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Altdorf, ev. Pfarrkirche (St. Blasius und Brictius)
1616
Grabplatte der Ursula Berger geb. Braunstein. Außen an der Südwand des Langhauses. Hochrecht-
eckige Platte aus gelbem Sandstein mit schmalem Rahmenprofil; im eng beschrifteten Feld unten Ver-
witterungsschäden (Buchstabenverlust).
H. 165, B. 73,5, Bu. 2,5 cm. — Fraktur
Alsz ich taussent sechshundert Jar
Vnd sechzehen verflossen war.
Noch Chistia Geburt den zehenden
Decembris da thät sich enden
Das leben durch ein sanften Thodt
Vrsulae Braunsteinin die Gott
Von Jugent auff vnd für vnd für
Allzeit geehret mit gebür.
Daher alsz sie war viertzig Jar
Von Gott dem Herren Jhr beschert war
Ein fromer mann Hansz Bergerb gnant
Schultheisz zu Altdorff wolbekant
Bei dem sie glebt dreissig Drey Jar
Gottsfürctig From still vnd erbar
Jst vierthalb Jar em witfraw gwest
Jhr Hausshaltung versehn vfs best
Vnd hat bedächtlich vor Jhrem end
Auffgricht ein solches [TJestament
Dasz von Drey Gulden guter müntz
Ausz sechzig gülden Järlich zinsz
Man fremd[en] armen kindern soll
Milch drum kauffen vnd halten wol
[ ] soll den armen kindt
[ ] sind
[. Jvff [. . Jwemg [. .] gern
[ ] im Herrn
[ ] wern geben
[ ] rif'trg das ewig leben.
Deutsche Reimverse
Die Verstorbene entstammte einer mehrfach in württembergischem Dienst nachweisbaren Beamten-
familie1. Ursula, geboren um 1532, war nach Aussage der Grabschrift seit 1572 mit dem Altdorfer
Schultheißen Hans Berger verheiratet und wurde 1612 Witwe2. In ihrem Testament stiftete sie sechzig
Gulden und bestimmte, daß von dem jährlichen Zinsertrag von drei Gulden Milch für „fremde arme
Kinder“ ausgeschenkt werden sollte. Die Grabschrift und zugleich Stiftungsinschrift ist in Reimen
abgefaßt und in einer künstlerisch hervorragend gestalteten Frakturschrift mit reich verzierten Ver-
salien ausgeführt.
a Sic!
b Lesung unsicher: Berger oder Berner.
1 So in Böblingen, Brackenheim, Hirsau, Stuttgart und Tübingen; vgl. Pfeilsticker, Register (Stichwort: Braunstein).
2 Der Aussage des Inschriftentextes entspricht, daß im Jahr 1613 bereits ein anderer, nämlich Hans Rach, Schultheiß
in Altdorf war; Pfeilsticker § 2239.
349 Holzgerlingen, ev. Pfarrkirche (St. Mauritius) 1616
Epitaph des Pfarrers Georg Zeytter. Im Chor an der Nordwand. Rechteckige Platte aus gelbem
Sandstein, grau überstrichen; im rundbogig schließenden Feld Grabschrift A und Leichtext B, in
der Sockelzone kleine Halbfigur des Verstorbenen in unbeholfenem Relief, begleitet von seinem
Wappenschild und Todesemblemen. Über der Grabschrift kleines eingeritztes Kreuz, unterer Ab-
schluß Volutenornament.
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