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Zahn, Peter [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 13 : Münchener Reihe ; Band 3): Die Inschriften der Friedhöfe St. Johannis, St. Rochus und Wöhrd zu Nürnberg (Teilbd. 1: bis zum Jahre 1580) — München: Druckenmüller, 1972

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https://doi.org/10.11588/diglit.45637#0013
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aus den ebenfalls noch erhaltenen Bamberger Stationen übernommen, die Rauheneck um 1500 gestiftet
hatte16). Endpunkt der Kreuzwegstationen bildeten die Adam Kraftsche Kreuzigungsgruppe und die
Grablegung, die wohl gleich in die damals noch so genannte Stephanuskapelle eingefügt worden war.
Im Jahre 1513 ließ Heinrich Marschalk von Rauheneck, wohl durch Hans Behaim d.Ä.17), die Erwei-
terung der Kapelle beginnen. Er starb jedoch noch vor Vollendung des Baues18). 1515 war die Kapelle
bereits in Händen des Peter Imhoff19), dessen Nachkommen bis in die siebziger Jahre einen Schlüssel dazu
besaßen und 1564 und 1571 Reparaturen an der Kapelle ausführen ließen20). Wann und in welcher Form
ein Nutzungsrecht der abwechselnd „St. Stephanus“, „Zum heiligen Grab“, auch „Mutter Angst“ und
„St. Rochus“ genannten Kapelle auf die Familie Holzschuher überging, läßt sich nicht mehr einwandfrei
feststellen. Die Akten des von 1593 bis 1604 dauernden Prozesses zwischen beiden Familien sprechen deut-
lich zu Gunsten der Imhoff als Erstbesitzer21). Sicher ist immerhin, daß der 1511 gestorbene Friedrich Holz-
schuher zwar noch in St. Sebald begraben wurde (vgl. Nr. 10 und 53) 22), seine 1521 gestorbene Ehefrau
Barbara jedoch nicht in der zu jener Zeit bereits errichteten Kapelle, sondern auf dem Johannisfriedhof,
Grab Nr. 1109 (vgl. Nr. 10, 52, 53). Aber auch das 1520 datierte Epitaph für den 1526 in Venedig verstor-
benen Wolfgang Imhoff lag außerhalb der Kapelle, wenn auch auf einem Stein in unmittelbarer Nähe
(vgl. Nr. 31)23).
Lazarus Holzschuher (f 1523) war der erste, der in der Kapelle begraben wurde; 1525 folgte ihm seine
Frau nach21). Von da an bis zum heutigen Tag blieb die Kapelle Grabstätte der Holzschuher. Im Jahre 1925
kaufte sie die Stadt Nürnberg und ließ sie in den Jahren 1927, 1950 und wieder 1970/71 restaurieren.
Der St.johannisfriedhof
Keimzelle der Anlage rings um die heutige Kirche und ehemalige Kapelle dürfte ohne Zweifel der
Siechkobelfriedhof sein, von dessen geplanter Einrichtung in der Urkunde von 1238 die Rede ist und der
sicher um 1250 bereits bestand25). Ein zweites Stück wurde 1395 gleichzeitig mit dem Langhaus der
St. Johanniskirche und der Stephanuskapelle als Pestfriedhof geweiht26); es lag, nach dem um 1518 vom
damaligen Pfleger Ulrich Starck (1484-1549) 27) zusammengestellten Salbüchlein des Siechkobels, in der
Nähe der St. Stephanuskapelle, und zwar zwischen ihr und der Johanniskirche28). Im gleichen Jahr 1395
ließ der Rat der Stadt eine Truhe anfertigen, in der man die Toten auf den Gottesacker von St. Johannis
führen sollte29); der Friedhof wurde demnach in Pestzeiten bereits für in der Stadt Gestorbene benützt.
Die Bestattung der Toten auf Friedhöfen außerhalb der Stadtmauern war im Römischen Reich bis unter
Konstantin d. Gr. gesetzlich vorgeschrieben30), ebenso bei den Juden31); in christlicher Zeit zunächst ab-
gekommen, wurde sie spätestens seit dem Laterankonzil von 1179 32) wieder erlaubt, aber nur zu Pestzeiten
geübt. In Wien, Magdeburg und Erfurt wurden während der Pestjahre 1348-51 die Bestattungen auf den
alten Kirchhöfen innerhalb der Städte verboten33), ebenso vorübergehend im Jahre 1349 in Straßburg die
Bestattung in den Kirchen34). Breslau hatte schon in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mehrere Außen-

ausgemacht wirt, 100 Gulden abzuzahlen. Vgl. Geyer, Zur Geschichte der Adam Krafftschen Stationen, Rep. f. Kunst-
wissenschaft 28 (1905) S. 504.
16) Die Texte der Stationsinschriften bei Geyer a. a.O. S. 505.
17) Kunstdenkmale X S. 191.
18) Wohl im Jahre 1514, wie der „Geschlechtslehenbrief des Kuntz Marschalk von Ebnet nach dem Tode seines
Bruders Heintz Marschalk von Ebnet sei.“ von 1514 ausweist, vgl. Geyer a.a.O. S. 503.
19) Peter Imhoff d. Ä., 1444-1528, Bruder des Stifters der Kapelle auf dem Rochusfriedhof (vgl. dort).
20) Geyer a.a. O. S. 498f. und S. 500.
21) Die Prozeßakten (StAN SIL. 201 Nr. 39) auszugsweise abgedruckt und eingehend kommentiert bei Geyer
a.a.O. S. 497ff.
22) Nicht unter Grab 1109, wie Holzschuher, Sammlung einiger Nachrichten S. 9, meint.
23) Zu Wolfgang Imhoff (1473-1523) vgl. Biedermann, Geschlechtsregister Nürnberg Taf. 174; MVGN siche
Register.
24) Holzschuher, Sammlung S. 10.
25) Vgl. oben bei Anm. 5.
26) Hirschmann, St. Johannis S. 2; zur St. Stephanuskapelle siehe oben das Kapitel „Holzschuherkapelle“.
27) Biedermann, Geschlechtsregister Nürnberg Taf. 179 und 219.
28) Nagel, St.johanniskirchhof, Okt. 1928 S. 2.
29) Baader, Beiträge zur Kunstgeschichte Nürnbergs 2 S. 33.
30) Brecht, Friedhof und Grabmal S. 6.
31) Ebenda S. 55; zur Literatur über Judenfriedhöfe ebenda S. 64.
32) Siehe oben Anm. 3.
33) Derwein a.a.O. S. 98.
34) Ebenda S. 168.

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