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Seeliger-Zeiss, Anneliese; Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste [Mitarb.]; Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Mitarb.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Bayerische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig [Mitarb.]; Österreichische Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften in Göttingen [Mitarb.]; Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz [Mitarb.]
Die deutschen Inschriften: DI (Band 47 = Heidelberger Reihe, 13. Band): Die Inschriften des Landkreises Böblingen — Wiesbaden: Dr. Ludwig Reichert Verlag, 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.57659#0296
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all=/hie nachgelassene wittib em geborne Brait=/schwerttin ihres altters 63 . Jahr
14 woche(n) / 1 . tag . dere(n) beeden leichname(n) vsswerts diser / Kirchen mit
beschlossene(n) Steme(n) begrabe(n) lige(n) / Gott wolle der verstorbnen
MATRONE(N) an ie/ne(m) Grose(n) tag em frolliche vfferstehu(n)g verleih(en)
A(men)
Dl Wie Moses in der wieste eine schla(n)g / erhöhet hatt. Also musz desz mentsch/en
sohn erhöhet werden . auff dasz / alle . die an Jn glauben . nicht ver/loren werden
. sunder dasz Ewige / leben haben . IOHAN . III . CAP:2
D2 Wie Jonas ist drey tag vnd drey / nacht im bauch desz Walvisch / gelegen . Also
ist auch Christus / drey tag vnd drey nacht . vmb / vnsert willen Jm bauch der /
Erden gelegen .3
Wappen: Korn4, Breitschwerdt
Jacob Korn d. A., geboren 1550 in Botenheim (Lkr. Heilbronn), war zunächst Amtsschreiber in
Merklingen 1573 —15753. Dort heiratete er 1575 Anna, die Tochter des dortigen Herrenalber Amt-
manns Leonhart Breitschwerdt6. Von 1576 bis 1609 hatte er das Amt des Stadtschreibers zu Leonberg
inne, was auch durch Inschriften belegt ist'. Während seiner Amtszeit wurde 1593 das Höfmger
Fleckenlagerbuch angelegt. Korn besaß em großes Vermögen; sein Wohnhaus mit der Bauzahl 1609
am Treppenturm ist erhalten8.
Die städtischen Rechnungen bestätigen die Aussage der Grabschrift C2, daß das Ehepaar Korn außen
auf dem Kirchhof mit beschlossenen Steinen beerdigt wurde4. Darunter ist vermutlich zu verstehen, daß
die Gräber durch liegende Steinplatten verschlossen wurden. Das Grabdenkmal im Kirchemnnern
zeigt das Ehepaar mit zehn Kindern, von denen zur Zeit der Errichtung die Söhne Hans Reinhard,
Johannes und Josua bereits als Knaben verstorben waren1". Da die Tochter Katharina als verheiratete
Frau mit Haube charakterisiert ist, ist das Denkmal frühestens nach ihrer Heirat am 7. Mai 1611 anzu-
setzen. Wahrscheinlich wurde es erst nach dem Tod der Mutter 1618 durch die hier links vom Vater
dargestellten Söhne — Johann Leonhart, Bürgermeister in Brackenheim, Jacob Korn d.J., Nachfolger
im Stadtschreiberamt, und den promovierten Juristen Dr. Daniel Korn — in Auftrag gegeben, was auch
durch die Grabschrift C2 gestützt wird.
Das Denkmal ist ein Hauptwerk aus der Spätzeit des Jeremias Schwartz. Es entwickelt den Typus des
bürgerlichen Grabmals zu höchster Prachtentfaltung. Das Motiv der Familiengruppe vor dem Vorhang
und Bild der Stadt war zuvor am Denkmal des Jacob Dreher verwendet worden11. Der hohe Aufbau ist
in der Wirkung gesteigert durch die Verdoppelung von Giebel- und Sockelgeschoß. Besonders subtil
ausgearbeitet sind die klemfigurigen Reliefs. Die biblischen „Historien“ in der Gebälkzone sind als
alttestamentarische Prototypen für Kreuzigung und Auferstehung Christi anzusehen. Die von Putten
gehaltenen Schrifttafeln mit der in der Werkstatt üblichen schlichten Fraktur ohne Zierformen hatte
Schwartz bereits in seiner Heidelberger Schaffenszeit vor 1590 verwendet; auch das Motiv der kurzen
Hermenpilaster war dort bereits voll entwickelt12.
a So für Seeliglich.
1 Jh 6,39.
2 Jh 3,14-15.
3 Mt 12,40.
4 Drei Kornähren über Dreiberg; Helmzier: Schildbild zwischen Büffelhörnern, die mit Ähren besteckt sind.
5 Zu den persönlichen Daten vgl. Trugenberger, Prosopographie Nrr. 188, 49; ders., in: Ein seliges end 1998, 28f.,
45f., 51, 56 (Stammtafel).
6 Vgl. nr. 264.
7 Vgl. nrr. 267, 291.
8 Haus Graf-Ulrich-Str. 1 und rückseitig Schmalzstraße; über dem Portal die Wappen Korn und Breitschwerdt; vgl.
OABLeonberg 1930, 1611; Leonberg, Altstadtführer 1996, 55 f., nr. 28 mit Abb.; Trugenberger, in: Em seliges end
1998, 46 mit Abb.
9 Ebd. 45.
10 Sie hatten bereits 1604 ein Grabmal auf dem „äußeren“ Friedhof an der Seestraße erhalten; vgl. nr. 308.
11 Vgl. nr. 320. - Zur kunsthistorischen Einordnung vgl. Seeliger-Zeiss, Bietigheimer Grabmäler 1988, 115ff; dies.,
in: Ein seliges end 1998, 137—139.
12 Vgl. das Grabdenkmal der jugendlichen Geschwister von Handschuhsheim in Heidelberg-Handschuhsheim;
Seeliger-Zeiss, Heidelberger Werke 1992, 119 — 124, Abb. 13.
OABLeonberg 1930, 607 (kurz erwähnt). — Fleischhauer, Renaissance 1971, 359. — Seeliger-Zeiss, Bietigheimer
Grabmäler 1988, 118 und Anhang Nr. 6. — Seeliger-Zeiss, in: Ein seliges end 1998, 70 — 72 mit Taf. 7. — Trugenberger,
ebd. 51 f.

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