Literatur außer den bereits genannten Schriften:
Baumann 3, 369-374. - Otto Erhard, Der Bauernkrieg in der gefürsteten Grafschaft Kempten. München
1908; Kempten im Schmalkaldischen Krieg 1546/47, in: Blätter aus dem Allgäu 1 (1910) 75f.; Die Sakraments-
streitigkeiten in Kempten 1530—1533, in: BbKG 17 (1911) 153-173. (CR 97 [ = Zwingli 10] 491f.);Kempter Refor-
mationsgeschichte. Kempten 1917; Die Burghalde in Kempten. Kempten 1919; Matth. Weibel. Berlin 1925. -
Hammon, Geschichte der Kirche und Gemeinde bei St.Mang in Kempten von ihren Anfängen bis 1802. Kempten
1902. — Phil.Jak.Karrer, Reformationsgeschichte der Altstadt Kempten. Kempten 1822. - Gg.Loesche, Tru-
beriana für die Wirksamkeit in Kempten, in: BbKG 26.-Medicus 57. 71. 80. 82. 299f. 305f. 317-322. - Jos.Rot-
tenkolber, Geschichte des hochfürstlichen Stifts Kempten. München 1933. (Dazu Zeitschrift für bayerische Landes-
geschichte 7 (1934) 155ff.). - Simon, EKGB 178. 186. 214. 226. 238f. 269f 383. 410. 419. 423. 439.
Die äußere und innere Lage bei Beginn der reformatorischen Bewegung.
In der Karolingerzeit wurde neben den Ruinen der großen Römerstadt Campodunumin der Nähe
des Illerlaufes ein Benediktinerkloster gegründet. Nebendieses, das sich wohl schon damals auf dem
Berg, auf dem seine prächtige Kirche und seine nicht weniger prächtigen übrigen Baudenkmale noch
heute stehen, eine neue Stätte suchte, bzw. in Anschluß an seine Kirche errichteten die Staufer die Stadt
Kempten.
Aus ihrer Erbschaft kamen Abtei und Stadt an das Reich. Die Stadt lag mitten in dem weiten Ge-
biet des Stiftslandes und wurde daher von diesem stets als Fremdkörper, den es sich einverleiben wollte,
empfunden. Als 1310 das Reich die Vogtei an den Abt verpfändete, entstand die Frage, ob der auf der
südlich der Stadt gelegenen Burghalde wohnende Vogt vom Reich oder vom Stift gesetzt sei. Nachdem
die verschiedenen unklaren Entscheidungen des Reiches sie nicht klären konnten, entschied sie 1363 die
Stadt durch die Zerstörung der Burg, worauf 1379 der Abt die Burghalde der Stadt verkaufte. Den ent-
scheidenden Einfluß am Stadtregiment hatten wie in Memmingen die Zünfte. Zur vollen Unabhängig-
keit aber kam die Stadt doch nicht. Der Amman, der das Hochgericht übte, mußte zwar aus den Bürgern
genommen werden. Aber seine Wahl lag in den Händen des Abtes1.
Es ist selbstverständlich, daß die so im steten Kampf mit der Abtei liegende Stadt auch den Ab-
wehrkampf der sie rings umgebenden Untertanen des Abtes mit lebendiger Anteilnahme begleitete, zumal
ihre eigenen Untertanen daran beteiligt waren. Gerade im Jahrhundert vor der Reformation waren
diese infolge der ständig wachsenden unberechtigten Forderungen des Abtes so gestiegen, daß hier seit
1491 immer wieder Unruhen ausbrachen2.
Noch ernster für das religiöse Leben waren die steten Auseinandersetzungen zwischen Stadt und
Abt auf kirchlichem Gebiet, zumal die Lage sehr verworren war. Die spätmittelalterliche Stadt gehörte
nämlich nicht nur zu zwei Pfarreien, sondern auch zu zwei Diözesen. Die eigentliche Stadtpfarrei war
St.Mang3, deren Kirche wohl die Erbin der alten Klosterkirche war. Zu ihr gehörte aber nur der östliche
1 Erhard, Burghalde. - Baumann 2, 262-290.
2 Haggenmüller 1, 254—259. 261—264. 338—342 u.ö. — Baumann 2, 619-629. — Franz 11ff. 113ff. - Erhard,
Bauernkrieg.
3 = Magnus, nach dem Begründer der ersten deutschen Kirche in Kempten (um 746), der schließlich in Füssen
wirkte und seit 848 öffentliche Verehrung genoß (A. Bigelmair, Der hlg. Magnus, in: Lebensbilder aus dem baye-
rischen Schwaben 2 [Augsburg 1953] 1-46).
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Baumann 3, 369-374. - Otto Erhard, Der Bauernkrieg in der gefürsteten Grafschaft Kempten. München
1908; Kempten im Schmalkaldischen Krieg 1546/47, in: Blätter aus dem Allgäu 1 (1910) 75f.; Die Sakraments-
streitigkeiten in Kempten 1530—1533, in: BbKG 17 (1911) 153-173. (CR 97 [ = Zwingli 10] 491f.);Kempter Refor-
mationsgeschichte. Kempten 1917; Die Burghalde in Kempten. Kempten 1919; Matth. Weibel. Berlin 1925. -
Hammon, Geschichte der Kirche und Gemeinde bei St.Mang in Kempten von ihren Anfängen bis 1802. Kempten
1902. — Phil.Jak.Karrer, Reformationsgeschichte der Altstadt Kempten. Kempten 1822. - Gg.Loesche, Tru-
beriana für die Wirksamkeit in Kempten, in: BbKG 26.-Medicus 57. 71. 80. 82. 299f. 305f. 317-322. - Jos.Rot-
tenkolber, Geschichte des hochfürstlichen Stifts Kempten. München 1933. (Dazu Zeitschrift für bayerische Landes-
geschichte 7 (1934) 155ff.). - Simon, EKGB 178. 186. 214. 226. 238f. 269f 383. 410. 419. 423. 439.
Die äußere und innere Lage bei Beginn der reformatorischen Bewegung.
In der Karolingerzeit wurde neben den Ruinen der großen Römerstadt Campodunumin der Nähe
des Illerlaufes ein Benediktinerkloster gegründet. Nebendieses, das sich wohl schon damals auf dem
Berg, auf dem seine prächtige Kirche und seine nicht weniger prächtigen übrigen Baudenkmale noch
heute stehen, eine neue Stätte suchte, bzw. in Anschluß an seine Kirche errichteten die Staufer die Stadt
Kempten.
Aus ihrer Erbschaft kamen Abtei und Stadt an das Reich. Die Stadt lag mitten in dem weiten Ge-
biet des Stiftslandes und wurde daher von diesem stets als Fremdkörper, den es sich einverleiben wollte,
empfunden. Als 1310 das Reich die Vogtei an den Abt verpfändete, entstand die Frage, ob der auf der
südlich der Stadt gelegenen Burghalde wohnende Vogt vom Reich oder vom Stift gesetzt sei. Nachdem
die verschiedenen unklaren Entscheidungen des Reiches sie nicht klären konnten, entschied sie 1363 die
Stadt durch die Zerstörung der Burg, worauf 1379 der Abt die Burghalde der Stadt verkaufte. Den ent-
scheidenden Einfluß am Stadtregiment hatten wie in Memmingen die Zünfte. Zur vollen Unabhängig-
keit aber kam die Stadt doch nicht. Der Amman, der das Hochgericht übte, mußte zwar aus den Bürgern
genommen werden. Aber seine Wahl lag in den Händen des Abtes1.
Es ist selbstverständlich, daß die so im steten Kampf mit der Abtei liegende Stadt auch den Ab-
wehrkampf der sie rings umgebenden Untertanen des Abtes mit lebendiger Anteilnahme begleitete, zumal
ihre eigenen Untertanen daran beteiligt waren. Gerade im Jahrhundert vor der Reformation waren
diese infolge der ständig wachsenden unberechtigten Forderungen des Abtes so gestiegen, daß hier seit
1491 immer wieder Unruhen ausbrachen2.
Noch ernster für das religiöse Leben waren die steten Auseinandersetzungen zwischen Stadt und
Abt auf kirchlichem Gebiet, zumal die Lage sehr verworren war. Die spätmittelalterliche Stadt gehörte
nämlich nicht nur zu zwei Pfarreien, sondern auch zu zwei Diözesen. Die eigentliche Stadtpfarrei war
St.Mang3, deren Kirche wohl die Erbin der alten Klosterkirche war. Zu ihr gehörte aber nur der östliche
1 Erhard, Burghalde. - Baumann 2, 262-290.
2 Haggenmüller 1, 254—259. 261—264. 338—342 u.ö. — Baumann 2, 619-629. — Franz 11ff. 113ff. - Erhard,
Bauernkrieg.
3 = Magnus, nach dem Begründer der ersten deutschen Kirche in Kempten (um 746), der schließlich in Füssen
wirkte und seit 848 öffentliche Verehrung genoß (A. Bigelmair, Der hlg. Magnus, in: Lebensbilder aus dem baye-
rischen Schwaben 2 [Augsburg 1953] 1-46).
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