Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0111
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
[I 14.] Forma. Wie vom hailigen tauf / und dem hailigen
Sacrament des leibs / und Bluts Christi. Beßgleichen wie auch
von / dem trost der Kranken. Und demnach / vom Ehlichen
Stand bei dem Ein- / segen der Ehleut, zureden[!] sei, /
widerumb von neuem getrackt. / Gestellt in
die kirch und gemain Christi der statt Augspurg. 1555.

Allen gotsäligen frummen christen der evangeli-
sctien christlichen kirchen der loblichen stat Augs-
purg wünschen wir Gottes gnad durch seinen ainge-
bornen Sun Jesum Christum, unsern Hailand und
warhaftigen helfern, zuvor.
Vilgeliebte brüder und schwesteren in Christo un-
serm Herrn! Es hat der allmächtig Got, Vater un-
sers Hailands Jesu Christi, mit klaren gewissen
offenbarungen und wunderwerken von anfang der
welt dises bezeuget, das er im für und für bis zu auf-
erweckung aller menschen aus dem tod gewißlich
ain ewige kirchen durchs evangelion und nit anderst
sammlen wölle, in welcher kirchen erselbs nach disem
leben sichtiglich in ewigkait wonen wil, und will ir
sein weishait, gerechtigkait und freud mittailen und
dagegen die gotlosen in ewige straf werfen, hat auch
underschid geleret, welche menschen sein kirch
seind und wa si zu suchen und gewißlich zu finden
und zu sehen sei, nämlich in solcher versamlung, da
raine leer des evangelii und die hochwirdigen sacra-
menta in rechtem verstand und gebrauch gepflanzet,
angenommen, bekannt und gehalten, alle abgötte-
rei (R: 2. Cor. 6 [14-18]), rotten und secten geflohen
und gestraft werden (R: 2. Joan. [10f.]); dann durch
dise baide pflanzet und sterket Gott seiner kirchen
den glauben an Jesum Christum, tailet aus und gibt
Druckvorlage: Originaldruck (Augsburg, bei
Phil. Ulbart; 4°, 42 Blätter [3 ungezählte, beim 1. die
Rückseite leer, 37 gezählte, 1 ungezähltes leer]; NLA
Fen. IV 4° 391 Beiband 3). — Über eine gleichzeitige
Quartausgabe von Val. Schöningk vgl. Hans, Agen-
den 163. - Eine (gleichzeitige) Oktavausgabe: NLA
Fen. II 8° 394 Beiband 1. - Randbemerkungen sind
mit R in runden Klammern in den Text genommen. -
Vgl. oben S. 29!

rechte frümbkait und seligkait, in welchen baider
fürnembsten hauptstucken steht auch die war ainig-
kait der christlichen kirchen.
Darumb, wer nit ain verstockter Cain1, Pharao2
und verächter Gottes ist, sonder glaubt den götli-
chen, gewissen und claren offenbarungen und begert
der ewigen sähgkait, der soll das evangelium recht
lernen und annemen und soll der ainigen, warhafti-
gen kirchen, des Herrn Christi glidmaß und burger
werden; dann die regel bleibt: Quos elegit, hos et
vocavit (R: Roman. 8 [30]). Allain in diser versam-
lung seind die erwölten zu ewiger seligkait, welche
raine leer des evangelii lernen und bekennen und
rechten verstand und brauch der sacramenten ha-
ben. Dise seind hie genannt die berufnen, und seind
nit die kirch des Herrens Christi andere diser zeit
vilfältige rotten und secten, welche, wie die nacht-
raben in landen und winklen haimlich umbher lau-
fen, gezänk und große unru machen3 und der augs-
purgischen confession4, dern auch ir in leer und
glauben neben andern vilen verwant und zugetan
seind, mit irer schädlichen leer widersprechen (R:
1. Cor. 1. [10-17 ?]) und Christum, euer gerechtigkait,
hailigung und erlösung, in euch, sovil an inen, auszu-
tilken sich befleißen.
Ir aber, die ir bisher mit rainer leer und dem
1 1. Mos. 4, 3-16.
2 2. Mos. 5-14.
3 Abgesehen von den Katholiken gab es in Augsburg
immer noch Taufgesinnte und Anhänger Schwenck-
felds (Roth 4, 612-64S). Es mag hier aber auch an
Kreise innerhalb der Gemeinde selbst, die mehr der
schweizerischen als der wittenbergischen Form zu-
neigten, gedacht sein.
4 von 1530 (Bekenntnisschriften 44-137).

95
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften