Ableben 1326 angebracht wurde, Nr. 12, in die Schriftentwicklung der Zeit ein. Zu dieser Gruppe gehört
offensichtlich auch die Umschrift des Tympanons der Fuchsenkapelle zu Ebrach, nach 1276, Nr. 5f, die
in guter Nachzeichnung vorliegt. Die Buchstaben sind in den original erhaltenen Inschriften verhältnis-
mäßig breit angelegt, jedoch, in deutlichem Abstand etwa zu den sehr sorgfältig gestalteten Würzburger
Inschriften der Zeit4, ziemlich grob eingehauen, mit schwankender Größe und in ungleichmäßigem Ver-
lauf. Die Buchstabenformen sind zwar gut beherrscht und geläufig, zeigen aber keinen einheitlichen Ent-
wicklungsstand. Besonders auffallend ist die saloppe Ausführung der Grabschrift des Gottfried von
Schlüsselberg. Im einzelnen steht neben breitem, mit Deckbalken gebautem kapitalem A, dessen linker
Schenkel meist geschwungen und dessen Querbalken gerade, schräg und gebrochen vorkommt, ein aus
der „pseudounzialen“ Form weiterentwickeltes glockenförmiges A mit nach links ausladendem Schopf,
aber ohne Querbalken. Das B ist offen. Neben geschlossenen Formen des C, des E und des F, ja sogar
der unzialen T und U sowie V, treten noch offenes C und kapitales E, in Nr. 12 auch noch offenes un-
ziales E auf. Das H ist unzial. Das I hat drei Varianten, in normaler Kapitalform, mit Knoten in der Mitte
und in J-Form. Ebenso variantenreich zeigen sich M und N sowie T und V. Während Nr. 12 außer
KAL(ENDAS) und O(BIIT), dieses wie in Nr. 10 mit horizontal durchgezogenem Querstrich, keine Kür-
zungen enthält, gebraucht Nr. 10 unbekümmert zahlreiche und z.T. ungewöhnliche Kürzungen und
Ligaturen.
Wenn die Umschrift des Tympanons der Fuchsenkapelle, Nr. 5t, zu dieser Schriftgruppe gehört, wie
es die Zeichnung Agricolas nahelegt und wie wir es soeben angenommen haben, so haben wir mit ihr
auch den Namen ihres Bildhauers, der sich in der Umschrift verewigt hat, gewonnen: fratris Johan[n]is
lapicide memeutote. Die Standesbezeichnung verweist auf einen Angehörigen des Ebracher Konvents, der
seine Fertigkeit wohl nicht nur in den Dienst des Klosters selbst stellte, sondern gewiß wenigstens auch
Arbeiten für dem Konvent nahestehende Kreise wie die Herren von Windheim ausführte.
Neben diesen offensichtlich aus der regionalen Entwicklung hervorgegangenen Inschriften steht eine
Reihe von Inschriften anderer Stilart, sämtlich im Kloster Ebrach. Es handelt sich um die Beschriftungen
zu den Grabmälem der Königin Gertrud und Herzog Friedrichs von Schwaben aus der Zeit nach 1269,
Nr. 4f, der Herzensepultur der Würzburger Bischöfe um 1287, Nr. 7t, des Grabmals von Konrad und
Mathilde Teufel von 1348, Nr. 15, und der Holzschuher-Grabschrift von 1370, Nr. 26, ferner, als Gruppe
für sich, des Stifterreliefs, Nr. 20, und des Tympanonreliefs, Nr. 21, beide von derselben Hand aus der
Mitte des 14. Jahrhunderts. Während die drei letztgenannten original überliefert sind, kennen wir die beiden
ältesten Inschriften nur aus der Überlieferung des 17. und 18. Jahrhunderts, die auch den ursprünglichen
Zustand des Teufelgrabmals festgehalten hat.
Die Nachzeichnungen der Schriften der Chordenkmäler Nr. 4t und 7t tragen einen ausgesprochen
malerischen Stil, der darauf schließen läßt, daß die - übrigens unter der Tünche wohl noch vorhandenen! -
Inschriften nicht eingehauen, sondern gemalt waren. Die Buchstaben zeigen überwiegend Formen, wie
man sie aus der Buchmalerei der Zeit kennt. Der Stil wird vor allem durch eine starke Variation der
Formen bestimmt; so ist beispielsweise in Nr. 4t jedes A, deren zwölf an der Zahl sind, anders gezeichnet,
entsprechend die anderen Buchstaben. In dieser Inschrift taucht eine auffallende Form für die Buchstaben C
und unziales E auf, deren Bögen links von einem Vertikalstrich tangiert sind; das E erhält durch die Parallele
des linken mit dem rechten Abschlußstrich eine symmetrische Gestalt, während das C in beiden Inschriften
noch offen gezeichnet ist.
Daß Agricola im 17. Jahrhundert diese verhältnismäßig seltenen Formen bis ins Detail richtig gesehen
hat, zeigen die späteren Steininschriften Nr. 15, 20, 21 und 26. Die letztere, die Holzschuher-Grabschrift
von 1370, weist einen ähnlich variantenreichen und malerischen Stil auf wie die Chorinschriften, jedoch
mit schmaleren, dem von Rauh beschriebenen „hohen“ Stil der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ent-
sprechenden Buchstaben und mit Verwendung von Minuskelformen des B und des E als Majuskelbuch-
staben. Die sehr sorgfältig eingehauene Inschrift wirkt mit ihren schlanken Formen, zarten Haarstrichen
und Häkchen sehr graziös. Sie weist, wie bereits angedeutet, geschlossenes C und geschlossenes unziales E
mit links tangierenden Vertikalstrichen auf und ist damit das späteste und zugleich in seiner hervorragenden
originalen Überlieferung wertvollste Beispiel dieses Stils.
Der Holzschuher-Grabschrift ging zeitlich die ursprüngliche Gestalt des Teufelgrabmals, Nr. 15,
voran, die den Stil in einfacherer Ausführung vertrat und ebenfalls die beschriebene E-Form aufwies,
während das C die einfache geschlossene Form zeigte. Im übrigen war die Inschrift einfacher ausgeführt,
sorgfältig zwar, doch in den Formen eher dem oben beschriebenen regionalen Stil der Zeit nahestehend
4 Vgl. etwa Rauh, Paläographie 31-37, Inschriften von 1287 und 1326. - Im nördlich unmittelbar benach-
barten Untersuchungsbereich Haßberge bietet nur die Grabplatte des Heinrich von Seinsheim, f 1345, zu Maria-
burghausen mit ihrer sehr sorgfältigen Inschrift ein Vergleichsobjekt, DI Haßberge Nr. 5.
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offensichtlich auch die Umschrift des Tympanons der Fuchsenkapelle zu Ebrach, nach 1276, Nr. 5f, die
in guter Nachzeichnung vorliegt. Die Buchstaben sind in den original erhaltenen Inschriften verhältnis-
mäßig breit angelegt, jedoch, in deutlichem Abstand etwa zu den sehr sorgfältig gestalteten Würzburger
Inschriften der Zeit4, ziemlich grob eingehauen, mit schwankender Größe und in ungleichmäßigem Ver-
lauf. Die Buchstabenformen sind zwar gut beherrscht und geläufig, zeigen aber keinen einheitlichen Ent-
wicklungsstand. Besonders auffallend ist die saloppe Ausführung der Grabschrift des Gottfried von
Schlüsselberg. Im einzelnen steht neben breitem, mit Deckbalken gebautem kapitalem A, dessen linker
Schenkel meist geschwungen und dessen Querbalken gerade, schräg und gebrochen vorkommt, ein aus
der „pseudounzialen“ Form weiterentwickeltes glockenförmiges A mit nach links ausladendem Schopf,
aber ohne Querbalken. Das B ist offen. Neben geschlossenen Formen des C, des E und des F, ja sogar
der unzialen T und U sowie V, treten noch offenes C und kapitales E, in Nr. 12 auch noch offenes un-
ziales E auf. Das H ist unzial. Das I hat drei Varianten, in normaler Kapitalform, mit Knoten in der Mitte
und in J-Form. Ebenso variantenreich zeigen sich M und N sowie T und V. Während Nr. 12 außer
KAL(ENDAS) und O(BIIT), dieses wie in Nr. 10 mit horizontal durchgezogenem Querstrich, keine Kür-
zungen enthält, gebraucht Nr. 10 unbekümmert zahlreiche und z.T. ungewöhnliche Kürzungen und
Ligaturen.
Wenn die Umschrift des Tympanons der Fuchsenkapelle, Nr. 5t, zu dieser Schriftgruppe gehört, wie
es die Zeichnung Agricolas nahelegt und wie wir es soeben angenommen haben, so haben wir mit ihr
auch den Namen ihres Bildhauers, der sich in der Umschrift verewigt hat, gewonnen: fratris Johan[n]is
lapicide memeutote. Die Standesbezeichnung verweist auf einen Angehörigen des Ebracher Konvents, der
seine Fertigkeit wohl nicht nur in den Dienst des Klosters selbst stellte, sondern gewiß wenigstens auch
Arbeiten für dem Konvent nahestehende Kreise wie die Herren von Windheim ausführte.
Neben diesen offensichtlich aus der regionalen Entwicklung hervorgegangenen Inschriften steht eine
Reihe von Inschriften anderer Stilart, sämtlich im Kloster Ebrach. Es handelt sich um die Beschriftungen
zu den Grabmälem der Königin Gertrud und Herzog Friedrichs von Schwaben aus der Zeit nach 1269,
Nr. 4f, der Herzensepultur der Würzburger Bischöfe um 1287, Nr. 7t, des Grabmals von Konrad und
Mathilde Teufel von 1348, Nr. 15, und der Holzschuher-Grabschrift von 1370, Nr. 26, ferner, als Gruppe
für sich, des Stifterreliefs, Nr. 20, und des Tympanonreliefs, Nr. 21, beide von derselben Hand aus der
Mitte des 14. Jahrhunderts. Während die drei letztgenannten original überliefert sind, kennen wir die beiden
ältesten Inschriften nur aus der Überlieferung des 17. und 18. Jahrhunderts, die auch den ursprünglichen
Zustand des Teufelgrabmals festgehalten hat.
Die Nachzeichnungen der Schriften der Chordenkmäler Nr. 4t und 7t tragen einen ausgesprochen
malerischen Stil, der darauf schließen läßt, daß die - übrigens unter der Tünche wohl noch vorhandenen! -
Inschriften nicht eingehauen, sondern gemalt waren. Die Buchstaben zeigen überwiegend Formen, wie
man sie aus der Buchmalerei der Zeit kennt. Der Stil wird vor allem durch eine starke Variation der
Formen bestimmt; so ist beispielsweise in Nr. 4t jedes A, deren zwölf an der Zahl sind, anders gezeichnet,
entsprechend die anderen Buchstaben. In dieser Inschrift taucht eine auffallende Form für die Buchstaben C
und unziales E auf, deren Bögen links von einem Vertikalstrich tangiert sind; das E erhält durch die Parallele
des linken mit dem rechten Abschlußstrich eine symmetrische Gestalt, während das C in beiden Inschriften
noch offen gezeichnet ist.
Daß Agricola im 17. Jahrhundert diese verhältnismäßig seltenen Formen bis ins Detail richtig gesehen
hat, zeigen die späteren Steininschriften Nr. 15, 20, 21 und 26. Die letztere, die Holzschuher-Grabschrift
von 1370, weist einen ähnlich variantenreichen und malerischen Stil auf wie die Chorinschriften, jedoch
mit schmaleren, dem von Rauh beschriebenen „hohen“ Stil der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ent-
sprechenden Buchstaben und mit Verwendung von Minuskelformen des B und des E als Majuskelbuch-
staben. Die sehr sorgfältig eingehauene Inschrift wirkt mit ihren schlanken Formen, zarten Haarstrichen
und Häkchen sehr graziös. Sie weist, wie bereits angedeutet, geschlossenes C und geschlossenes unziales E
mit links tangierenden Vertikalstrichen auf und ist damit das späteste und zugleich in seiner hervorragenden
originalen Überlieferung wertvollste Beispiel dieses Stils.
Der Holzschuher-Grabschrift ging zeitlich die ursprüngliche Gestalt des Teufelgrabmals, Nr. 15,
voran, die den Stil in einfacherer Ausführung vertrat und ebenfalls die beschriebene E-Form aufwies,
während das C die einfache geschlossene Form zeigte. Im übrigen war die Inschrift einfacher ausgeführt,
sorgfältig zwar, doch in den Formen eher dem oben beschriebenen regionalen Stil der Zeit nahestehend
4 Vgl. etwa Rauh, Paläographie 31-37, Inschriften von 1287 und 1326. - Im nördlich unmittelbar benach-
barten Untersuchungsbereich Haßberge bietet nur die Grabplatte des Heinrich von Seinsheim, f 1345, zu Maria-
burghausen mit ihrer sehr sorgfältigen Inschrift ein Vergleichsobjekt, DI Haßberge Nr. 5.
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