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Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]; Neumüllers-Klauser, Renate [Bearb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 12 : Heidelberger Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt und des Landkreises Heidelberg — Stuttgart: Druckenmueller, 1970

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https://doi.org/10.11588/diglit.52965#0081
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Ruprecht, Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein und römischer König, der gerechte Freund des Friedens und des Glaubens,
der Gott würdig schien, weil er für die Gerechtigkeit litt, der Begründer dieses heiligen Baues und des Kollegiatstiftes ruht
hier mit seiner keuschesten Gattin Elisabeth, Burggräfin von Nürnberg. Er schied aus dem Leben im Jahr Christi 1410 am
15. Tag vor den Kalenden des Juni.
Datum: 18. Mai.
Nach kunsthistorischen Stilkriterien ist die Tumbaplatte Ruprechts I. und seiner Gemahlin in die Zeit
des weichen Stils, d.h. in die Zeit zwischen 1410 und 1430 zu datieren3).
Die äußere Form der Inschrift, von der die Fragmente IVST9 • PA (2. Zeile), VSTICIA • PATERETV
und S • SA (3.Zeile) erhalten geblieben sind, paßt zu diesem Zeitansatz nicht. Die Inschrift ist in Kapitalis
ausgeführt mit 9-Kürzung für die Schlußsilbe des iustus. Bei einer Tumbaplatte aus der Zeit 1410/30 wäre
dagegen eine Umschrift in gotischen Minuskeln zu erwarten4). Wahrscheinlich ist die ursprüngliche In-
schrift bei einer Versetzung der Tumba oder bei einer der zahlreichen Bestattungen im Chor beschädigt
oder zerstört worden, so daß die Anbringung einer neuen Schriftleiste nötig wurde. Eine Datierung der
Schrift nach den erhaltenen Fragmenten ist schwer; die Kapitalis tritt in dieser Form im Heidelberger
Raum um 1500 auf5). Diese (zweite) Schriftleiste wurde offenbar bei der Zerstörung der Grabdenkmäler
1693 in Mitleidenschaft gezogen. Die Inschrift wurde 1747 beiderseits des in die Scheidemauer eingemauer-
ten Denkmals auf die Wand aufgemalt6 *). Die Zeichnung von Walpergen im Kurpfälzischen Museum aus
dem Ende des 18.Jahrhunderts zeigt dagegen eine Tafel mit der Inschrift oberhalb der Platte"). Ob die
in Fragmenten erhaltene und in nichtoriginaler Überlieferung vollständig vorliegende Inschrift im Wort-
laut jener entspricht, die ursprünglich am Ruprechtsgrab stand, ist aus der Quellenüberlieferung nicht
ersichtlich. Die älteste Nachricht stammt aus dem Werk des Cuspinianus, De caesaribus atque impera-
toribus Romanis (Straßburg 1540). Da Cuspinian 1529 starb, muß spätestens zu dieser Zeit die Inschrift
im vorliegenden Wortlaut vorhanden gewesen sein. Für die in den Fragmenten erhaltene Kapitalis paßt
dieser Zeitansatz gut. Anderseits ist nicht auszuschließen, daß die Inschrift zwar nicht der Form, wohl
aber dem Wortlaut nach mit der ursprünglichen Grabschrift identisch ist. Die bei einigen Autoren geäußer-
ten Zweifel am Stil und an der Datierungsform sind m.E. als Gegenargument nicht stichhaltig genug8).

а) In der literarischen Überlieferung ist meist Zeichensetzung eingeführt. Nach Ausweis der Fragmente Worttrennung durch
Punkte.
Ü Programm für die Bestattung Friedrichs II. 1556: ,,so man darauff in die kirch kombt, soll die bar oder leich vor dem hohen
Althar im chor hinter König Ruprechtz grab niedergestelt werden“ Huffschmid, Heiliggeistkirche 197 Anm.
2) Der Bericht darüber bei Wickenburg I 45 ff., gedruckt bei Oechelhäuser, Thesaurus 82 f. - Wickenburg war zu jener Zeit
Präsident der Kurpfälzischen Geistlichen Administration.
3) Schweitzer 41. - Ebenso KdmBaden VIII 2, 135 und die neueren Autoren.
4) So ist die Abbildung bei Stillfried, Altertümer und Kunstdenkmäler des Hauses Hohenzollern Bd. I Taf. XVIII zu erklären:
Stillfried hat um die Tumbaplatte eine Schriftleiste mit der überlieferten Inschrift in gotischer Minuskel konstruiert.
5) Vgl. die Dossenheimer Bauinschriften nrr. 138, 139 sowie die dort angeführte Bauinschrift aus Beerfelden vom Jahre 1500;
im Jahre 1519 entstanden das Handschuhsheimer Grabdenkmal des Hans von Ingelheim (nr. 212) und die Glasgemälde von
Schönbrunn (nr. 213) mit Inschriften in Kapitalis.
б) Wickenburg a.a.O., bei Oechelhäuser 83: „inscriptio cum a dextris tum a sinistris memorato lapide apposita“.
’) Federzeichnung von J.P.Walpergen, vgl. KdmBaden VIII 2, 135.
8) So Ludewig-Finsterwald 144, ferner Mays, Grabmal. Datierungen nach dem römischen Stil sind im Ausgang des 14. und
im beginnenden 15.Jahrhundert mehrfach bezeugt; vgl. nr. 59, 61 (1393), nr. 62 (1394), nr. 88 (1430), nr. 91 (1438). - Als
huius chori et collegii fundator wird Ruprecht auch in der Inschrift nr. 96 im Chorgewölbe der Heiliggeistkirche bezeichnet,
die kaum später als Mitte des 15.Jahrhunderts zu datieren sein wird.
Cuspinianus, De caesaribus (1540) 593. - Pantaleon II 361. - Chytraeus* 2 300. - Sweertius 437. - Adamus 9. - Zeiller 224. -
Mieg, Epitaphia 8. - Hentzner 179. - Pareus 185. - Aicher II 69. - Wickenburg I 46 (mit einer Federzeichnung, die als erste
Abbildung der Bildnisplatte von Wert ist). - Kayser 242. -J.H. v. Hefner-Alteneck, Trachten des christl. Mittelalters II Taf. 127
(Abb.). - Stillfried I Taf. XVIII (Abb.). - Mays, Grabmal (Abb.). - Geiler, Grabstätten 40. - Schweitzer 4off. - Huffschmid,
Heiliggeistkirche 196ff. - KdmBaden VIII 2, 135 (Abb.). - F. Huber, Das König Ruprechtsmonument in der Heiliggeistkirche
zu Heidelberg. Diss. (Heidelberg) 1924.

88

Schönau, ehern. Kloster

1430

Kapitell, heute vor der sog. „Hühncrfautei“ als Blumentrog aufgestellt. Die Inschrift ist unterhalb der
zum Kelchrand ausladenden Kehle in fünf Zeilen untereinander eingegraben, die Zeilen gehen jeweils
etwa über y3 des gesamten Umfanges. Das Kapitell aus rotem Sandstein stammt vom Ostbau (Kapitel-
saal) des Klosters4).

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