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Maierhöfer, Isolde; Kloos, Rudolf M. [Hrsg.]; Bauer, Lothar [Hrsg.]; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 18 = Münchener Reihe, 6. Band): Die Inschriften des Landkreises Bamberg bis 1650 — München: Alfred Drückenmüller Verlag, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.57393#0032
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Buchstaben sind mit gut abgestimmten Haar- und Schattenstrichen ausgeführt; das E hat die typische
Form der späteren Renaissance mit sehr kurzem Mittel- und sehr langem Fußbalken; ihm entspricht die
Form des L; das M hat fast parallele Hasten, der Mittelteil setzt über der vorderen Haste an und reicht über
die Mitte hinab; das N zieht in einigen Fällen den Schrägbalken weit unter die Zeile; das O ist kreisrund,
wirkt aber in der breit laufenden Schrift nicht sperrig; die Cauda des R setzt am Bogen an und ist in der
für die Renaissance typischen Form nur einfach konkav gebogen, wie dies auch bei der oben erwähnten
Nr. 172 der Fall ist26.
Im ebrachischen Mönchherrnsdorf trafen wir bereits auf eine Inschrift (Nr. 166 von 1559), die uns als
der Vorreiter eines Inschriftentypus erscheint, der von den siebziger Jahren des 16. Jahrhunderts an im
Bearbeitungsgebiet verbreitet war. Eine starke Gruppe dieses Typus bilden die Grabsteine der Familie
von Münster und ihrer Beamten zu Trabeisdorf, Nr. 186 von 1574, 204 von 1587, 205 und 206 von 1588
und 211, undatiert, denen sich die späteren, Nr. 232 von 1599, 311 von 1622, 326 von 1631 und 330 von
1632 in der Tradition des Typus anschließen. Die Schrift ist im Verlauf einigermaßen gleichmäßig, schräg
geschnittene Buchstaben wie A und V, das schräge M und das W greifen gern in den Raum des Nachbar-
buchstabens über, die Scheitel von A und V, M und N sind stumpf, das E betont den Unterschied zwischen
kurzem Mittelbalken und langen Deck- und Fußbalken sehr stark, das O ist oval, das R hat eine in Wellen-
linie geschwungene Cauda, das S neigt sich mehr oder weniger stark nach rechts. Das Anfangs-A hat in
Nr. 204, 205, 206 und 211 einen breiten Deckbalken (in Nr. 205 ein weiteres A), das M ist in Nr. 186,
205 und 206 konisch gebaut mit kurzem Mittelteil, in den anderen Schriften mit parallelen Hasten. Die
späteren Steine zeigen nur geringe Abweichungen. Ob der in dem Teilstück der Abendmahlsbank in
Aschbach von 1598 eingegrabene Name des Veit Weis, dessen Schrift eindeutig mit den beschriebenen
Grabschriften in Zusammenhang steht, überhaupt einen Bildhauer bezeichnet27, muß weiterhin offen
bleiben, da der Name bislang anderweitig nicht nachgewiesen ist.
Der Typus dieser Trabelsdorfer Steine ist, wie bereits angedeutet, mit geringen Varianten im ganzen
Bearbeitungsgebiet verbreitet, so in Mürsbach 1587, Nr. 203, Aschbach 1590, Nr. 212, und ebenda un-
datiert, Nr. 251.
Eine bedeutende Gruppe innerhalb dieses Schrifttypus bilden die großen von Hans Werner geschaffenen
Bildnisgrabmäler, Nr. 208 von 1588 in Unterleiterbach, Nr. 228 von 1597 in Aschbach und Nr. 233 von
1599 in Pommersfelden28. Die Schrift ist derjenigen der Trabelsdorfer Steine im allgemeinen Charakter
engstens verwandt. Während deren Eigenheiten, wie der Deckbalken des A oder der ausgebuchtete Kür-
zungsstrich, hier nicht erscheinen, wären als Eigenheiten derWernerschen Schriften allenfalls das oft eigen-
artig schräg geschnittene O, das leicht konische, mit oberen Sporen versehene und den Mittelteil ziemlich
weit hinunterziehende M zu nennen; auch das N hat analog dem M obere Sporen.
An Kanzeln und Taufsteinen kommt seit 1590 ein Schrifttyp zu Wort, der mit sehr viel ungelenkeren
Formen als die bisher besprochenen arbeitet. Verlauf und Höhe der Buchstaben schwanken, vielfach fehlen
die Sporen, einzelne Minuskelbuchstaben werden in das kapitale Alphabet aufgenommen. Offensichtlich
hat es neben den für den Adel arbeitenden Künstlern weniger geübte Steinmetzen gegeben, deren Erzeug-
nisse in kleinbürgerlichen und bäuerlichen Kreisen geschätzt wurden. Hierzu gehören Nr. 213 von 1590,
215 von 1591, 255 von 1602, 294 von 1617, 308 von 1620 und 354 undatiert.
Ein Fremdling im Bamberger Umland ist das in die Gügelkapelle verbrachte Chorgestühl der Stuhl-
brüder des Bamberger Domes, Nr. 272 von 1612, dessen Schrift im Inschriftenband der Stadt Bamberg
zu besprechen sein wird.
Von den Glocken mit Kapitalisinschriften gehören nur zwei dem 16. Jahrhundert an. Die unbezeichnete
und undatierte Glocke inWürgau, Nr. 241, ist ein Guß des Nürnberger Stück- und Glockengießers Sebald
Beheim des Älteren; die Schrift stimmt mit der der Schlagglocke der Nürnberger Frauenkirche von (1509)
überein, wie die Abbildung im Glockenatlas Mittelfranken, Abb. 80, zeigt. Die zweite, ehemals in Breiten-
güßbach, von 1559, ist nur noch aus einem in der Kartei des Deutschen Glockenatlas vorhandenen Foto
zu beurteilen. Ihr Gießer, Hieronymus Bucher, ist anderweitig noch nicht bekannt geworden. Erst ab
1614 (Nr. 282t, 283) finden sich wieder Glocken mit Kapitalisschriften.

26 Die Schrift der Nr. 196 entspricht sehr weitgehend und insbesondere mit dem unter die Zeile hinabgezogenen
Schrägbalken des N der von Wolfgang Fugger in seinem Nützlich und wohlgegrundt Formular Manncherley schöner
schriefften von 1553 gebotenen Kapitalschrift (Faksimile-Ausgabe des Verlags Dokumentation, München-Pullach
1967, S. 107).
27 Von Mayer, Umland 14, offenbar so aufgefaßt.
28 „Inbegriff fränkischer Grabmalkunst der späten Renaissance“, so in dem Buch: Aus Frankens Kunst und
Geschichte. Oberfranken, von Joachim Hotz und Isolde Maierhofer, Lichtenfels 1970, 37.

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