Em Zweig dieser Familie war möglicherweise im 16 Jahrhundert in Weil der Stadt ansässig, weil noch
em zweites Grabmal für einen Familienangehörigen hier nachweisbar ist* 1. Der Verstorbene ist viel-
leicht identisch mit Hans Holdermann von Holderstein zu Hochdorf (Gde. Remseck, Lkr. Ludwigs-
burg), verheiratet mit Amalia von Reischach; er soll 1544 verstorben sein, denn sie heiratete in zweiter
Ehe den Veit Schöner von Straubenhart zu Weiler (Gde. Keltern, Enzkreis)2.
a So statt M.
b So für 1543.
1 Vgl. nr. 176.
2 Beider Grabmal ist erhalten; vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 239.
Husara, in: Protocollum conventus, Weil der Stadt, Pfarr-Registratur, Bd. 1, 1663-1734, p. 105.
183 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter u. Paul 1544
Epitaph des Johann) Michael Fickler. Auf der Südseite des Langhauses außen, in der Portalvorhalle
an der Ostwand. Rechteckige Platte aus Messingguß mit schmalem, profiliertem Rahmen; mit vier
Schrauben in den Ecken befestigt. Im Feld in flachem Reliefrundbogige Ädikula-Rahmung; im Feld
Vollwappen, zwei kleinere Wappen zwischen Blüten in den Bogenzwickeln; in der Sockelzone sechs-
zeilige Inschrift. Oberfläche im oberen Drittel nicht präzise ausgeformt1.
Abb. 78 H. 119, B. 53, Bu. 2,5 cm. — Fraktur, erhaben
Nach der gebürt Vnssers liebe(n) Herrn / vnd Erleysers Jesu Christi 15 ■ 44 •
den • 8 • Jen/ner starb • der Ernhafft vnd wolgeacht • Mich/el Fickler des ob
geschnbnen • Hans Ficklers3 / sun • den Gott allen genedig vnd Barm/hertzig
sey Amen ■
Wappen: Fickler2; Eberlin3, Münsinger v. Frundeck4 5
Der Verstorbene entstammt einer aus Memmingen eingewanderten Weiler Familie3. Schon der in der
Inschrift erwähnte Vater des Verstorbenen, Hans Fickler (gest. 30. Juli 1512), hatte eine nicht erhaltene
Grabplatte mit zugehörigem Epitaph in die Weiler Stadtkirche gestiftet. Darauf wird hier Bezug
genommen6. Michael Fickler, von Beruf Tuchhändler, war 1529 — 1530 Untervogt zu Besigheim, dann
während der österreichischen Herrschaft 1530 bis 1534 Untervogt zu Backnang7. Er war in erster Ehe
verheiratet mit N. Eberlin, seit 1531 in zweiter Ehe mit Benigna Münsinger von Frundeck8. Die ge-
malten Porträts von Michael und Benigna sind in Budapest (Museum der Bildenden Künste) erhalten9.
Der Sohn des Paares, Johann Baptist Fickler (1533 — 1610), machte als Salzburgischer und Bayerischer
Rat und Erzieher des späteren Kurfürsten Maximilian von Bayern Karriere und betrieb die katholische
Konfessionalisierung seiner Vaterstadt1".
Innerhalb des Bearbeitungsgebietes ist das vorliegende Stück das einzige erhaltene Epitaph aus Mes-
singguß11. Eine Besonderheit ist die hier außerordentlich frühe Ausführung der Schrift in einer voll
entwickelten Fraktur. Hervorzuheben sind die Versalien, die fast alle mit schleifenförmigen Verzie-
rungen ausgestattet sind. Die Daten und die Eigennamen sind von runden Punkten in Zeilenmitte als
Worttrennern eingefaßt. Das Formular setzt mit der Datierung Nach der Geburt— also gleichsam mit der
deutschen Form der im hohen Mittelalter verwendeten Inkarnationsformel — ein12.
a Das s am Schluß verkleinert.
1 Im unteren Bereich der Helmzier verwaschene Konturen, wohl ein von Anfang an vorhandener Gußfehler.
2 Sechsstrahliger Stern in gespaltenem Feld. Helmzier: jugendlicher Männerrumpf, gekrönt, anstelle der Arme zwei
Flügel; das Wams bezeichnet mit dem Schildbild.
3 Ochsenkopf.
4 Wie bei Alberti 529.
5 Biographische Daten bei Pfeilsticker § 2191, 2149.
6 Vgl. Koch, Wilhelm, Johann Baptist Fickler. In: Heimatverein Weil der Stadt. Berichte und Mitteilungen 24 (1973)
Nr. 4, S. 2 —7 und 9; dort die Angabe zitiert: „Hat sein Begrabnuß in der Stift u. Pfarrkhirchen daselbst mit einem
schönen Grabstain und Epitaphio.“
7 Da Fickler auch nach 1534 am katholischen Glauben festhielt, wurde er aus dem württembergischen Dienst entlas-
sen und zog sich in seine Heimat Weil der Stadt zurück, wo seine Familie in der Folgezeit mit großem Einsatz für
die Rekatholisierung eintrat. Vgl. dazu Press, V, Weil der Stadt. Reichsstadt im späten Mittelalter und in der frühen
Neuzeit. In: ZWLG 54 (1995) 11-32; hier 19f.
8 Tochter des Josef Münsinger von Frundeck (gest. 1560), Kanzlers der österreichischen Regierung 1531 — 1534; als
Kaiserlicher Rat eine der führenden Persönlichkeiten der katholischen Partei; Bernhardt 515 f. — Benigna war in ihrer
3. Ehe mit Fickler verheiratet, den sie überlebte; vgl. Koch, Wilh. (wie Anm. 6) 7.
9 Vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 142.
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em zweites Grabmal für einen Familienangehörigen hier nachweisbar ist* 1. Der Verstorbene ist viel-
leicht identisch mit Hans Holdermann von Holderstein zu Hochdorf (Gde. Remseck, Lkr. Ludwigs-
burg), verheiratet mit Amalia von Reischach; er soll 1544 verstorben sein, denn sie heiratete in zweiter
Ehe den Veit Schöner von Straubenhart zu Weiler (Gde. Keltern, Enzkreis)2.
a So statt M.
b So für 1543.
1 Vgl. nr. 176.
2 Beider Grabmal ist erhalten; vgl. DI 22 (Enzkreis) nr. 239.
Husara, in: Protocollum conventus, Weil der Stadt, Pfarr-Registratur, Bd. 1, 1663-1734, p. 105.
183 Weil der Stadt, kath. Pfarrkirche St. Peter u. Paul 1544
Epitaph des Johann) Michael Fickler. Auf der Südseite des Langhauses außen, in der Portalvorhalle
an der Ostwand. Rechteckige Platte aus Messingguß mit schmalem, profiliertem Rahmen; mit vier
Schrauben in den Ecken befestigt. Im Feld in flachem Reliefrundbogige Ädikula-Rahmung; im Feld
Vollwappen, zwei kleinere Wappen zwischen Blüten in den Bogenzwickeln; in der Sockelzone sechs-
zeilige Inschrift. Oberfläche im oberen Drittel nicht präzise ausgeformt1.
Abb. 78 H. 119, B. 53, Bu. 2,5 cm. — Fraktur, erhaben
Nach der gebürt Vnssers liebe(n) Herrn / vnd Erleysers Jesu Christi 15 ■ 44 •
den • 8 • Jen/ner starb • der Ernhafft vnd wolgeacht • Mich/el Fickler des ob
geschnbnen • Hans Ficklers3 / sun • den Gott allen genedig vnd Barm/hertzig
sey Amen ■
Wappen: Fickler2; Eberlin3, Münsinger v. Frundeck4 5
Der Verstorbene entstammt einer aus Memmingen eingewanderten Weiler Familie3. Schon der in der
Inschrift erwähnte Vater des Verstorbenen, Hans Fickler (gest. 30. Juli 1512), hatte eine nicht erhaltene
Grabplatte mit zugehörigem Epitaph in die Weiler Stadtkirche gestiftet. Darauf wird hier Bezug
genommen6. Michael Fickler, von Beruf Tuchhändler, war 1529 — 1530 Untervogt zu Besigheim, dann
während der österreichischen Herrschaft 1530 bis 1534 Untervogt zu Backnang7. Er war in erster Ehe
verheiratet mit N. Eberlin, seit 1531 in zweiter Ehe mit Benigna Münsinger von Frundeck8. Die ge-
malten Porträts von Michael und Benigna sind in Budapest (Museum der Bildenden Künste) erhalten9.
Der Sohn des Paares, Johann Baptist Fickler (1533 — 1610), machte als Salzburgischer und Bayerischer
Rat und Erzieher des späteren Kurfürsten Maximilian von Bayern Karriere und betrieb die katholische
Konfessionalisierung seiner Vaterstadt1".
Innerhalb des Bearbeitungsgebietes ist das vorliegende Stück das einzige erhaltene Epitaph aus Mes-
singguß11. Eine Besonderheit ist die hier außerordentlich frühe Ausführung der Schrift in einer voll
entwickelten Fraktur. Hervorzuheben sind die Versalien, die fast alle mit schleifenförmigen Verzie-
rungen ausgestattet sind. Die Daten und die Eigennamen sind von runden Punkten in Zeilenmitte als
Worttrennern eingefaßt. Das Formular setzt mit der Datierung Nach der Geburt— also gleichsam mit der
deutschen Form der im hohen Mittelalter verwendeten Inkarnationsformel — ein12.
a Das s am Schluß verkleinert.
1 Im unteren Bereich der Helmzier verwaschene Konturen, wohl ein von Anfang an vorhandener Gußfehler.
2 Sechsstrahliger Stern in gespaltenem Feld. Helmzier: jugendlicher Männerrumpf, gekrönt, anstelle der Arme zwei
Flügel; das Wams bezeichnet mit dem Schildbild.
3 Ochsenkopf.
4 Wie bei Alberti 529.
5 Biographische Daten bei Pfeilsticker § 2191, 2149.
6 Vgl. Koch, Wilhelm, Johann Baptist Fickler. In: Heimatverein Weil der Stadt. Berichte und Mitteilungen 24 (1973)
Nr. 4, S. 2 —7 und 9; dort die Angabe zitiert: „Hat sein Begrabnuß in der Stift u. Pfarrkhirchen daselbst mit einem
schönen Grabstain und Epitaphio.“
7 Da Fickler auch nach 1534 am katholischen Glauben festhielt, wurde er aus dem württembergischen Dienst entlas-
sen und zog sich in seine Heimat Weil der Stadt zurück, wo seine Familie in der Folgezeit mit großem Einsatz für
die Rekatholisierung eintrat. Vgl. dazu Press, V, Weil der Stadt. Reichsstadt im späten Mittelalter und in der frühen
Neuzeit. In: ZWLG 54 (1995) 11-32; hier 19f.
8 Tochter des Josef Münsinger von Frundeck (gest. 1560), Kanzlers der österreichischen Regierung 1531 — 1534; als
Kaiserlicher Rat eine der führenden Persönlichkeiten der katholischen Partei; Bernhardt 515 f. — Benigna war in ihrer
3. Ehe mit Fickler verheiratet, den sie überlebte; vgl. Koch, Wilh. (wie Anm. 6) 7.
9 Vgl. DI 37 (Rems-Murr-Kreis) nr. 142.
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