159 Gärtringen, ev. Pfarrkirche (St. Veit) 1519
Totenschild des Hans Reinhart Harder von Gärtringen. Im Langhaus, Westwand, über der Empore
(s. Lageplan I). Rundscheibe aus Holz, bemalt; gerahmt durch Schnurstab. Im Feld Vollwappen; Grund
gelb mit rotem Rand, Schrift schwarz auf Silber.
Abb. 58 Dm. 132, Bu. 4,5 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien
Anno • d(omi)ni • m • ccccc • und • xix • vff • sanct • gallen • abett ■ starb ■ der • edel
• und • uest • han(n)s • Renhartta • uon • gertrmge(n) • gena(n)tt • harder • der • sei
• g[. . . .] ed[. Jb ■ gott • genadig • sein • well • amen
Datum: 15. Oktober
Wappen: Harder v. Gärtringen
Der Verstorbene erhielt em Grabdenkmal in derselben Kirche1. Dessen lateinische Inschrift gibt als
Todesdatum an: idibus octobris, also den 15. Oktober. Der Text auf diesem Totenschild steht mit der
dortigen Angabe in Einklang, denn yff sanct gallen abett meint die Vigil, nämlich den Vorabend des
Gallustages (16. Oktober), also ebenfalls den 15. Oktober. Gabelkover2 setzt anstelle der abschließen-
den Fürbittformel hinzu: vor Reutlingen. Dies ist em Hinweis auf den frühen Kriegstod des Hans
Reinhart wohl im Zuge der Kampfhandlungen vor Reutlingen im Jahre 1519, die zur Vertreibung
Herzog Ulrichs von Württemberg führten. Ferner wirft dies ein Licht auf Gabelkovers sehr persön-
liche Zitierweise, die nicht immer den Wortlaut der Inschriften-Denkmäler korrekt wiedergibt,
sondern weitere Informationen beifügt.
Die Oberfläche war schadhaft und ist offensichtlich ausgebessert worden; der Restaurator hat am
Schluß des Textes zu Beginn der Fürbittformel eine Lücke gelassen, wo der Text nicht mehr lesbar war,
und danach eine eigenmächtige Ergänzung vorgenommen. Wahrscheinlich ist hier an die häufig
anzutreffende Fürbitte der sei gott barmherzig undgenadig sein well zu denken. Den Abschluß bildet eine
gemalte Ranke. Die Schrift ist eine Gotische Minuskel mit wenigen Versalien und Paragraphen-
punkten als Worttrennern. Die Oberlängen der Hasten sind zuweilen gespalten. Haarfeine Zierlinien
begleiten einzelne Buchstaben mit Schlingen und als Begleitstriche.
a Zur Lesung des Vornamens vgl. nr. 158 Anm. b.
b Fehlstelle mit einzelnen falsch ergänzten Buchstaben.
1 Vgl. nr. 158.
2 Gabelkover 750; s.auch Gand, Seelbuch 1979, 55.
Gabelkover, Stuttgart, HStA J1 Nr. 48g III, fol.750f. - OABHerrenberg 1855, 185. - Heimberger, Gärtringen 1982,
68. — Haibauer, Gärtringen 1996, 138 mit Abb. 112.
160 Stuttgart, Württ. Staatsgalerie 1519,'1520 —22 (?)
Flügel des Hochaltar-Retabels der Stiftskirche U. L. Frau in Herrenberg mit auf den Rahmen auf-
gemalten Inschriften und Signatur des Malers Jörg Ratgeb (Inv. Nrr. 1523 a-f). Ehemals ein Wandel-
altar (Pentaptychon) mit geschnitztem Mittelschrein und vier Flügeln, der drei wandelbare Ansichten
bot. Erhalten die vier doppelseitig bemalten Flügel mit acht von Inschriften umrahmten Tafeln und
eine dreiteilige gemalte Predella ohne Inschriften, vermutlich von der Altarrückseite stammend1.
Verloren sind der Schrein mit seinem Gesprenge und mit seiner bemalten Rückseite sowie der vordere
Teil der Predella. Die Beschreibung beginnt mit den beiden Tafeln I und II der Feiertagsseite, die ehe-
mals den Mittelschrein flankierten; sie fährt fort mit den vier Tafeln III, IV, V und VI der Passionsseite
und endet mit den zwei Tafeln VII und VIII der Werktagsseite. Ferner sind innerhalb der Gemälde Bei-
schriften vorhanden, die hier im Zusammenhang mit der betreffenden Tafel wiedergegeben werden.
Jede der acht Tafeln ist einem Hauptthema gewidmet; im Mittel- und Hintergrund sind zugehörige
Nebenthemen dargestellt. Dem Hauptthema zugeordnet ist jeweils die Inschrift A auf der unteren
Rahmenleiste; als Hauptinschrift ist sie größer als die übrigen ausgeführt. Die Inschriften B, C und D
sind — dem Uhrzeigersinn folgend — links, oben und rechts auf dem Rahmen angeordnet. Die Über-
setzungen folgen dem Text der Luther-Bibel, wenn nicht anders vermerkt. Nadelholz, Öltempera in
Mischtechnik.
Abb. 67—70 H. (gesamt) ca. 400, B. (geöffnet) 675 — 680, (geschlossen) 342 cm. — Frühhumanistische Kapitalis
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Totenschild des Hans Reinhart Harder von Gärtringen. Im Langhaus, Westwand, über der Empore
(s. Lageplan I). Rundscheibe aus Holz, bemalt; gerahmt durch Schnurstab. Im Feld Vollwappen; Grund
gelb mit rotem Rand, Schrift schwarz auf Silber.
Abb. 58 Dm. 132, Bu. 4,5 cm. — Gotische Minuskel mit Versalien
Anno • d(omi)ni • m • ccccc • und • xix • vff • sanct • gallen • abett ■ starb ■ der • edel
• und • uest • han(n)s • Renhartta • uon • gertrmge(n) • gena(n)tt • harder • der • sei
• g[. . . .] ed[. Jb ■ gott • genadig • sein • well • amen
Datum: 15. Oktober
Wappen: Harder v. Gärtringen
Der Verstorbene erhielt em Grabdenkmal in derselben Kirche1. Dessen lateinische Inschrift gibt als
Todesdatum an: idibus octobris, also den 15. Oktober. Der Text auf diesem Totenschild steht mit der
dortigen Angabe in Einklang, denn yff sanct gallen abett meint die Vigil, nämlich den Vorabend des
Gallustages (16. Oktober), also ebenfalls den 15. Oktober. Gabelkover2 setzt anstelle der abschließen-
den Fürbittformel hinzu: vor Reutlingen. Dies ist em Hinweis auf den frühen Kriegstod des Hans
Reinhart wohl im Zuge der Kampfhandlungen vor Reutlingen im Jahre 1519, die zur Vertreibung
Herzog Ulrichs von Württemberg führten. Ferner wirft dies ein Licht auf Gabelkovers sehr persön-
liche Zitierweise, die nicht immer den Wortlaut der Inschriften-Denkmäler korrekt wiedergibt,
sondern weitere Informationen beifügt.
Die Oberfläche war schadhaft und ist offensichtlich ausgebessert worden; der Restaurator hat am
Schluß des Textes zu Beginn der Fürbittformel eine Lücke gelassen, wo der Text nicht mehr lesbar war,
und danach eine eigenmächtige Ergänzung vorgenommen. Wahrscheinlich ist hier an die häufig
anzutreffende Fürbitte der sei gott barmherzig undgenadig sein well zu denken. Den Abschluß bildet eine
gemalte Ranke. Die Schrift ist eine Gotische Minuskel mit wenigen Versalien und Paragraphen-
punkten als Worttrennern. Die Oberlängen der Hasten sind zuweilen gespalten. Haarfeine Zierlinien
begleiten einzelne Buchstaben mit Schlingen und als Begleitstriche.
a Zur Lesung des Vornamens vgl. nr. 158 Anm. b.
b Fehlstelle mit einzelnen falsch ergänzten Buchstaben.
1 Vgl. nr. 158.
2 Gabelkover 750; s.auch Gand, Seelbuch 1979, 55.
Gabelkover, Stuttgart, HStA J1 Nr. 48g III, fol.750f. - OABHerrenberg 1855, 185. - Heimberger, Gärtringen 1982,
68. — Haibauer, Gärtringen 1996, 138 mit Abb. 112.
160 Stuttgart, Württ. Staatsgalerie 1519,'1520 —22 (?)
Flügel des Hochaltar-Retabels der Stiftskirche U. L. Frau in Herrenberg mit auf den Rahmen auf-
gemalten Inschriften und Signatur des Malers Jörg Ratgeb (Inv. Nrr. 1523 a-f). Ehemals ein Wandel-
altar (Pentaptychon) mit geschnitztem Mittelschrein und vier Flügeln, der drei wandelbare Ansichten
bot. Erhalten die vier doppelseitig bemalten Flügel mit acht von Inschriften umrahmten Tafeln und
eine dreiteilige gemalte Predella ohne Inschriften, vermutlich von der Altarrückseite stammend1.
Verloren sind der Schrein mit seinem Gesprenge und mit seiner bemalten Rückseite sowie der vordere
Teil der Predella. Die Beschreibung beginnt mit den beiden Tafeln I und II der Feiertagsseite, die ehe-
mals den Mittelschrein flankierten; sie fährt fort mit den vier Tafeln III, IV, V und VI der Passionsseite
und endet mit den zwei Tafeln VII und VIII der Werktagsseite. Ferner sind innerhalb der Gemälde Bei-
schriften vorhanden, die hier im Zusammenhang mit der betreffenden Tafel wiedergegeben werden.
Jede der acht Tafeln ist einem Hauptthema gewidmet; im Mittel- und Hintergrund sind zugehörige
Nebenthemen dargestellt. Dem Hauptthema zugeordnet ist jeweils die Inschrift A auf der unteren
Rahmenleiste; als Hauptinschrift ist sie größer als die übrigen ausgeführt. Die Inschriften B, C und D
sind — dem Uhrzeigersinn folgend — links, oben und rechts auf dem Rahmen angeordnet. Die Über-
setzungen folgen dem Text der Luther-Bibel, wenn nicht anders vermerkt. Nadelholz, Öltempera in
Mischtechnik.
Abb. 67—70 H. (gesamt) ca. 400, B. (geöffnet) 675 — 680, (geschlossen) 342 cm. — Frühhumanistische Kapitalis
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