Forma. / Wie vom hailigen Tauf . . . . zu reden. 1545
Dieweil es aber vor Got, unserm Hailand, guot und
angenem ist und er uns durch seinen hailigen apostel
befolhen hat, für alle menschen zu pitten, so lasset
uns in seinem namen, in dem uns alles guts verhai-
ßen ist, mit warem glauben und herzlichem ver-
trauen für Got unsern gütigen Vater treten und von
herzen pitten:
Das er uns erstlich sein hailigs wort noch lenger
wölle vergünnen, auf das wir durch dasselbig seinen
namen rechtgeschaffen lernen erkennen, in hailigen
und preisen.
Das auch sein reich zu uns komme, damit wir,
durch seinen hailigen Gaist geregieret und in alle
warhait gelaitet, seinem väterlichen wilen gehor-
samen und derselbig in uns auf erden wie im himmel
volbracht werde. Darzu wölle er allenthalben ver-
ordnen treue pfarrher und prediger, die sein hailigs
wort mit allem fleiß und ernst verkündigen und aus-
braiten. Die wölle er auch erhalten in rainer lere und
hailsamen leben.
Wir wöllen auch pitten für die oberkait, für kai-
serliche und königliche majestät, für alle fürsten und
herrn, insonderheit aber für ainen ersamen, weisen
rat diser statt. Got der Herr wölle inen geben ware
forcht Gottes, weishait und verstand, seliglich und
wol zu regieren, frid und ainigkait zu erhalten, auf
das wir under irem regiment mögen noch lenger
haben Gottes wort, zeitlichen frid und narung.
Lasset uns auch den allmechtigen Got pitten, das
er dem gewalt des tyrannischen und widerchristi-
schen reichs, des Türkens 7, so sich wider Christum,
unsern Herrn, fräfenlich setzet, seinen namen ver-
folget und seine arme christenhait gar zu vertilgen
understeet, mit seiner allmechtigen kraft zum sche-
mel der füß Christi stürzen wölle bund den krieg,
dazu wir aus not getrungen, für uns füre und zu lob
b-b Fehlt 1555.
7 Im Sommer 1541 hatte Sultan Suleiman zwar Un-
garn erobert, im Herbst dieses Jahres der Kaiser
einen Fehlschlag bei einem Abwehrangriff auf Algier
erlitten und 1542 das Reichsheer in Ungarn schimpf-
lich umkehren müssen (Egelhaaf 2, 398. 404f.
411 f.), aber gerade jetzt am 10. Nov. 1545 hatte
Frankreich mit den Türken einen achtzehnmonati-
gen Waffenstillstand abgeschlossen, der es dem Kai-
des namens Christi, volende und uns ware puoß-
fertige und glaubige herzen verleihe, damit sein zorn
gestillet und nit sein göttlicher name sampt dem
glauben Christi, seines aherliebsten Suns, in uns von
dem unglaubigen, gotlosen volk verspott und ver-
schmähet werdeb.
Lasset uns den Herrn pitten, das er alle abgötte-
rei und tyrannei sampt allem gotlosen wesen aus
seiner väterlichen, grundlosen barmherzigkait gne-
diglich abwenden und uns, seine schäflin, alle
widerumb in der warheit seines evangelions durch
seinen Hailigen Gaist in rechter warer ainigkait des
glaubens under Christum Jesum, seinen ainigen Sun,
Herrn, Hailand und haupt, zusamenpringen wölle.
Wir wöllen auch pitten für die undertanen, für
die eeleut, für die schwangeren und geperenden
frauen, für witwen und waisen, für ungezogene8
jugent, für die eehalten9, für alle treue arbaiter,
auch für die armen, betrübten, gefangne, kranke und
angefochtne menschen.
In sonderhait aber wird begert das gemain gepet
für etliche leidende personen etc.
Hie pflegt man, die zedel für kranke und sonst
bekümmerte leut zu verkündigen.
Für dise und alle andere not der ganzen christen-
hait, auch für uns selbs und für alle die, für welche
wir schuldig seind zu pitten, wöllen wir Got den
Herrn anrufen und von herzen also pitten:
Unser Vater in dem himmel, dein nam sei hailig!
Dein reich komm! Dein whl geschehe auf erden wie
im himmel! Unser teglich prot gib uns heut und ver-
gib uns unsere schuld, wie wir unsern schuldigern
vergeben! Und für uns nit in versuchung, sonder
erlös uns von dem pösen! Dann dein ist das reich
und die kraft und die herrlichkait in ewigkait. Amen.
Der Herr seie mit euch allen! Amen.
ser dann erlaubte den Schmalkaldischen Krieg zur
Vernichtung des Protestantismus zu beginnen (E ge 1-
haaf 2, 443f.). Das hatte gerade für Augsburg die
schwerstwiegenden Folgen.
8 = die noch unerzogene.
9 = die in die Hausgemeinschaft aufgenommenen
Dienstboten (Schmeller 1, 8).
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Dieweil es aber vor Got, unserm Hailand, guot und
angenem ist und er uns durch seinen hailigen apostel
befolhen hat, für alle menschen zu pitten, so lasset
uns in seinem namen, in dem uns alles guts verhai-
ßen ist, mit warem glauben und herzlichem ver-
trauen für Got unsern gütigen Vater treten und von
herzen pitten:
Das er uns erstlich sein hailigs wort noch lenger
wölle vergünnen, auf das wir durch dasselbig seinen
namen rechtgeschaffen lernen erkennen, in hailigen
und preisen.
Das auch sein reich zu uns komme, damit wir,
durch seinen hailigen Gaist geregieret und in alle
warhait gelaitet, seinem väterlichen wilen gehor-
samen und derselbig in uns auf erden wie im himmel
volbracht werde. Darzu wölle er allenthalben ver-
ordnen treue pfarrher und prediger, die sein hailigs
wort mit allem fleiß und ernst verkündigen und aus-
braiten. Die wölle er auch erhalten in rainer lere und
hailsamen leben.
Wir wöllen auch pitten für die oberkait, für kai-
serliche und königliche majestät, für alle fürsten und
herrn, insonderheit aber für ainen ersamen, weisen
rat diser statt. Got der Herr wölle inen geben ware
forcht Gottes, weishait und verstand, seliglich und
wol zu regieren, frid und ainigkait zu erhalten, auf
das wir under irem regiment mögen noch lenger
haben Gottes wort, zeitlichen frid und narung.
Lasset uns auch den allmechtigen Got pitten, das
er dem gewalt des tyrannischen und widerchristi-
schen reichs, des Türkens 7, so sich wider Christum,
unsern Herrn, fräfenlich setzet, seinen namen ver-
folget und seine arme christenhait gar zu vertilgen
understeet, mit seiner allmechtigen kraft zum sche-
mel der füß Christi stürzen wölle bund den krieg,
dazu wir aus not getrungen, für uns füre und zu lob
b-b Fehlt 1555.
7 Im Sommer 1541 hatte Sultan Suleiman zwar Un-
garn erobert, im Herbst dieses Jahres der Kaiser
einen Fehlschlag bei einem Abwehrangriff auf Algier
erlitten und 1542 das Reichsheer in Ungarn schimpf-
lich umkehren müssen (Egelhaaf 2, 398. 404f.
411 f.), aber gerade jetzt am 10. Nov. 1545 hatte
Frankreich mit den Türken einen achtzehnmonati-
gen Waffenstillstand abgeschlossen, der es dem Kai-
des namens Christi, volende und uns ware puoß-
fertige und glaubige herzen verleihe, damit sein zorn
gestillet und nit sein göttlicher name sampt dem
glauben Christi, seines aherliebsten Suns, in uns von
dem unglaubigen, gotlosen volk verspott und ver-
schmähet werdeb.
Lasset uns den Herrn pitten, das er alle abgötte-
rei und tyrannei sampt allem gotlosen wesen aus
seiner väterlichen, grundlosen barmherzigkait gne-
diglich abwenden und uns, seine schäflin, alle
widerumb in der warheit seines evangelions durch
seinen Hailigen Gaist in rechter warer ainigkait des
glaubens under Christum Jesum, seinen ainigen Sun,
Herrn, Hailand und haupt, zusamenpringen wölle.
Wir wöllen auch pitten für die undertanen, für
die eeleut, für die schwangeren und geperenden
frauen, für witwen und waisen, für ungezogene8
jugent, für die eehalten9, für alle treue arbaiter,
auch für die armen, betrübten, gefangne, kranke und
angefochtne menschen.
In sonderhait aber wird begert das gemain gepet
für etliche leidende personen etc.
Hie pflegt man, die zedel für kranke und sonst
bekümmerte leut zu verkündigen.
Für dise und alle andere not der ganzen christen-
hait, auch für uns selbs und für alle die, für welche
wir schuldig seind zu pitten, wöllen wir Got den
Herrn anrufen und von herzen also pitten:
Unser Vater in dem himmel, dein nam sei hailig!
Dein reich komm! Dein whl geschehe auf erden wie
im himmel! Unser teglich prot gib uns heut und ver-
gib uns unsere schuld, wie wir unsern schuldigern
vergeben! Und für uns nit in versuchung, sonder
erlös uns von dem pösen! Dann dein ist das reich
und die kraft und die herrlichkait in ewigkait. Amen.
Der Herr seie mit euch allen! Amen.
ser dann erlaubte den Schmalkaldischen Krieg zur
Vernichtung des Protestantismus zu beginnen (E ge 1-
haaf 2, 443f.). Das hatte gerade für Augsburg die
schwerstwiegenden Folgen.
8 = die noch unerzogene.
9 = die in die Hausgemeinschaft aufgenommenen
Dienstboten (Schmeller 1, 8).
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