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Maierhöfer, Isolde; Kloos, Rudolf M. [Editor]; Bauer, Lothar [Editor]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Contr.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Contr.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Contr.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Contr.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Contr.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Contr.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 18 = Münchener Reihe, 6. Band): Die Inschriften des Landkreises Bamberg bis 1650 — München: Alfred Drückenmüller Verlag, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57393#0031
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Die gemalten und. stark erneuerten Inschriften Nr. 152 und. 153 müssen hier ebenso außer Betracht
bleiben wie die stärker verwitterten und abgetretenen Steininschriften Nr. 189, 230, 232, 262, 287, 302,
328 und 330; sie zeigen, soweit erkennbar, durchweg eine einfachere Schriftgestaltung.
In der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche von Walsdorf sind sieben gemalte Holzepitaphien aus der
Zeit von 1600 bis 1619 erhalten (Nr. 235, 261, 267, 275, 276, 292 und 306), deren Inschriften in Fraktur
geschrieben sind; hinzu kommt die in Fraktur gemalte Inschrift der Kanzel von Dörfleins von 1611,
Nr. 270. Der Erhaltungszustand ist unterschiedlich und nicht immer sicher zu beurteilen. Völlig erneuert
und daher aus der Betrachtung auszuscheiden sind Nr. 261 von 1607 und die drei Crailsheim-Epitaphien
Nr. 275 von 1613, 276 von 1613 und 292 von 1617. Eine besonders schöne, ruhige und ausgeschriebene
Schrift zeigt das Kneutzelepitaph von 1619, Nr. 306.
Zu erwähnen sind noch das Richtschwert in Schloß Greifenstein, Nr. 242, und die von Hans Kopp
(in Forchheim) gegossene Glocke von 1623, Nr. 31524.
Die Kapitalis
Sieht man von vereinzelten Kapitalisbuchstaben in Kreuzestiteln und in Initialen von Hausinschriften
z.T. fragwürdiger Originalität ab, so wird die frühe Kapitalschrift vor der Mitte des 16. Jahrhunderts von
nur drei Inschriften vertreten. Der Umschrift des Stifterreliefs von Ebrach aus der Mitte des 14. Jahrhun-
derts, Nr. 20 25, wurde in zwei Zeilen eine auf die Gründung des Klosters 1126 bezügliche Inschrift in den
Formen früher Kapitalis beigefügt. Der Schrift nach könnte sie im Zusammenhang der 400-Jahr-Feier
1526 entstanden sein. Sie ist wie die Inschrift des 14. Jahrhunderts zwischen Zeilenstegen erhaben aus dem
Grund herausgearbeitet; die Buchstaben haben keine Sporen, der Anfangsbuchstabe ist erhöht. Die Schrift
ist mit ungleichmäßigem Verlauf im Gesamteindruck nicht ausgewogen. An Einzelformen ist zu bemerken
das E mit gleichlangen Balken, das konisch gebaute M mit kurzem Mittelteil und der nach oben aus-
gebuchtete Kürzungsstrich.
In feineren und im Sinne klasssischer Kapitalis reineren Formen zeigen sich die wenigen Worte der auf
1528 datierbaren, Loy Hering zugeschriebenen Gedenktafel in Reichmannsdorf, Nr. 131. Der Verlauf ist
vorzüglich, der erste Buchstabe auch hier erhöht, die Buchstabenschäfte sind mit Sporen versehen.
Das dritte Beispiel bieten die Namensbeischriften auf dem undatierten Tafelbild der Fleiligen Sippe
in Schlüsselau, Nr. 128, dessen Zuschreibung an den jungen Dürer äußerst fraglich erscheint. Das Bild
bedürfte einer genaueren maltechnischen Untersuchung, da es anscheinend einer in Teilen verändernden
Restaurierung unterzogen wurde. So fällt auf, daß das M in lACOB(VS) MAIOR, im Bild unten rechts,
den Mittelteil bis zur unteren Zeile hinabzieht, während er sonst viel kürzer ist. Das N ist teilweise spiegel-
verkehrt, das Z (in ZEBEDEVS) noch von gotischer Gestalt. Im übrigen zeigt die Schrift feine, dünn-
strichige Formen, wie sie der frühhumanistischen Kapitalis des späten 15. bis beginnenden 16. Jahrhunderts
eigen sind.
Es überrascht wohl nicht, daß die Verwendung der ausgebildeten Kapitalis im Kloster Ebrach und
dessen Einflußbereich einsetzt, repräsentiert in einer von Beginn an dichten Reihe seit 1559, Nr. 166,1562,
Nr. 169, und 1563, Nr. 172. Für die frühe Zeit ist freilich nur deren älteste, die Bauinschrift der Kapelle
in Mönchherrnsdorf von 1559, Nr. 166, auswertbar. Sie zeigt eine verhältnismäßig schmale, in den Einzel-
formen unauffällige Schrift, etwa in der Art, wie sie später für diese Gegend typisch werden wird. Nr. 169,
die Grabschrift für Abt Johannes Beck von 1562, existiert nur noch in zwei neuzeitlichen Fassungen von
1902 und nach 1945 und scheidet daher für die Beurteilung aus, und Nr. 172, das Grabmal für den 1563
verstorbenen Abt Paulus Zeller, kann während der ganzen Regierungszeit seines Nachfolgers Leonhard
Rosa, f 1591, gefertigt worden sein. Tatsächlich erscheinen die Schriftformen etwas weiter fortgeschritten,
etwa in Richtung der später zu besprechenden Nr. 196 von 1579.
Außerhalb Ebrachs zeigt die Grabschrift des Christoffel von Füllbach zu Mürsbach von 1565, Nr. 175,
eine für die Zeit schon ziemlich ungewöhnliche Arbeit: Sie ist erhaben aus der Fläche herausgemeißelt,
so wie es zuletzt die zu 1526 eingereihte Ebracher Inschrift in anderem Stil gezeigt hatte. Die Mürsbacher
Inschrift entspricht im Formenbestand der Zeit der Jahrhundertmitte, hat aber noch keine Sporen an den
Hasten der Buchstaben ausgebildet.
Unausgewogen, mit kreisrunden O, dabei aber gedrängter Buchstabenstellung noch älteren Schriften
nahestehend, erscheint auch die Spruchinschrift am Scheßlitzer Wiesenthau-Grabmal von 1570, Nr. 183,
dessen Sterbeinschriften in Fraktur ausgeführt sind.
Ganz im Gegensatz dazu weist der bereits erwähnte Buttenheimer Grabstein der Gertrud Stibar von
1579, Nr. 196, eine hervorragend schöne, ausgewogene, ziemlich breit laufende Kapitalschrift auf. Die

24 Zu Hans bzw. Johann Kopp vgl. auch Deutscher Glockenatlas, Mittelfranken 56.
25 Vgl. oben die Besprechung im Rahmen der gotischen Majuskel.

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