Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

[I10.] Forma, wie von dem hai- / ligen Tauf, und dem hailigen/
Sacrament des leibs und bluts Clirist, und demnach /
vom Elichen Stand bey dem Einsegen der / Eeleut, zu reden sey,
Gestellt in die kirch und / Gemaind Christi der Statt/ Augspurg./
1537.

Vom hailigen tauf
Wa der tauf auf die sonntäg in der ganzen gemaind
Gottes zu geben sein würd, da soll der prediger die
predig dester ee enden und, wann dise zum end ge-
bracht, das volk also vermanen:
Forma vom tauf zu reden auf den sonntägen
Lieben freund und brüder im Herrn! Wir haben
etliche kinder, die der Herr unserer gmain geschenkt
hat, welche man begeret getauft zu werden. Da ver-
mane ich euch im Herrn, wellet zu herzen füren und
bedenken, die so teure gab Gottes, die er uns und den
unsern durch den hailigen tauf verlihen hat und teg-
lich verleihet. Dann der hailig tauf ain bad der wider-
gepurt ist und der erneuerung des Hailigen Gaists a,
durch das uns die sünd abgewaschenb und wir Chri-
sto unserm Herrn eingeleibet, in seinen tod begra-
benc, mit im beklaid und angezogen werdend Dero-
halben wehend an disen kindlin euch erinnern, das
wir alle, wie auch si von unsern eflaischlichene öltern
in sündenf und dem ewigen tod geporeng; dann wir
ainer solchen bösen und verkörten art seind, die
dem guoten wilen Gottes allweg und gänzlich wi-
derstrebt. hUnd das solle unsh vor dem götlichen
gericht recht und herzlich demuotigen und der gna-
den und hilf Gottes begirig macheni Dagegen aber
wellend auch zu herzen füren und tröstlich betrach-
Druckvorlage: Originaldruck (Papier, 4°, 16
Blätter [letzte Seite leer]; Augsburg Stadtbiblio-
thek). — Randbemerkungen sind mit R in runde Klam-
mern genommen und in den Text gesetzt. Abweichun-
gen der Ausgabe von 1545 (unsere Nr. I 12) werden, so-
weit sie mehr als Kleinigkeiten sind, in den Fußnoten
vermerkt. — Zur Ordnung: Hans, Agenden 147-152. -
Vgl. oben Einleitung S. 26!
a 1545: + wie der apostel zum Tito am dritten [5]
redt.

ten, das unser lieber Herr Jesus kommen ist, selig zu
machen, das verloren ist, durch des gerechtigkait
uber uns kommt die rechtförtigung des lebens, wie
durch Adams ungehorsame die sünd und verdamm-
nus über uns kommen ist (R: Rom. 5. [18]), das wie
wir alle in Adam sterben, also in Christo dem Herrn
alle lebendig gemacht werden (R: 1 Cor. 15. [22]).
Derselbig, der allain gerecht und das leben ist in
unserm flaisch unser Herr Jesus, will uns seine ge-
mainschaft mittailen, in uns leben, die sund töten
und sein götlichs und seligs leben in uns auferwecken.
Und darzuo will er auch den dienst der kirchen ge-
brauchen, wie er dann gesagt (R: Johan. 20 [23]):
Welchen ir die sünd erlasset, denen seind si erlassen.
Hat hiezuo seine hailige sacrament verordnet und
erstlich den hailigen tauf. Teufet si, hat er gesagt
(R: Mat. 28. [19f.]), im namen des Vaters, des Suns
und des Hailigen Gaists! Das ist: von wegen und in
kraft Gotts des Vaters, des Suns und Hailigen
Gaists. Solchs taufen muoß ja sein ain wares ab-
wäschen aller ungerechtigkait, ain gnedigs aufnemen
in die gnad, kindschaft, schutz und schirm Gots des
Vaters, des Suns und des Hailigen Gaists, - also, das
der getauft jetz und ain kind und erb des himelischen
Vaters sei, ain bruoder, glid und miterb unsers Herrn
Jesu Christi, ain hailiger tempel und werkzeug des
Hailigen Gaists, durch den ain solcher als ain kind
Gottes getriben und von allem argen zu allem guo-
b 1545: + in der Apostelngeschicht am andern [38]
und zwaiundzwainzigsten capitel [16]
c 1545: + zun Römern am sechsten [4]
d 1545: + zun Galatern am dritten capitel [27]
e-e 1545: leiplichen
f 1445: + empfangen
s 1545: + und underworfen
h-h 1545: welches dann uns billich
1 1545: + soll

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