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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Arens, Fritz [Bearb.]; Bauer, Konrad Friedrich [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 2 : Heidelberger Reihe ; Band 2): Die Inschriften der Stadt Mainz von frühmittelalterlicher Zeit bis 1650: auf Grund der Vorarbeiten von Konrad F. Bauer — Stuttgart: Druckenmueller, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.52057#0047
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41) sind alle Denkmäler bis in den Beginn des 16. Jahrhunderts aus grauem Sandstein angefer-
tigt. Bei den genannten drei Rotsandsteindenkmälern handelt es sich um recht schlichte Schöp-
fungen in verhältnismäßig flachem Relief. Das dürfte vielleicht ihre Ausnahmestellung etwas
erklären. Selbstverständlich wurde der graue Sandstein auch bei den Grabmälern der Domher-
ren angewandt, wenn es sich um hochplastischere und bildhauerisch wertvollere Schöpfungen
handelte, so bei denen des Konrad Rau von Holzhausen f 1464 (Nr. 163) und des Gerhard
von Ehrenberg J 1498 (Nr. 247).
Mit dem Beginn der Neuzeit wurde die Einheitlichkeit des Materials aufgegeben. Zwar kannte
man im Mittelalter Bronzeauflagen auf Grabsteinen und Denkmälern, z. B. Inschriftstreifen,
Man fertigte jedoch immer ein Denkmal aus einer Steinsorte an. Eine ganz leichte Lockerung
dieses Prinzips tritt schon bei dem Denkmal Adalberts von Sachsen f 1484 (Nr. 209) ein, wo
die Seitenfigürchen aus Tuffstein sind, während das Denkmal wie üblich aus grauem Sand-
stein besteht. Hans Backoffen arbeitete, wie wir aus ihm erteilten Urkunden und von seinen
Kreuzigungsgruppen wissen, gerne in Tuffstein, der sich ja in bruchfrischem Zustand leicht
(fast wie Holz) schneiden läßt. Die drei großen Erzbischofsdenkmäler des Domes fertigte er
allerdings meist in grauem Sandstein, wohl, weil dieses Material für die monumentaleren Auf-
gaben das geeigneteste war und sich auch den älteren Denkmälern besser anpaßte. Bei den
beiden jüngeren der drei Denkmäler sind die Figuren allerdings schon aus Tuff, der architek-
tonische Rahmen aus Sandstein. Es tritt also schon jene für die spätere Zeit charakteristische
Mischung des Materials auf. — Die Schüler und Nachfolger von Backoffen bedienten sich auch
noch dieser Technik, z. B. am Hattsteinepitaph (Nr. 319) und an den drei Denkmälern der
Memorie (Nr. 372, 414 u. 444).
Ursprünglich sah man vielleicht diesen Materialwechsel nicht. Es wäre durchaus möglich,
daß bei den drei Erzbischofsdenkmälern Backoffens schon immer die Materialunterschiede
durch Farbe überdeckt waren, wie es heute der Fall ist. Mit dem Fortschreiten der Renaissance
zum Manierismus werden nun auch die Farben der einzelnen Steine hervorgehoben. Die In-
schriften werden oft in das heimische Schiefermaterial eingegraben (z. B. Nr. 414 u. 479), die
Buchstaben dann vergoldet. In zunehmender Masse wird Alabaster sowie weißer und bunter
Marmor bei Altären und Denkmälern verwandt. Der daraus sich ergebende Farbenreichtum
war der Stilrichtung des Manierismus am Ende des 16. Jahrhunderts sehr erwünscht, obwohl
auch da noch einfarbige Denkmäler auftreten (Familiendenkmäler der Gablenz Nr. 508 u.
Brendel von Homburg Nr. 451, Rupert Rau von Holzhausen f 1588 Nr. 501) oder Grab-
mäler aus einer Steinsorte bunt bemalt werden. Bezeichnenderweise scheint man an den Denk-
mälern aus einheitlichem Material verschiedene Steinsorten durch die Bemalung nachzuahmen.
So wird am Denkmal der Erzbischöfe Sebastian von Heusenstamm f 1555 und Daniel Bren-
del f 1582 (Nr. 428, 482) die Schrifttafel schwarz gehalten, die tiefen Buchstaben vergoldet.
Vielleicht wollte man damit die Farbe des sonst für Inschrifttafeln oft verwandten Schiefers
nachahmen. Man möchte annehmen, daß die heute erneuerte Farbe in diesem Falle das alte
Vorbild nachahmt.
Eine eigene Gruppe bilden die Bronzedenkmäler des Domes und anderer Mainzer Kirchen.
Von ihnen ist nichts mehr erhalten geblieben, was bei der ehemals vorhandenen großen Fülle
immerhin erstaunlich ist.
Ganz aus Bronze hergestellte Grabplatten waren in Mainz nach Ausweis der Überlieferung
selten (z. B. Otto von Rüdesheim t 1320 Nr. 34). Diese in Nürnberg und Norddeutschland
besonders gepflegte Kunst scheint in Mainz nicht häufig geübt worden zu sein, obwohl der
Bronze- und Messingguß mit den Domtüren und Säulen des Dom- und St. Stephans-
Hochaltars gelegentlich bedeutende Proben seines Könnens ablegte.
In Mainz überwogen die Bronzeauflagen der Steine, nämlich Inschriftstreifen und Wappen-
schilde. Ein frühes Beispiel ist der Stein Wilhelm Pintschons t 1360 (Nr. 42), dessen Inschrif-
ten auf Metallstreifen standen. Im 16 Jahrhundert faßt man die Inschrift auch oft auf Tafeln
zusammen, das Wappen des Verstorbenen wird dann in großer Form inmitten des Grab-
steines in Bronze gegossen montiert.
Gleichzeitig kommt im 16. Jahrhundert mit der Herausbildung des kleinen Epitaphs für Dom-
herrn und andere Personen auch das ganz aus Bronze gegossene kleine Wanddenkmal auf, wo-
von uns mehrere Beispiele überliefert sind (Nr. 1530, 1585). Dazu gehört das von Hieronymus
Hack gegossene des Diether von Dalberg f 1585 (Nr. 496), das wir uns nach in der Aschaffen-

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