gebrauchte. Deshalb kam es nach dem Gottesdienst zu einem sehr heftigen Auftritt vor der Kirche. Der
Bürgermeister mußte den Prediger vor dem Degen des Bruders des neuen Abtes schützen4.
So fühlten sich die evangelischen Geistlichen Kemptens getrieben, der Verwirrung der Gemeinde,
die durch die zwiespältigen Predigten eingetreten war, abzuhelfen. Sie wollten mit dem Wortführer der
Altgläubigen, dem Franziskanerguardian Winzler5 5 in Lenzfried (der wegen seiner Feindschaft gegen
die evangelische Bewegung erst Nürnberg hatte räumen müssen), darüber reden, wie diese Nöte be-
hoben werden könnten. Daher besuchten sie ihn im Oktober 1524. Sie schlugen ihm eine Disputation vor.
Er wies dieses Ansinnen aber von vornherein ab. Doch kam Kempten auch ohne ein Religionsgespräch
zum Ziel: Winzler räumte unter schriftlichem Protest das Feld.
Über die ganze Entwicklung schrieben die evangelischen Geistlichen der Stadt am 14. Februar 1525
an Althamer: ,,Das Evangelium nimmt bei uns - Ihm sei Ehre! - ein schönes Wachstum und zwar
durch Christi Gnade in friedlicher Weise.“ Am 21. Februar beschloß der Rat, nicht mehr bei den Heili-
gen schwören zu lassen. Die darauf einsetzende Neuordnung6 scheint zumeist in der Form vor sich ge-
gangen zu sein, daß sich die Gemeinde von den bisherigen Gebräuchen abwandte und zurückhielt. Die
Taufen wurden deutsch gehalten. Mit dem Gottesdienst mag man es ähnlich gehalten haben, wie es Blarer
und Wanner den Kaufbeurern empfahlen, daß man die Messe beibehielt, aber den Kanon als evange-
lisch nicht tragbar ausließ7. Dabei wurde wohl auch der Laienkelch gereicht.
Eine bedeutsame Beschleunigung brachte der Bauernkrieg, der ja einen seiner Hauptherde im
Stift Kempten hatte. Er schwelte hier schon seit Mai 1523, bis er am 4. März 1525 zur Flamme wurde8.
Gegen schweres Geld mußte sich der Abt im April den Abzug aus seinem Schloß Liebenthann, in dem
ihn die Bauern bedrängten, erkaufen. Diese Notlage veranlaßte ihn dazu, am 6. Mai 1525 seine sämt-
lichen Rechte in der Stadt - darunter vor allem auch die Wahl des Stadtammanns und das Patronats-
recht auf St.Mang - an die Stadt zu verkaufen. Diese gewann das dafür nötige Geld u.a. auch dadurch,
daß sie die durch die kirchliche Neugestaltung überflüssig gewordenen kirchlichen Geräte (Monstranzen,
Reliquienschreine, Priesterkelche, usw.) 9 einschmelzen ließ.
Fast überflüssig war bei der damit gewonnenen durchaus evangelischen Haltung der Stadt, daß
jetzt auch die Parochialverhältnisse bereinigt wurden: auch der bisher zu St.Lorenz gehörige Teil der
Stadt kam 1527 jetzt zu St.Mang. Dafür errichtete jetzt der Bischof von Augsburg für den Landteil der
Pfarrei St.Mang (rechts der Iller) in Durach und Betzigau eigene Pfarreien. Doch hielten sich deren
Bewohner noch lange zur evangelischen Pfarrei in der Stadt10.
Da man gegen Matthias Weibel offenkundig keine Anklage wegen Beteiligung am Bauernkrieg
erheben konnte, beauftragte der Schwäbische Bund einen seiner Ritter, Heinrich Burkhard von Pappen-
heim, ihn erstechen zu lassen. Dazu wurde Weibel am Morgen des 27. August 1525 unter dem Vor-
wand, es sei eine Taufe zu halten, vor die Stadt gelockt. Beim Überfall wurde er aber nur verwundet.
Offenkundig in der Absicht, es damit genug sein zu lassen, brachte ihn Pappenheim nach Leutkirch ins
Gefängnis, wobei er sich gleichzeitig an den Bund um weitere Verhaltungsmaßregeln wandte. Dieser
aber schickte am 7. September seinen Henker, der ihn neben der Straße nach Waldsee an einer Buche
aufknüpfte11.
4 Erhard, Reformationsgeschichte 10. - Allgäuer Geschichtsfreund 34, 73f.
5 Schottenloher 22675ff.
6 Erhard, Reformationsgeschichte 10ff. 66ff.; Sakramentsstreitigkeiten 153ff.
7 Vgl: oben S. 164.
8 Franz 113-116.
9 Haggenmüller 1, 528—533. — Erhard, Reformationsgeschichte 13f.
10 Haggenmüller 1, 412; 2, 5. - Baumann 3, 404.
11 Erhard, Weibel.
171
Bürgermeister mußte den Prediger vor dem Degen des Bruders des neuen Abtes schützen4.
So fühlten sich die evangelischen Geistlichen Kemptens getrieben, der Verwirrung der Gemeinde,
die durch die zwiespältigen Predigten eingetreten war, abzuhelfen. Sie wollten mit dem Wortführer der
Altgläubigen, dem Franziskanerguardian Winzler5 5 in Lenzfried (der wegen seiner Feindschaft gegen
die evangelische Bewegung erst Nürnberg hatte räumen müssen), darüber reden, wie diese Nöte be-
hoben werden könnten. Daher besuchten sie ihn im Oktober 1524. Sie schlugen ihm eine Disputation vor.
Er wies dieses Ansinnen aber von vornherein ab. Doch kam Kempten auch ohne ein Religionsgespräch
zum Ziel: Winzler räumte unter schriftlichem Protest das Feld.
Über die ganze Entwicklung schrieben die evangelischen Geistlichen der Stadt am 14. Februar 1525
an Althamer: ,,Das Evangelium nimmt bei uns - Ihm sei Ehre! - ein schönes Wachstum und zwar
durch Christi Gnade in friedlicher Weise.“ Am 21. Februar beschloß der Rat, nicht mehr bei den Heili-
gen schwören zu lassen. Die darauf einsetzende Neuordnung6 scheint zumeist in der Form vor sich ge-
gangen zu sein, daß sich die Gemeinde von den bisherigen Gebräuchen abwandte und zurückhielt. Die
Taufen wurden deutsch gehalten. Mit dem Gottesdienst mag man es ähnlich gehalten haben, wie es Blarer
und Wanner den Kaufbeurern empfahlen, daß man die Messe beibehielt, aber den Kanon als evange-
lisch nicht tragbar ausließ7. Dabei wurde wohl auch der Laienkelch gereicht.
Eine bedeutsame Beschleunigung brachte der Bauernkrieg, der ja einen seiner Hauptherde im
Stift Kempten hatte. Er schwelte hier schon seit Mai 1523, bis er am 4. März 1525 zur Flamme wurde8.
Gegen schweres Geld mußte sich der Abt im April den Abzug aus seinem Schloß Liebenthann, in dem
ihn die Bauern bedrängten, erkaufen. Diese Notlage veranlaßte ihn dazu, am 6. Mai 1525 seine sämt-
lichen Rechte in der Stadt - darunter vor allem auch die Wahl des Stadtammanns und das Patronats-
recht auf St.Mang - an die Stadt zu verkaufen. Diese gewann das dafür nötige Geld u.a. auch dadurch,
daß sie die durch die kirchliche Neugestaltung überflüssig gewordenen kirchlichen Geräte (Monstranzen,
Reliquienschreine, Priesterkelche, usw.) 9 einschmelzen ließ.
Fast überflüssig war bei der damit gewonnenen durchaus evangelischen Haltung der Stadt, daß
jetzt auch die Parochialverhältnisse bereinigt wurden: auch der bisher zu St.Lorenz gehörige Teil der
Stadt kam 1527 jetzt zu St.Mang. Dafür errichtete jetzt der Bischof von Augsburg für den Landteil der
Pfarrei St.Mang (rechts der Iller) in Durach und Betzigau eigene Pfarreien. Doch hielten sich deren
Bewohner noch lange zur evangelischen Pfarrei in der Stadt10.
Da man gegen Matthias Weibel offenkundig keine Anklage wegen Beteiligung am Bauernkrieg
erheben konnte, beauftragte der Schwäbische Bund einen seiner Ritter, Heinrich Burkhard von Pappen-
heim, ihn erstechen zu lassen. Dazu wurde Weibel am Morgen des 27. August 1525 unter dem Vor-
wand, es sei eine Taufe zu halten, vor die Stadt gelockt. Beim Überfall wurde er aber nur verwundet.
Offenkundig in der Absicht, es damit genug sein zu lassen, brachte ihn Pappenheim nach Leutkirch ins
Gefängnis, wobei er sich gleichzeitig an den Bund um weitere Verhaltungsmaßregeln wandte. Dieser
aber schickte am 7. September seinen Henker, der ihn neben der Straße nach Waldsee an einer Buche
aufknüpfte11.
4 Erhard, Reformationsgeschichte 10. - Allgäuer Geschichtsfreund 34, 73f.
5 Schottenloher 22675ff.
6 Erhard, Reformationsgeschichte 10ff. 66ff.; Sakramentsstreitigkeiten 153ff.
7 Vgl: oben S. 164.
8 Franz 113-116.
9 Haggenmüller 1, 528—533. — Erhard, Reformationsgeschichte 13f.
10 Haggenmüller 1, 412; 2, 5. - Baumann 3, 404.
11 Erhard, Weibel.
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