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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0119
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Forma. / Wie vom hailigen tauf . . . . zu reden. 1555

Disen tröstlichen worten glaubent von herzen,
dann der allmächtig barmherzig Gott hat sich euer
gnädiglich erbarmet und durch den verdienst des
hailigsten leidens, sterbens und aufersteens unsers
Herrn Jesu Christi, seines geliebten Suns, vergibt er
euch alle eure sünd. Derohalben ich als ain diener
Christi verkündige euch allen, die ir hie zu dem
tisch des Herrn versamlet seind und an Jesum
Christum glaubent, aus dem bevelch Christi (R:
Joan. 20 [23]): Wem ir die sünd erlassent, dem seind
si erlassen, vergebung aller eurer sünd im namen
Got des Vaters des Suns und des Hailigen Gaists.
Amen8.
Collect vom hailigen abentmal.
Der Herr sei mit euch!
Laßt uns bitten!
Almächtiger, barmherziger Gott und Vater, der
du uns [. . . wie S. 87 . . . mit Vaterunser] die herr-
ligkait in ewigkait. Amen.
Vernemet die wort der einsetzung des Herren
abentmals wie die [. . . zuerst wie S. 87 (1537) . . .,
nur ist das „trinkgeschirr“ durch den „kelch“ er-
setzt] bis das er kumpt. Welcher nun unwürdig von
disem brot isset oder von dem kelch des Herrn trin-
ket, der ist schuldig am leib und bluot des Herrn.
Also höret euer lieb die einsatzung diser hailigen
gemainschaft des leibs und bluots Christi und ge-
dächtnus seines tods, unserer ainigen erlösung.
Wen er der Herr in seinem herzen zuo disem tisch
vermanet, der komme herzuo! Gott geb uns hierzu
sein genad! Amen.
Beschluß des Herren abentmals
mit der danksaagung.
Saget dank dem Herren!
Almächtiger Gott, himlischer Vater. Wir sagen
dir [... wie S. 81.88 ... mit Segen und Entlaßgruß]
leben. Amen.
Wie man die kranken leut
berichten und trösten solle.
Erstlich, so der krank den kirchendiener berich-
tet hat, warumb er in erfordern lassen, was sein be-
8 In Anschluß an Württemberg 1553 (Hauß-Zier
53f.), wo die Brandenburgisch-Nürnbergische Kir-

gern und not sei, mag der kirchendiener ungefärlich
disen oder dergleichen bericht und trost dem kran-
ken fürhalten, die absolution im mittailen und das
nachtmal im raichen auf sein begern, wie volget:
Lieber freund, dieweil euch unser Herr Gott mit
schwachheit eures leibs haimsuchet, damit ir es
Gottes wilen haimstellet, solt ir wissen:
Zum ersten, das solche unsers leibs krankhait uns
von Gott dem Herrn von kainer andern ursachen
dann allain umb der sünden willen zuogeschickt
wirt und das die erbsünd, welche von Adam auf uns
geerbt, den tod und alles, was in des tods reich ge-
hört als gebrechen, krankheit, elend, jamer etc.
mit sich bringt; dann wa wir on sünd bliben, so
hette auch der tod. vil weniger anderlai krankhait
an uns nichts schaffen mügen.
Zum andern: Damit wir aber in unsern krankhai-
ten und allerlai anfechtungen, auch des tods angst
und not nit verzweiflen müßten, so leeret uns das
hailig evangelium, das uns Christus, Gottes Suns,
der sünden los und selig machen will, so wir glauben
an seine verhaißung, und solches geschicht auf
zwaierlai weiß. Erstlich, das er uns hie auf erden
durchs evangelium und die hailigen sacramenta
unsere herzen und gewissen rainiget (R: Acto. 15
[9]). Zum andern: Wenn aber unsere gewissen der
gestalt von sünden gerainiget und mit Gott dem
Vater durch den glauben versünet seind, muoß auch
die sünd aus unser natur und wesen ausgefegt und
vertilget und wir endlich von allen sünden gerainiget
und in götlicher gerechtigkait und rainigkait vol-
komen werden, damit wir mit Gott ewig leben sol-
len.
Zum dritten: Damit nun solches geschech und in
uns volbracht werd, so schicket uns unser lieber
Herr Gott krankheit, ja auch den tod zuo - nit der
mainung, das er mit uns zürne und uns verderben
wolt, sondern aus großer gnaden, das er uns in disem
leben zuo warer buoß und glauben treiben und ent-
lich aus der sünden, darinnen wir noch stecken und
aus allem unglück, baides leiblich und gaistlich, frei
machen will, wie solches die hailig schrift reichlich
zeuget; dann also schreibt sanct Paulus (R: 1. Cor.
11 [32]) :Wenn wir von dem Herren gerichtet werden,
chenordnung von 1533 (Sehling 11, 187) als Vorbild
gedient hatte.

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