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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0209
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Zuchtordnung von 1533

halten durfe on straf.c Ob aber etwas ungeschick-
lichait gepraucht wurde, das soll gestraft werden
nach geburd.
e
Von huerrei47.
Es sol nun hifuro niemands, wer der ist, in diser
statt noch derselben oberkait und gepieten kain con-
cubin oder dirnen in ergerhchem leben bei im hal-
ten; dann welche im laster der hurrei befunden, die
wurdet ain rat on gepurlich straf hinfuro nit hingon
lassen. Darnach solle sich allermeniglich wissen zu
richten.
Und namlich, was dirnen oder frauen, die nit bur-
gerin sind, hie woneten, ein unzimblichen zugang
hetten und andern fromben leuten und nachpaur-
schaft ergernus geben, die wird ain rat fleißig strafen
und nemlich sie der statt und gericht verweisen.
Wurd aber ain ledige frau burgerin hie der gestalt
hausen, die wurdet man anfangs mit dem turn stra-
fen und, so gewar wurde, das dieselb turnstraf bei ir
nit verfangen het, sol sie der statt und gericht auch,
wie obstat, verweisen [!] und usgetriben werden.
Desgleichen, wann hinfuro ain ledige person, so
kain jungfrau wäre, von ainem ledigen gesellen
kinds geschwängert und solichs kundpar gemacht,
so sol derselb das kind nemen, ir vier guldin fur
kindbettgelt geben und zu straf vierzehn tag im
turn am poden, mit wasser und prot gespeiset, ent-
halten und dann die geschwängert frau, alsbald
sechs wuchen nach der kindbett verscheinen, andern
c 1554 + : doch das allwegen die eltem darbei seien
und sonst erbar, züchtig und beschaidenlich zu-
gang.
d-d 1554 +: Aber alle nachtdänz und sonst zu allen
zeiten soll alles danzen haimlich und offenlich
genzlich underlassen werden bei straf 3 pfund
pfennig, die ain jeder, so in seinem haus danzen
ließ, unnachläßlich bezalen soll.
e 1554 +: „Von mumereien
Und nachdem aus den faßnachten und murne-
reien allerlei leichtfertigkait erfolgt, dieselben uns
auch nach gestalt und gelegenhait jeziger leuf in
unser statt und obrigkait keinswegs zu gedulden
gemaint sein will, so sollen demnach dieselben
47 Ganz ähnlich im Memminger Vorschlag (Jäger
462-467) und bei Konstanz (Hauß 86 ff.).
48 Ganz ähnlich im Memminger Vorschlag (Jäger
467-471) und bei Konstanz (Hauß 88-92), wo aber

zu ain ebenbild und abscheuhen acht tag uf den turn
gelegt werden.
Wann auch hinfuro ledig personen in offenlicher
hurrei mit und bei ainander ergriffen, dieselbigen,
nemlich die manspersonen, sollen drei tag im turn
am poden mit wasser und brot gespeist und getränkt
und dann die weibspersonen drei tag uf den turn
gelegt und nach gestalt irer gelegenhait auch mit
wasser, brot oder anderer noturftiger, gepurender
gestalt ufenthalten werden.
Vom eebruch48
Item ob fdie acht zunftmaisterf kündlich erfarend,
das etwar ains offnen eebruchs mit warheit beschrait
wird und schuldig ist, der sei vorhin durch gsie oder
jemands anderng gewarnet oder nit - dann man nit
jeglichen insonderheit warnen, sonder dise satzung
jedermans warnung in gemain sein -, so sollen sie die-
selben person, sie sei, wer sie welle, hdem täglichen
rat anzaigen, dieselb alsdann beschickt undh unver-
schonung49 idurch ain rati ernstlich gestraft werden
ksollk, nemlich nachvolgender gestalt:
Ist es ain man, so sol er vier tag und vier nacht in
turn gelegt und daselbst mit nichten dann mit häbe-
rin mus, auch wasser und prot gespeist und getränkt
werden und, so man in damach auslassen will,
offentlich fur das ratshaus oder in geseßnen rat ge-
fuert und im offentlich gesagt werden, warumb er
in den turn kommen sei und das er von desselben
wegen dise turn straf und zu dem verschuld habe,
das er weder in rat noch gericht noch sonst an kai-
faßnachten, mumereien, purschen und mum-
schanzen hiemit genzlich verpoten sein und, da
darüber ainer oder mer haimlich oder offenlich be-
griffen oder sonst von ime erfaren wurde, sollen
ain jeder desselben jedesmal unangesehen, wel-
cher orten sie sich angelegt hetten, 4 guldin zu
straf verfallen sein.
Darnach wiß sich meniglich zu richten und vor
schaden zu verhüeten.“
f-f 1554: wir.
g-g 1554 jemands.
h-h Fehlt 1554.
i-i Fehlt 1554.
Fehlt 1554.
beide Male noch ausführliche weitere Ordnungen
über Ehescheidung, Sonderung des Gutes usw. fol-
gen.
49 = ohne Verschonung.

13 Sehling, Bd. XII, Bayern II: Schwaben

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