Lindau
Ir allerliebsten in Christo Jesu! Dieweil wir jetzt
das gnadenreich abendmal unsers liebsten Hailands
begehn und halten wöllen, darin er uns seinen wah-
ren leib zu einer speis und sein wahres bluot zu ei-
nem trank, den glauben damit zu sterken, gegeben
hat, sollen wir billich mit großem fleiß und inbrün-
stiger andacht uns selbs, wie S. Paulus vermanet
[1. Kor. 11,28], brüfen; denn dis hailig sacrament ist
zu einem sondern trost und sterke gegeben den
armen, betrübten gewissen, die ire sünden im her-
zen empfinden und bekennen, Gottes zorn und den
tod fürchten und nach der gerechtigkeit hungerig
und durstig sind.
So wir uns aber selbs brüfen und ein jedes in sein
aigen gwissen gehn wird, werden wir gewißlich
nichts anders finden denn allerlei greuliche sünd und
den ewigen tod, den wir mit der sünd verschuld ha-
ben; denn der sold der sünden ist der tod, wie S. Pau-
lus sagt [Röm. 6, 23], und können doch uns selbs in
keinen weg daraus helfen. Darumb hat unser lieber
Herr Jesus Christus sich uber uns erbarmt und ist
umb unser sünd willen mensch worden, auf das er
das gesetz und allen willen Gottes für uns und uns
zu gut erfüllete und den tod und alles, was wir mit
unsern sünden verschuld hatten, für uns und zu un-
serer erledigung auf sich neme und bezalte.
Und das wir je das festiglich glaubten, frölich in
seinem wilen leben möchten, nam er in dem abend-
mal das brod, saget dank, brachs und sprach: Ne-
met hin und esset! Das ist mein leib, der für euch
gegeben wird. Das ist: Das ich mensch bin worden und
alles, was ich leide und tu,ist alles euer aigen, für euch
und euch zu gut geschehen. Das zu einem gwissen
anzeigen und zeugnus und, das ihr immer in mir blei-
bet und lebet und ich in euch, gib ich euch meinen
leib zur speis. Desgleichen nam er auch den kelch
und sprach: Nemet hin und trinket alle daraus! Das
ist der kelch des neuen testaments in meinem bluot,
das für euch und für vil vergossen wird zur verge-
bung der sünden. So oft ir das tut, solt ir mein dar-
56ff.), wo sie bis auf den Schluß in engem Anschluß
an Brandenburg-Nürnberg 1533 geschaffen worden
p-p 1555: Wir wellen aber alle miteinander unsere
sünden offentlich bekennen und unsere[n] glauben
bei gedenken. Das ist: Dieweil ich mich euer an-
genommen und eure sünd auf mich geladen hab,
wil ich mich selbs füs die sünd in tod opfern, mein
bluot vergießen, euch gnad und vergebung der sün-
den erwerben und also ein neues testament aufrich-
ten, darin die sünden vergeben und ewig nicht mehr
gedacht werden sollen. Und des zu einem gwissen
anzaigen und zeugnus und zur sterke und fürdernus
meines lebens in euch, gib ich euch mein bluot zu
trinken.
Wer nun also von disem brod isset und von disem
kelch trinket, auch disen worten. die er von Christo
hört, festiglich glaubt und dises sacrament zur er-
innerung und bestetigung seines glaubens empfahet,
der bleibt in dem Herren Christo und Christus in
ihm und wird ewiglich leben.
Also sollen wir nun sein bedenken und seinen tod
verkündigen, nemlich: daß er für unsere sünde sei
gestorben und zu unserer rechtfertigung wider auf-
erstanden, und im ewig lob und dank darumb sagen.
Es sol auch ein jedes sein creuz auf sich nemen und
im nachfolgen und nach seinem gebot einander lie-
ben wie er uns geliebet hat; denn wir alle sind ein
brod und ein leib, dieweil wir alle eins brots tailhaf-
tig sind und aus einem kelch trinken. Dann zu glei-
cher weis, wie aus vielen beerlin zusamen gekeltert
ein wein und ein trank fleust und sich in ainander
vermengt und aus vil körnlin ein meel gemahlen,
ein brot und ein kuochen gebachen wirt, also sollen
wir alle, so durch den glauben Christo eingeleibet
sind, durch brüderliche liebe umb Christi unsers
liebsten Hailands willen, der uns zuvor so hoch ge-
liebet hat, alle ain leib, trank, kuochen und brot
werden und solches nicht allein mit leren worten,
sonder mit der tat und warhait, wie Johannes leh-
ret [1. Joh. 3, 18], ohn allen betrug, treulich gegen-
ander beweisen. Das helfe uns der allmechtig, barm-
herzig Gott und Vater unsers lieben Herren Jesu
Christi, durch seinen Hailigen Gaist. Amen.
pDieweil wir aber zum hochwürdigen sacrament
war (Sehling 11, 195f.).
durch die absolution sterken. Spreche derhalben
ain jeder in seinem herzen also:
Confessio publica.
208
Ir allerliebsten in Christo Jesu! Dieweil wir jetzt
das gnadenreich abendmal unsers liebsten Hailands
begehn und halten wöllen, darin er uns seinen wah-
ren leib zu einer speis und sein wahres bluot zu ei-
nem trank, den glauben damit zu sterken, gegeben
hat, sollen wir billich mit großem fleiß und inbrün-
stiger andacht uns selbs, wie S. Paulus vermanet
[1. Kor. 11,28], brüfen; denn dis hailig sacrament ist
zu einem sondern trost und sterke gegeben den
armen, betrübten gewissen, die ire sünden im her-
zen empfinden und bekennen, Gottes zorn und den
tod fürchten und nach der gerechtigkeit hungerig
und durstig sind.
So wir uns aber selbs brüfen und ein jedes in sein
aigen gwissen gehn wird, werden wir gewißlich
nichts anders finden denn allerlei greuliche sünd und
den ewigen tod, den wir mit der sünd verschuld ha-
ben; denn der sold der sünden ist der tod, wie S. Pau-
lus sagt [Röm. 6, 23], und können doch uns selbs in
keinen weg daraus helfen. Darumb hat unser lieber
Herr Jesus Christus sich uber uns erbarmt und ist
umb unser sünd willen mensch worden, auf das er
das gesetz und allen willen Gottes für uns und uns
zu gut erfüllete und den tod und alles, was wir mit
unsern sünden verschuld hatten, für uns und zu un-
serer erledigung auf sich neme und bezalte.
Und das wir je das festiglich glaubten, frölich in
seinem wilen leben möchten, nam er in dem abend-
mal das brod, saget dank, brachs und sprach: Ne-
met hin und esset! Das ist mein leib, der für euch
gegeben wird. Das ist: Das ich mensch bin worden und
alles, was ich leide und tu,ist alles euer aigen, für euch
und euch zu gut geschehen. Das zu einem gwissen
anzeigen und zeugnus und, das ihr immer in mir blei-
bet und lebet und ich in euch, gib ich euch meinen
leib zur speis. Desgleichen nam er auch den kelch
und sprach: Nemet hin und trinket alle daraus! Das
ist der kelch des neuen testaments in meinem bluot,
das für euch und für vil vergossen wird zur verge-
bung der sünden. So oft ir das tut, solt ir mein dar-
56ff.), wo sie bis auf den Schluß in engem Anschluß
an Brandenburg-Nürnberg 1533 geschaffen worden
p-p 1555: Wir wellen aber alle miteinander unsere
sünden offentlich bekennen und unsere[n] glauben
bei gedenken. Das ist: Dieweil ich mich euer an-
genommen und eure sünd auf mich geladen hab,
wil ich mich selbs füs die sünd in tod opfern, mein
bluot vergießen, euch gnad und vergebung der sün-
den erwerben und also ein neues testament aufrich-
ten, darin die sünden vergeben und ewig nicht mehr
gedacht werden sollen. Und des zu einem gwissen
anzaigen und zeugnus und zur sterke und fürdernus
meines lebens in euch, gib ich euch mein bluot zu
trinken.
Wer nun also von disem brod isset und von disem
kelch trinket, auch disen worten. die er von Christo
hört, festiglich glaubt und dises sacrament zur er-
innerung und bestetigung seines glaubens empfahet,
der bleibt in dem Herren Christo und Christus in
ihm und wird ewiglich leben.
Also sollen wir nun sein bedenken und seinen tod
verkündigen, nemlich: daß er für unsere sünde sei
gestorben und zu unserer rechtfertigung wider auf-
erstanden, und im ewig lob und dank darumb sagen.
Es sol auch ein jedes sein creuz auf sich nemen und
im nachfolgen und nach seinem gebot einander lie-
ben wie er uns geliebet hat; denn wir alle sind ein
brod und ein leib, dieweil wir alle eins brots tailhaf-
tig sind und aus einem kelch trinken. Dann zu glei-
cher weis, wie aus vielen beerlin zusamen gekeltert
ein wein und ein trank fleust und sich in ainander
vermengt und aus vil körnlin ein meel gemahlen,
ein brot und ein kuochen gebachen wirt, also sollen
wir alle, so durch den glauben Christo eingeleibet
sind, durch brüderliche liebe umb Christi unsers
liebsten Hailands willen, der uns zuvor so hoch ge-
liebet hat, alle ain leib, trank, kuochen und brot
werden und solches nicht allein mit leren worten,
sonder mit der tat und warhait, wie Johannes leh-
ret [1. Joh. 3, 18], ohn allen betrug, treulich gegen-
ander beweisen. Das helfe uns der allmechtig, barm-
herzig Gott und Vater unsers lieben Herren Jesu
Christi, durch seinen Hailigen Gaist. Amen.
pDieweil wir aber zum hochwürdigen sacrament
war (Sehling 11, 195f.).
durch die absolution sterken. Spreche derhalben
ain jeder in seinem herzen also:
Confessio publica.
208