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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0087
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Die zehen gebot, / Articul des Glaubens, Und das / Vater unser

ner gnaden, das si mitten im leiden und trübsal dein
väterlich herz in warem glauben empfinden und in
der gedult vil frucht bringen mögen!
Sterk alle klainmütige und schwachgläubige! Er-
halt mit deiner gewaltigen hand alle, die umb deines
names und der gerechtigkait willen under dem grau-
samen Türken oder sunst gefengnus und verfolgung
leiden!
Weis und lait alle irrige den weg christlicher war-
hait und des ewigen lebens!
Erleucht alle verblende!
Erwaich alle verherdte!
Widerbring alle abgefalne von christlichen glau-
ben und ainigkait deiner kirchen!
Treib aus den unglauben aus aller menschen her-
zen, damit dein reich täglich je mehr und mehr zu-
komme und dein aingeborner Sun, unser lieber Herr
und Hailand Jesus Christus, der ganzen welt bekant,
von ir gelobt und geprisen werde.
Wider den türken und die verfolger
des evangelions
Schliest auch darneben ein den greulichen erb-
feind des christlichen namens, den Türken! Bitten,
das in der almechtig Got mit dem atem seines Hai-
ligen Gaists wöll schlahen, damit das der nam Jesu
Christi nit durch in gelestert und nit sovil christlichs
blut durch in vergossen werd! Für dise und alle
andre not der ganzen christenhait, auch für uns
selbs und für alle die, für welche wir schuldig seind
zu bitten, wöllen wir mit herzlicher demütigkait nit

15 Zu dieser Anredeform vgl. S. 38 Anm. 11! Sie war
auch Straßburger Brauch (Reu, Katechismusunter-
richt 64. 66).

allain mit dem mund, sonder von ganzem herzen zu
Gott bitten und also sprechen:
Unser vater etc.
Oder also:
Du wöllest auch, o getreuer Gott und Vater, dem
gewalt des tyrannischen, widerchristischen reichs
des Türken, so wider Christum frävenlich setzt,
sampt aller abgötterei, tyrannei und gotlosem wesen
mit deiner almechtigen kraft weeren und zum schä-
mel der füß Christi stürzen, damit nit dein götlicher
nam sampt dem glauben Christi in uns von dem un-
glaubigen volk und feinden der warheit verspottet
und geschmächt, sonder durch deinen Hailigen
Gaist erweitert und ausgebrait und der feind durch
Christum Jesum abgetriben werde.
In desselbigen namen, o treuer, gütiger und barm-
herziger Vater, und aus seinem gehaiß komen wir für
dein angesicht und rufen dich an, wie uns unser Herr
Jesus Christus selbs geleert und zu beten bevolhen
hat, und sprechend:
Volget das Vater unser:15
Unser Vater, der du bist in den himlen. Gehailiget
werd dein nam! Zukumme dein reich! Dein will ge-
schech auf erden wie im himel! Unser täglich brot
gib uns heut und vergib uns unsere schuld, als und
wir vergeben unsern schuldigern, und für uns nit in
versuchung, sonder erlös uns von dem bösen! Dann
dein ist das reich und die kraft und die herrlichait
in ewigkait. Amen.
Getruckt zu Augspurg, durch
Philipp Ulhart.

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