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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0159
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Wes man sich in aufnehmung und bestellung eines vorsingers verhalten soll

sacristei in seinen stuel treten und den jungen sagen,
das sie die psalmen in iren büechlein1 suechen, damit,
wan man zusammenleutet, si gefast seien und er an-
heben mög.
Wenn man aber nit predigt, soll er bei dem altar
von dem, der lesen wurd, beschaids gewarten und
dieselben psalmen, die im bevolhen werden, der ge-
mein anfangen und vorsingen, in welchem dann er
dem helfer nit weniger als dem pfarrer zu gehor-
samen schuldig sein soll.
Da sich auch irgend zu tragen wurd, das der
pfarrer jemand aus der gemein zu sich bescheiden
müest, soll er schuldig sein außer und inner der kir-
chen, dem benennten im namen des pfarrers solches
anzuzaigen und in zum pfarrer zu erfordern, auch,
wie er es erraicht, jedesmals zu vermelden.
Dieweil auch die herrn kirchenpfleger der kirchen
und anderer sachen halben, so der religion anhengig,
je zu zeiten müessen zusamenkomen, würd er auf be-
velch dieselben erfodern müssen, da er dann mit
vleis verhüeten soll, das er nit vor den haustüren,
sondern in den heusern einem jeglichen die stund der
zusamenkunft vermelde und die abwesenden jedes-
mals dem anzeige, der im bevelch umbzusagen ge-
geben hat, damit man nit vergeblich auf solche ab-
wesende warten dörfe.
Auf den fall, das die herrn kirchenpfleger der com-
mun etwas wurden fürlesen lassen wöllen, wurd er
dasselb auch auf sich nemen und verrichten mües-
sen.
In welchem allem er dann seinen vleis und gehor-
sam, sonderlich in besuechung der teglichen capitel2
und bei den leichen erzaigen soll, neben einem stillen
eingezognen und erbarn leben, für sein selbs person

1 Welche Büchlein verwendet wurden, läßt sich nicht
feststellen.
2 Vgl. dazu unten S. 146 f.!

und der seinigen; dann man, da er unvleißig sein
wurd, verursacht wurde in fahren zu lassen und
einen andern zu bestellen. Insonderheit lassen in die
herrn kirchenpfleger freundlich biten, das er neben
vleißiger auswartung seines diensts sich seiner na-
rung halten und frembder handl, die in nichts an-
gehn, entschlagen woll, damit er nit sich selbst ins
verderben, auch in vil unrat stecke, daraus sie im zu
helfen nicht wüsten, sonder wider iren willen fahren
lassen müesten.
Nachdem dan auch ein arbeiter seines lohns
wirdig, so het man bisher 6 ganzer jar einem vor-
singer jerlich 16 fl. für sein dienst von gemeiner bur-
gerschaft wegen zugestellet. Die solten im auch, da
er das vorsingen auf sich neme, ervolgen und alle
quatember3 4 fl. wen man den pfarrer und helfer be-
zahlt, zugestellet werden. Daneben wist man im
nit zu bergen, das vor solcher quatemberzeit er
selbst oder jemand von seinetwegen etwas zu for-
dern enthalten4 sollt; dann man mit gelt nit also ge-
fast, das man jemand voreingeben künte. Man
wolte aber vleis tun, damit er sowol als die predican-
ten one verzug seines gebürlichen quatembers ent-
richt werde.
Da er nun auf dis fürhalten solchen dienst woll
annemen, müge er sich gegen den herrn kirchen-
pflegern ercleren.
Auf solch fürhalten, da er bewilligt, tut er zusag
den dreien eltesten kirchenpfleger mit handgeben.
Da aber etwas bedenklich.es im oder den herren kir-
chenpflegern wurde aus dem fürtrag oder antwort
fürfallen, hat man verner zu beratschlagen, damit
man zu gebürlichem end bederseits gelangen mög.

3 = Vierteljahr, vgl. S. 47 Anm. 7!
4 = stille halten, verziehen (Lexer 1, 570).

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