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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0145
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Bestallungsurkunde des Predigers Konrad Abel 1542

erzaigen, das meniglich spuren und abnemen soll,
das wir in unserm tragenden bevelch Gottes glori
und ehr, auch der kirchen heil und wolfart suchent,
und
summarie: er, obgedachter herr Conrad Abel, soll
sich in der kirchen unde außerhalb derselbigen wie ei-
nem prediger und vorsteer geburt, dermaßen erzei-
gen und halten, das an seinem tun und lassen (sovil
immer muglich) kein mangel gespurt oder gefunden
werd.
Derenhalber zu ufenthaltung seiner leibsnarung,
so sollen und wollen wir wolgedachte burgermeister
und rate ime fur seine person jerlichs und eins jeden
jars besonder und allein
zweenundsiebenzig guldein an guter monz gemei-
ner unser statt werung außer unser predicaturpfleg
sampt der behausung, die wir in ziemlichem bau
erhalten, darzu die beholzung, sovil er zu seiner
heuslichen notturft bedorfig und nit weiters,
schuldig zu sein, reichen und geben, das auch für
sein gewonliche behausung liefern4.
Nochmals soll er sich auch aller dero privilegien
und freiheiten, wie ein izlicher prediger bis anher
und bei gewesener pristerschaft gebrauchen und in
unser stadt frei sein, ausgenomen es were dann sach,
das ein gemeint steur von dem heiligen romschen
reich, auch von kaiserlicher majestet, unserm aller-
gnedigsten herrn, wider den erbveind christlichens
namens, den Türken5, oder anderswohin zu nutz und
wolfart des heiligen reichs, darin die priesterschaft
auch begriffen,verkunt, angelegt und ausgeschrieben
wurde, solle er dieselbige wie andere geistliche per-
sonen der anlag und gebur nach one allen auszug
und widerrede erlegen und geben.
Dergleichen ist neben dem ffernersf auch abgeret
und bedingt, wo sich zutruge und begebe, das er,
obgemelter prediger, inkonftig oder kurzer zeit sei-
nes lebens etzliche guter, wie die genannt mochten
e M + : sonst.
f-f So M; Druck: revers.
g-g So M: Druck: leeren.
4 Zur Höhe des Gehaltes vgl. S. 47 Anm. 8!
6 Zur Abwehr der Türkengefahr (vgl. oben S. 90
Anm. 7) hatte der Reichstag von Speyer 1542 eine
Vermögenssteuer von 1/2 Prozent beschlossen (Egel-
haaf 407).
6 = Zwing und Bann = niedere Gerichtsbarkeit

werden, so in unser jurisdiction, gezwengen und
pennen6 ligend, an sich erkaufte. Dieselbigen soll er
oder seine erben wie wir und andere mitburger und
undersessen aller burden, alles mitsteuren, wachen,
raisen7 und anderm beladen, auch derselbigen, wie
die sich zutragen mochten, nit gefreiet noch privi-
legiert sein.
Zudem, wo gedachter prediger aus schwacheit
seins leibs, darzu in an seiner memori, gemut und
verstandnus etwas abgeen, also das er seiner predi-
catur und kirchendiensten furohin sein lebenlang nit
mer fruchtbarlich vorsteen und die zu versehen
wuste, kont noch mocht, so soll nichts desterweniger
ime die obangeregte verordente besoldung strakts
allerding, wie die hieoben, an diesem brief benennt,
inserirt und begriffen, bis zu endung seines lebens
volgen und bleiben,
es were dann sach, das er sich zuvor, ehe er in soli-
chen abfall als aus schwacheit seins leibs, gemuts
und durch verhengnus Gottes [keme], in ein uner-
bar wesen (des dann einem priester und prediger,
der seinen kirchenkindern ein sonderlich gut exempl
und ebenbild furtragen soll, nit gezimbt noch ge-
burt) keme und fiel oder aber neue secten, die ent-
gegen und wider das heilig evangelion und augs-
purgische confession gwäreng, in unser kirchen auf-
richten und leren wolte, dadurch wir spuren und ab-
nemen konten, das er wol die entsetzung und pri-
vation seiner predicatur nach vermog der gemeinen
geschriben rechten verdient hett, oder aber sonst
uns, unsern kirchenpflegern und pfarrherrn unge-
horsam und rebellis [!] wer, so soll es demnach zu
unserm willkurlichen willen und gefallen steen, ime
umb seins wesens und der begangnen handlung
hnachh die predicatur mit seiner zubestimpten ibe-
soldungi zu unsern handen one sein und sonst me-
niglichs einrede und verhindernus nemen, des auch
als ein christlicher magistrat gut fug und macht
h-hSo M; fehlt im Druck.
i-i So M; fehlt im Druck.
(Eugen Haberkern und Jos. Friedr.Wallach,
Hilfswörterbuch für Historiker. Basel [1935] 605).
7 = am Kriegszug teilnehmen bzw. die dazu aufer-
legte Kriegssteuer (das Raisgeld) leisten (Schmel-
ler 2, 138f, - Grimm 8, 735).

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9 Sehling, Bd. XII, Bayern II: Schwaben
 
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