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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0054
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Augsburg

Fiir alle anligende sach.
Zum fünften bittend für andere alle anligende
sach, trübsal und angst etc., so Gott der allmechtig
von unser sund wegen jetz für unsere augen allent-
halben gestellet hat und noch stellen möcht; das er
wölle ansehen unser glaubig, innig gebet, uns das-
selbig zuo herrlichem lob und preis seines namen aus
genaden und barmherzigkaiten milteren und zuo
besserung unsers sündigen lebens noch lenger auf-
ziehen10 wölle.
Zum letsten bitte ainer für den andern, das uns
der allmechtig Got alle erhör und uns sein gnad und
Gaist sende, das wir aufrichtig nach seinem wilen
und wolgefallen unterainander wandeln, ainander
(wie frommen jungern Christi zimet) lieben, frid und
ainigkait halten und nach disem zeitlichen das ewig
besitzen mögen,
und bittend von grund eueres herzen und spre-
chet:
Des Herren gebet:
Math. 6 [10. 13]:
Unser Vater11 in dem himel, dein nam sei hailig!
Dein reich komme! Dein will geschehe auf erden
wie im himel! Unser täglich brot gib uns heut und
vergib uns unser schuld, wie und wir vergeben un-

10 = hinausziehen, hinausschieben (Grimm 7, 784. —
Fischer 1, 435f.).
11 Die Wortstellung der Anrede im Vater unser war in
der Reformationszeit durchaus im Fluß (RE 20, 436)
und noch keineswegs wie später innerevangelisches
Konfessionsmerkmal.

sern schuldigern, und füre uns nicht in versuochung,
sonder erlöse uns von dem übel; dann dein ist das
reich und die kraft und die herligkait in ewigkait.
Amen.
Hernach legt der diener ain prophecei aus oder
ain psalm oder sunst ain ermanung aus den evan-
gelisten und aposteln etc., ain viertail ainer stund12.
Es helt der diener auch an, zuo ermanen die rei-
chen und, so vermügenlich sein, den armen ire col-
lect und steur mitzuotailen und zuo raichen13, er-
manet auch zuo des Herren tisch und sacrament des
waren leibs und bluots Christi
und, so die prophecei und ermanung aus ist, so
gibt der diener über das volk disen segen, den Got
zuo geben über das volk dem Aharon und seinen
sünen und priestern bevolhen hat am 4. buoch
Mose im 6. [24 ff.]:
Der Herr segne dich und hüte dich! Der Herr
erleuchte sein angesicht über dir und sei dir gnedig!
Der Herr hebe auf sein angesicht auf dich und gebe
dir frid!
Und nach disem segen singt man ain psalm.
Damit geht jederman an sein arbait.
Gott allain sei die eere!

12 Wohl als selbstverständlich wird hier nicht eigens
das stille Gebet zwischen Textverlesung und Predigt-
beginn erwähnt (vgl. unten S. 56 Anm. 26!).
13 Ähnlich beschloß die Baseler Form und gstalt (1525):
,,Lassend euch die lieb befohlen sein under einander
und zuvorab die armen!“ (Smend 215).

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