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Lutz, Dietrich [Bearb.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 15 : Münchner Reihe ; Band 4): Die Inschriften der Stadt Rothenburg ob der Tauber — München: Druckenmueller, 1976

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https://doi.org/10.11588/diglit.45638#0021
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kauf von 56 Metallplatten verhindert, während eine Gruppe von etwa 90 Grabsteinen bei den Restaurie-
rungsarbeiten an der Jakobskirche verwendet wurden2").
Westlich der Friedhofkapelle sind noch einige Gräber in ihrem ursprünglichen Zustand mit den darauf
befestigten Metallepitaphien erhalten. Eine größere Anzahl von Epitaphien (wohl meist die 1855 geretteten)
ist an den Wänden der Friedhof kapelle angebracht; einige Epitaphien, die vom Friedhof stammen, werden
in der Heiltumkammer der Jakobskirche aufbewahrt. Von den bei Bezold erwähnten großen Grabmälern
(z. B. Nr. 429t) ist keins erhalten. Trotz der Bemühungen um Rettung der bedrohten Epitaphien im
19. Jahrhundert sind die Verluste seit 1747 sehr groß. Von den etwa 280 bei Bezold für die Zeit vor 1650
überlieferten Inschriften sind nur 26 erhalten geblieben. Das ist vor allem auf den hohen Materialwert der
Metallepitaphien zurückzuführen.
Rathaus25 26).
Das Rathaus in Rothenburg besteht aus zwei Bauteilen verschiedener Epochen. Der gotische Teil mit
dem Glockenturm (vgl. Nr. 210) wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Im Jahre 1501 brannte
ein Teil dieses Baus ab und wurde in den Jahren 1572-1576 (vgl. Nr. 268) durch den großen Renaissance-
bau ersetzt. Maßgeblich an den Bauarbeiten, besonders an der Bauplastik, war der Rothenburger Stein-
metz LeonhardWeidmann beteiligt, der auch am Neubau des Spitals (vgl. Nr. 638, 20), beim Bau des
Hegereiterhauses, des Spitaltores (vgl. Nr. 348) und des Baumeisterhauses mitwirkte.
Inschriften an städtischen Gebäuden sind weit seltener als an kirchlichen, meist sind es Bauinschriften
die das Jahr der Errichtung und die am Bau beteiligten Mitglieder des Rats nennen. In seltenen Fällen
wird der Zweck des Baus genannt, z. B. in der Inschrift am sogenannten Blatternhaus in der Spitalgasse 4
(vgl. Nr. 219).
Die Inschriften, die sich ehemals im Gymnasium befanden, sind beim Brand des Gebäudes im zweiten
Weltkrieg verloren gegangen27 28).
Vom Wirken des Deutschen Ordens von 1290 bis zur endgültigen Aufgabe von Besitz innerhalb des
Rothenburger Gebietes hat sich erstaunlicherweise kein Zeugnis erhalten außer der absichtlich unkenntlich
gemachten Bauinschrift (vgl. Nr. 343 a), einem interessanten Beispiel einer deletio memoriae.
Im Gegensatz zu anderen Orten (z. B. Miltenberg am Main) gibt es an den Bürgerhäusern Rothen-
burgs mit Ausnahme von Jahreszahlen, oft in Verbindung mit Wappen, so gut wie keine Inschrift aus der
Zeit vor 1650. Die Sitte, Haussprüche und ähnliche Inschriften auf den Putz zu malen oder in das Gebälk
einzuschnitzen, wird hier erst im 19. Jahrhundert geübt, wenngleich sie auf ältere, nicht erhaltene Vor-
bilder zurückgehen mag.
Detwang, evangelisch-lutherische Kirche St. Peter und Paul2S).
Die Kirche zu Detwang wurde zwischen 961 und 984 von dem Edelfreien Reinger, der wahrscheinlich
der Komburger Grafenfamilie angehörte, als Eigenkirche gegründet. Sie war Pfarrkirche auch für das
spätere Rothenburger Stadtgebiet, bis im Jahre 1286 die Pfarrei der Jakobskirche abgetrennt wurde, doch
blieb Detwang Landpfarrei mit einem großen Sprengel. Nach der Reformation wurde die Detwanger
Kirche von Geistlichen von St. Jakob betreut, verwaltete aber bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ihre
Angelegenheiten selbst. Für den Kirchenbau gibt es keine frühen Baunachrichten, doch wurde der beste-
hende Bau in der Hauptsache im 12. und 13. Jahrhundert errichtet. Grabsteine oder Epitaphien aus der
Frühzeit haben sich nicht erhalten (nur eine vermauerte Grabplatte mit einer Ritzzeichnung ohne Inschrift,
vgl. Kdm. S. 303). Nach den Angaben von Bezold befanden sich bereits 1747 nur Epitaphien aus der Zeit
nach 1650 in der Kirche, so daß durch die Renovierungen des 18. und 19. Jahrhunderts keine Verluste
eingetreten sind.
Kobolzell, katholische Kirche Unserer lieben Frau29).
Die Kapelle (Name Kobolzell in seiner Deutung umstritten) wird 1298 in einem Ablaßbrief des Bi-
schofs Manegold vonWürzburg erwähnt. Sie war wahrscheinlich wie die Jakobskirche seit 1258 im Besitz
des Deutschen Ordens.
25) Kdm. S. 329; J. G. Bezold, Zusammentrag aller In und bey Rotenburg ob der Tauber in Kirchen, Schul,
Rathaus, Clöstem, und Gottesacker Ao. 1747 vorhandenen und zu lesen gewesenen Inscriptionen, Monumenten
und Epitaphien. Anhang, (im folgenden zitiert: Bezold).
26) A. Merz, Rothenburger Rathäuser, Programm der kgl. Lateinschule, Rothenburg 1869; W. Teupser,
Rothenburg, Dinkelsbühl, Nördlingen (Berühmte Kunststätten 80), Leipzig 1928; W. Döderlein, Das Rathaus
zu Rothenburg ob der Tauber. Baugeschichtliche Untersuchung, Diss. München 1948 (maschinenschriftlich).
27) A. Merz, Rothenburg in alter und neuer Zeit, Ansbach 2i88i, S. 137; H. Weißbecker, Rothenburg
ob der Tauber. Seine Alterthümer und Inschriften, Rothenburg 1882, S. 80.
28) Kdm. S. 292-296.
29) Kdm. S. 366-373.
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