Literatur außer den bereits genannten Schriften:
Die Kunstdenkmäler Bayerns (= KDB): Stadt und Landkreis Lindau. München 1954. — J.D.Marte,
Die auswärtige Politik der Reichsstadt Lindau 1530-1532. Heidelberg 1904 (Programm der Realschule Ludwigs-
hafen 1904/05). - Karl Primbs, Das ehemalige Barfüßerkloster in Lindau, in: Zeitschrift des Historischen Vereins
für Schwaben 9 (1882) 102-116. — Reinwald, Beiträge zur Geschichte der Stadt Lindau, in: Blätter für bayerische
Kirchengeschichte 2 (1889) 97-103. 121-128. 137-144. 153-157. - Simon, EKGB 167. 214f. 226. - Karl Wol-
fart, Geschichte der Stadt Lindau im Bodensee. 1-2. Lindau 1909; Kurze Geschichte der Reformation in Lind.au.
Äschach und Reutin. Lindau 1917.
Archive: Lindau, Stadtarchiv. — Nürnberg, Landeskirchliches Archiv.
1079 wurde der Markt von Lindau-Aeschach auf die Bodenseeinsel verlegt. Auf dieser bestand da-
mals außer dem Damenstift auch eine wohl bereits ältere Dorfpfarrei. Jetzt entstand neben dem Stift un-
ter seiner reichsunmittelbaren und daher später gefürsteten Äbtissin eine Bürgersiedlung. Sie kam im
ersten Drittel des 13.Jahrhunderts aus der Oberhoheit des Stifts unter die des Reiches1. 1396 wurde sie
auch vogtfrei2. In ihr besaßen seit 1345 die Zünfte die Führung3. Der Kleine Rat bestand aus 14 Rats-
freunden - Mitgliedern der aus Kaufleuten und Gastwirten bestehenden ,,Sünfzengesellschaft“ - und
8 Zunftmeistern. Er wurde durch Zuziehung der 88 Elfer (— je 11 Vertreter der 8 Zünfte) zum Großen
Rat ergänzt. Bei der jährlich am Johannistag (24. Juni) erfolgenden Wahl wurden zunächst durch
Bürgermeister und Kleinen Rat die Elfer neu gewählt, worauf dann diese gemeinsam wieder den neuen
Kleinen Rat wählten4.
Die Reichsstadt gehörte zur Diözese Konstanz. Ihre erst seit 1508 neuumgebaute Pfarrkirche war
St.Stephan. Das Präsentationsrecht auf sie stand dem Damenstift zu5. Bei Luthers Auftreten war der
,,rechte Pfarrer“ der Generalvikar Johann Fabri in Konstanz - anfangs ein humanistischer Freund
Zwinglis, bald einer der schärfsten Gegner Luthers6. Außer dem Damenstift, das für die religiöse Erzie-
hung des Volkes von sehr geringer Bedeutung war, bestand in der Stadt ein Franziskanerkloster, das
nicht selten im Kampf mit Damenstift und Bischof lag. Der damalige Lesemeister des Barfüßerklosters,
Mich. Haug, war seit 1522 evangelisch7. Er wirkte auch durch Schriften für seine Überzeugung. Haug
fand rasch einen Gesinnungsfreund und Kampfgenossen im Vikar des Pfarrers, Siegmund Rötlin8.
Als Haug 1523 eine „Gast“-Predigt des „rechten Pfarrers“ angriff, lud ihn dieser in seiner Eigenschaft
als Generalvikar vor sein Gericht. Haug kam aber nicht. Auch der Rat verweigerte seine Mithilfe. Damit
hatte er bereits seinen Stand außerhalb der katholischen Kirche eingenommen.Fabri berief deshalb seinen
Verweser ab. Da verlangte die Stadt von ihm, er solle seine Pfarrstelle persönlich versehen. Er weigerte
sich. Darauf ernannte die Stadt einfach seinen Verweser zum Pfarrer9, Diesem stellte sie noch andere
evangelische Prediger zur Seite und bezeichnete ihn als „episcopus Lindoensis“. Unter ihnen übernahm,
als Haug schon 1524, Rötlin 1525 starb, Thomas Gaßner10 die Führung. Dieser wurde dann der eigent-
liche Reformator Lindaus11. Schon im März 1525 fand die erste evangelische Abendmahlsfeier statt.
1 Wolfart 1 I 46. 2 Wolfart 1 I 133. 205f. 3 Wolfart 1 I 99ff.
4 Wolfart 1 I 198-203. 5 Wolfart 2, 328.
6 RE 5, 717-721. - LThK 32, 1333f. - Schottenloher 5950-5963. - NDB 4, 728f.
7 Wolfart 1 I 251-256. 3 Wolfart 1 I 252-271. 9 Wolfart 2, 286f.
10 Aus Bludenz — Schloßkaplan in Hohenems, 1524 als evangelisch entlassen, Nov. 1524 Lindau Helfer, Herbst 1525
Prediger - † 1548. 11 Wolfart 1 I 257ff.
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Die Kunstdenkmäler Bayerns (= KDB): Stadt und Landkreis Lindau. München 1954. — J.D.Marte,
Die auswärtige Politik der Reichsstadt Lindau 1530-1532. Heidelberg 1904 (Programm der Realschule Ludwigs-
hafen 1904/05). - Karl Primbs, Das ehemalige Barfüßerkloster in Lindau, in: Zeitschrift des Historischen Vereins
für Schwaben 9 (1882) 102-116. — Reinwald, Beiträge zur Geschichte der Stadt Lindau, in: Blätter für bayerische
Kirchengeschichte 2 (1889) 97-103. 121-128. 137-144. 153-157. - Simon, EKGB 167. 214f. 226. - Karl Wol-
fart, Geschichte der Stadt Lindau im Bodensee. 1-2. Lindau 1909; Kurze Geschichte der Reformation in Lind.au.
Äschach und Reutin. Lindau 1917.
Archive: Lindau, Stadtarchiv. — Nürnberg, Landeskirchliches Archiv.
1079 wurde der Markt von Lindau-Aeschach auf die Bodenseeinsel verlegt. Auf dieser bestand da-
mals außer dem Damenstift auch eine wohl bereits ältere Dorfpfarrei. Jetzt entstand neben dem Stift un-
ter seiner reichsunmittelbaren und daher später gefürsteten Äbtissin eine Bürgersiedlung. Sie kam im
ersten Drittel des 13.Jahrhunderts aus der Oberhoheit des Stifts unter die des Reiches1. 1396 wurde sie
auch vogtfrei2. In ihr besaßen seit 1345 die Zünfte die Führung3. Der Kleine Rat bestand aus 14 Rats-
freunden - Mitgliedern der aus Kaufleuten und Gastwirten bestehenden ,,Sünfzengesellschaft“ - und
8 Zunftmeistern. Er wurde durch Zuziehung der 88 Elfer (— je 11 Vertreter der 8 Zünfte) zum Großen
Rat ergänzt. Bei der jährlich am Johannistag (24. Juni) erfolgenden Wahl wurden zunächst durch
Bürgermeister und Kleinen Rat die Elfer neu gewählt, worauf dann diese gemeinsam wieder den neuen
Kleinen Rat wählten4.
Die Reichsstadt gehörte zur Diözese Konstanz. Ihre erst seit 1508 neuumgebaute Pfarrkirche war
St.Stephan. Das Präsentationsrecht auf sie stand dem Damenstift zu5. Bei Luthers Auftreten war der
,,rechte Pfarrer“ der Generalvikar Johann Fabri in Konstanz - anfangs ein humanistischer Freund
Zwinglis, bald einer der schärfsten Gegner Luthers6. Außer dem Damenstift, das für die religiöse Erzie-
hung des Volkes von sehr geringer Bedeutung war, bestand in der Stadt ein Franziskanerkloster, das
nicht selten im Kampf mit Damenstift und Bischof lag. Der damalige Lesemeister des Barfüßerklosters,
Mich. Haug, war seit 1522 evangelisch7. Er wirkte auch durch Schriften für seine Überzeugung. Haug
fand rasch einen Gesinnungsfreund und Kampfgenossen im Vikar des Pfarrers, Siegmund Rötlin8.
Als Haug 1523 eine „Gast“-Predigt des „rechten Pfarrers“ angriff, lud ihn dieser in seiner Eigenschaft
als Generalvikar vor sein Gericht. Haug kam aber nicht. Auch der Rat verweigerte seine Mithilfe. Damit
hatte er bereits seinen Stand außerhalb der katholischen Kirche eingenommen.Fabri berief deshalb seinen
Verweser ab. Da verlangte die Stadt von ihm, er solle seine Pfarrstelle persönlich versehen. Er weigerte
sich. Darauf ernannte die Stadt einfach seinen Verweser zum Pfarrer9, Diesem stellte sie noch andere
evangelische Prediger zur Seite und bezeichnete ihn als „episcopus Lindoensis“. Unter ihnen übernahm,
als Haug schon 1524, Rötlin 1525 starb, Thomas Gaßner10 die Führung. Dieser wurde dann der eigent-
liche Reformator Lindaus11. Schon im März 1525 fand die erste evangelische Abendmahlsfeier statt.
1 Wolfart 1 I 46. 2 Wolfart 1 I 133. 205f. 3 Wolfart 1 I 99ff.
4 Wolfart 1 I 198-203. 5 Wolfart 2, 328.
6 RE 5, 717-721. - LThK 32, 1333f. - Schottenloher 5950-5963. - NDB 4, 728f.
7 Wolfart 1 I 251-256. 3 Wolfart 1 I 252-271. 9 Wolfart 2, 286f.
10 Aus Bludenz — Schloßkaplan in Hohenems, 1524 als evangelisch entlassen, Nov. 1524 Lindau Helfer, Herbst 1525
Prediger - † 1548. 11 Wolfart 1 I 257ff.
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