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Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0045
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dem Altar beigesetzt werden. Sein Grabstein und Totenschild, vielleicht noch die Verglasung
der benachbarten Fenster, all das bildete eine einheitliche Ehrung seines Gedächtnisses.
Die ältesten erhaltenen Altäre sind der Nassauer und der Scharfensteiner, die beide nach
1600 errichtet wurden (Nr. 529, 541). Diesen Altären boten die gotischen Kapellen, das
westliche Qüerhaus und der Ostchor Platz. Vereinzelt haben auch die Kurfürsten solche
Altaraufsätze gestiftet, Johann Schweikard von Kronberg den Kreuz- oder Laienaltar im
Ostchor 1608 (Nr. 557) und Georg Friedrich v. Greiffenklau den der Michaelskapelle (erst
1662 fertiggeworden). Im allgemeinen sind sie jedoch der Munifizenz der Domherrn über-
lassen geblieben.
Auch diese Altäre hat die Verwüstung der Jahre um 1800 gemindert, einige sind auch noch
im Laufe des 19. Jahrhunderts ausgebaut und meist in Landkirchen aufgestellt worden. So
verschwanden von den Seitenkapellen-Altären fast jeder zweite. Die meisten Kapellen wur-
den nach Niederlegung der Zwischenwände auf die doppelte Länge gebracht. Es wurde also
aus zwei Kapellen eine gemacht. Außerdem wurden die Ostchor-Altäre um 1870 beseitigt.
Die Domvikare
Den Vikaren am Dom waren die Feiern der gestifteten Messen anvertraut, deren Mehrzahl
Seelgedächtnisse (Anniversarien) waren. Dementsprechend waren die Vikare geweihte
Priester, was auf die Domkapitulare nicht immer zutrifft. Da die Domherren meist nicht die
gestifteten Messen lesen konnten, weil sie nicht im Besitz der Priesterweihe waren, mußten
eben die Vikare diese Funktion übernehmen. Nebenher waren sie oft noch Kanoniker an
anderen Stiften, wo zur Aufnahme die adlige Herkunft nicht erforderlich war.
Bis zum Jahre 1537 gab es 42 Altäre mit 48 Benefizien. Einige Altäre hatten also zwei und
drei Benefiziaten (was auch anderswo vorkommt, z. B. in Worms und Speyer). Nach 1537
bestanden in Mainz durch die Aufhebung von drei Vikarien nur noch 39 mit 45 Benefizien.
1763 waren es noch 37 Vikarien1.
Aus all dem ergibt sich schon, daß die Vikare im kulturellen, gesellschaftlichen und politischen
Leben nicht die bedeutende Rolle spielten, wie sie von vornherein den Domherren zukam.
Sollten daher biographische Nachrichten etwa zur Ergänzung eines teilweise unleserlichen
Grabsteines notwendig sein, so wird man meistens feststellen, daß diese Vikare am Dom
sowie an den anderen Kirchen, überhaupt der ganze sogenannte Clerus secundarius meist
schwer zu erfassen ist. Es mangelt an älteren und neueren Verzeichnissen über sie durchaus.
Nur zufällige Erwähnungen können manchmal helfen. Wenn ein Domvikar Stiftsherr an einer
anderen Kirche war, dann lassen sich allerdings die Verzeichnisse der Prälaten (und die seltener
veröffentlichten der Kanoniker z. B. St. Stephan bei Wagner-Schneider II S. 531) heranziehen.
So mußten in sehr vielen Fällen bei mangelhaften Angaben der Überlieferung, wenn etwa
Todesdatum oder Namen fehlte, die Inschriften der Vikare ohne Ergänzung bleiben. Auch
die Mainzer Kirchenbücher bieten für diese Zeit kaum eine Auskunft, da sie erst um 1600,
teilweise noch viel später einsetzen. Die Borgationsbücher, die aus dem 16. Jahrhundert schon
vorhanden und zum Teil im Mainzer Stadtarchiv verzettelt sind, gewähren mehr Angaben
über Rechtsgeschäfte bürgerlicher Personen. In diesem Zusammenhang müssen auch die ver-
zettelten Mainzer Urkundenbestände des Stadtarchivs erwähnt werden, die von vielen Geist-
lichen Daten bringen, allerdings wieder nur für die Zeit von etwa 1300 bis um 1500 —
Natürlich war bei der verhältnismäßig bescheidenen Geltung der Vikare auch deren Grabmal
einfach. Meist sind es Grabsteine oder Bronzeplatten auf älteren Steinen. Von manchem
wurde auch nur der Name oder dessen Initialen und das Todesdatum in den älteren Grabstein
eingemeißelt, unter dem er bestattet worden war. Immerhin sind es über 125 Bestattungen
von Vikaren, die man bei Bourdon zählen kann.
Ihr Hauptbegräbnis war der Domkreuzgang und wohl auch der Garten innerhalb des Kreuz-
gangs. Vikare dürften wohl kaum innerhalb des Domes bestattet worden sein.
Epitaphien von Domvikaren innerhalb des Dombezirks sind sehr selten. Man wird wohl das
kleine Wandgemälde des Stephan Lilienbaum f 1560 (Nr. 448) dazu rechnen können sowie
einige Epitaphien des 18. Jahrhunderts. Außerhalb des Domes konnten sie sich natürlich in

1 Domkapitelsprotokolle III S. XXIII. — Hinweise von Dr. H. Hartmann. — Die Zahl der Vikare an den einzelnen Mz. Kirchen
im Jahre 1513 s. Beitr. III S. 93 Anm. 1. —

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