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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0116
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Augsburg

im finden sollen, welches der evangelist Marcus am
10. capitel [13-16] also beschreibt:
In der zeit [... wie S. 85 . ..] und segnet si.
Dieweil wir dann nun aus jetzt gehörten worten
unsers Herren Jesu Christi, des gewiß und sicher
seind, das im gefellig und angenem, auch sein be-
velch ist, die kindlin zuo im zu bringen und er si in
allen gnaden in sein reich annimbt, und aber dis
kindlin auch dem Herrn Christo von euch durch die
tauf überantwort ist, darumb wir nit zweiflen mü-
gen noch sollen, das es zum reich der gnaden von im
angenommen und nun ain kind des allmächtigen
und ain glidmaß unsers Herren Jesu Christi worden
sei, dem die engel Gottes dienen, so wöllet es auch
gänzlich darfür halten und euch kain mühe noch
arbait verdrießen lassen, ain jeder nach seinem be-
ruf, zuvoraus aber ir eltern, gefreunden und ge-
vattern, damit es dem Herrn Christo auferzogen
werd und lerne halten, das uns allen zu halten der
Herr bevolhen hat. Wöllend kain fleiß für euch selbs
sparn, darneben zum catechismo getreulich, so bald
es alters und verstands halben dessen fähig sein
mag, fürderen, damit es dest gründlicher erkennen
lerne, was großer unaussprechlicher gnaden und
gaben im von Got in der hailigen tauf geschenket
und übergeben seind, und aus dem dann seinen glau-
ben in der gemain Gottes selbs gern bekenne und
sich für alle woltaten, die im Got geton hat, dank-
bar erzaige, sage ab dem Teufel und der welt mit
allen iren werken, listen und lugen, ergebe und
stelle sich dar dem Herren und seiner hailigen kir-
chen in ganzem gehorsam seines hailigen evangelii,
bleibe und lebe darin beständig bis ans end, bringe
als ain lebendigs glid Christi und fruchtbarer reb,
die an dem rebstock Christo gesund bleibe in rech-
tem glauben, liebe, hoffnung, vil frucht zuo dem
preis Gottes und besserung seiner hailigen kirchen.
Amen.
4 = noch einmal (Schneller 2, 981. - Grimm 1,
314).
5 Dieser Abschnitt zum Teil wörtlich aus der Mecklen-
burger Kirchenordnung von 1552 (vgl. Anm. 2!).
6 Da die Wiederholung einer Taufe kirchlich unzu-
lässig, reichsrechtlich sogar mit der Todesstrafe be-
droht war (vgl. die Wiedertäuferprozesse!), in man-
chen Fällen sich aber der gültige Vollzug einer Taufe
doch nicht nachweisen ließ, man einen solchen Men-
schen aber doch auch nicht ohne den Segen der Taufe

Darumb so laßt uns von herzen also beten!
Almächtiger Gott und Vater unsers lieben Herrn
Jesu Christi, der du dis kind durch wasser und Hai-
ligen Gaist anderwerbs4 geborn und im alle seine
sünd vergeben hast, sterke es nun mit deiner gna-
den, mehr in im deinen Hailigen Gaist, das es an leib
und seel säliglich aufwachs und in dem neuen gött-
lichen leben, darzu du es neu geborn hast, zuneme,
und gib seinen eltern und uns allen, das wir hiezuo
säliglich dienen, damit auch durch es und uns alle,
dein götlicher nam immermehr gehailiget und dein
reich erweitert werde in allem gehorsam deines
willens durch unsern Herren Jesum Christum! Amen.
Und zum beschluß sage er:
Der frid des Herrn sei mit dir und uns allen!
Amen.
Wurden5 aber die leut, so das kindlin zur tauf
bringen, auf vorgeende frag, fürnemlich auf die
erste, andere und letste (dann, was die dritt belangt,
ob das kind kain namen hette, so far er dannoch fort
mit der action und brauch die wort mit dem signo
parenthesis bezaichnet und geb dem kind seinen
namen. So es aber vorhin seinen namen hat, so laß
er die parenthesim aus) ungewise antwort geben und
sagen, si wißten nit, was si in solcher not und schrek-
ken gedacht, vil weniger (wie dann oftmals zu ge-
schehen pflegt), was si gered oder geton hetten, so
mache man nun nit vil disputierns, sonder tauf es
on meldung ainiger condition6 der gemainen ord-
nung gmeß, wie alle andere ungetaufte kinder ge-
tauft werden etc.
So ain diener, in der not zuo taufen,
beruoft wird.
Liebe freund! Dieweil die not verhanden, das wir
eilends taufen müssen, so wöllen wir erstlich Got
anrufen und das hailig Vater unser (R:oben am blat
9. [S. 99]) sprechen.
lassen wollte, so bildete sich seit dem 9. Jahrhundert
eine bedingte Taufe heraus. Sie wurde seit Papst Alex-
ander lll. (1159-1181)maßgebend. Dabei sprach der
Täufer unmittelbar vor der Taufformel die Worte:
,,Si es baptizatus, non te baptizo. Si non est bapti-
zatus, . . .“ (Hinschius 4, 463. - Hartmann
529f. -Agenda sive obsequiale secundum imperia-
lem ecclesiam et dyoecesin Bambergensem. Bam-
berg 1491. biijv.).

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