er besorgte die Biographien der
Mainzer Heiligen und half bei der Durchsicht der Kirchenschätze nach Reliquien und der
Bibliotheken nach Heiligenviten. Er hat sich so ein recht beträchtliches Verdienst am Zu-
standekommen eines großen Teils der Bände dieses Werkes erworben.

1 Schrohe in: Beitr. X beschrieb einen Ausschnitt aus der Familiengeschichte.
2 Beitr. X 5. 117. 3 Beitr. II S. 99. -
4 Die Handschrift ist im allgemeinen noch unveröffentlicht. Nur einzelne Grabmäler finden sich in den Nassauischen Heimat*
blättern in den Jahrgängen 18—26, 1914—1925. —
5 Frz. Falk, Der Geschichtsforscher J. Gamans, in: Der Katholik 40, 1878 S. 300. — Paul Lehmann, Die Bibliothek des Klosters
Amorbach, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens NF 17, 1930 S. 267/68, 273. — P. Paulus Weissen*
berger, P. Gamans SJ und die Kirchengeschichtsschreibung Mainfrankens, Zeitschrift für bayr. Kirchengeschichte 1941 S. 129. —
Klein, Gamans als Inschriftensammler. Mainzer Gymnasialprogramm 1869. — C. Sommervogel, Bibliotheque des ecrivains de la
Compagnie de Jesus, III. Brüssel 1892 S. 1148. — Otto Meyer, Johannes Gamans S. J., ein vergessener Chronist, in: Fränkische
Blätter für Geschichtsforschung u. Heimatpflege III, 1951 Nr. 2 S. 5—7. —
6 F. Arens in: M. Z. 39, 1947 S. 41 f. — W. Engel u. M. H. v. Freeden, Eine Gelehrtenreise durch Mainfranken 1660. Würzburg
1952 S. 15. —

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