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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0230
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Lindau

Zum vierten hört auch das creuz, das Gott der
Herr auf den ehehchen stand zuo einer wolverdien-
ten straf der sünden gelegt hat! AIso sprach Gott
zum weib [1. Mos. 3, 16]: Ich will dir vil schmerzen
schaffen, wenn du schwanger wirst. Du solt mit
schmerzen kinder geberen und dein will sol deinem
mann underworfen sein und er soll dein herr sein.
Und zum mann sprach Gott [1. Mos. 3, 13ff]: Die-
weil du hast gehorcht der stimm deines weibs und
gessen von dem baum, davon ich dir gebot und
sprach: Du solt nicht davon essen, verflucht sei der
acker umb deinetwillen! Mit kommer soltu dich
darauf nehren dein leben lang! Dorn und distel sol
er dir tragen und solt das kraut auf dem feld essen!
Im schwaiß deines angesichts soltu dein brot essen,
bis das du wider zur erden wirst, davon du genom-
men bist; dann du bist erde und solt zu erden werden!
Zum letsten so soll das euer trost sein, das ihr
wisset und glaubet, wie euer stand für Gott ange-
nem und gesegnet ist!
Dann also stehet geschriben [1. Mos. 1, 27-31]:
Gott schuof den menschen ihm selbs zum bild, ja
zum bild Gottes schuof er ihn. Er schuof sie ein
männlin und fräufln, und Gott segnet sie und
sprach zu in: Seit fruchtbar und mehret euch und
füllet die erden und macht sie euch undertan und
herschet uber die fisch im meer und uber die vögel
under dem himel und uber alles tier, das auf erden
kreucht! Und Got sahe alles, was er gemacht hatte,
und sihe da, es war alles sehr guot.
Darumb spricht auch Salomon [Spr. 18, 22]: Wer
ein ehweib findet, der findet was guots und schöpfet
segen vom Herren.
Von dem mann aber spricht der Heiflg Gaist im
hundert und acht und zwainzigsten psalmen also:
Wol dem, der den Herren fürchtet und auf seinen
wegen gehet!
Du wirst dich nehren deiner hände arbait. Wol dir,
du hast guot!

w-w 1555: frage er auch die braut und sage.
x-x 1555: Ich bevilch euch ainander, wie Christus und
sein kirch ainandern bevolhen seind, das du, N.,
erkennest N. dein eeliche hausfrau sein, sie in Got
liebest, ir schutz uned schirm seiest, ir treu und
glauben haltest, in zucht und erbarkait bei ir
wonest.

Dein weib wird sein wie ein fruchtbar weinstock
umb dein haus herumb,
deine kinder wie die ölzweig umb deinen tisch her.
Sihe, also wirt gesegnet der mann, der den Herren
fürchtet.
Der Herr wirt dich segnen aus Zion, daß du sehest
das glück Jerusalem dein leben lang.
Und sehest deiner kinder kinder.
Frid uber Israel!
Alsdann füge der kirchendiener ire rechte hände
zusamen und spreche zum breutigam.
N., nimbst du N. zum ehlichen gmahel und be-
kenst solches hie für Got und der christlichen kir-
chen, so sprich: Ja!
Antwort: Ja.
Desgleic.hen wsprech er auch zur brautw:
N., nimbst du N. zum ehlichen mann und bekenst
solichs hie für Gott und der christlichen kirchen,
so sprich auch: Ja!
Antwort: Ja.
Kirchendiener:
xDieweil ir dann ainander zur hailigen ehe ge-
nommen und solches hie offentlich für Gott und
seiner kirchen bekennet, so sprich ich euch eelich
zusamen im namen Gott des Vaters und des Sons
und des Haiflgen Gaistes. Amen.
Und befilch euch ainander, wie der Herr Christus
und seine braut ainander befolhen sind, das ir euch
für ehleut erkennen in Gott dem Herren, ainan-
der lieb habt, ainander treu und glauben halten, in
zucht und erbarkait beiainander wohnen und, so
euch Gott kinder gebe, das ihr dieselbigen in Gottes
forcht und zu gemainer erbarkait auferziehen. Wenn
ir das tuon wölt, so sprechen: Ja!
Antwort: Ja.
Kirchendiener:
So erfülle Gott mit seinen gnaden, das wir nicht
vermögenx.

Und du, N., erkenne N. deinen eeman! Dem
soltu gehorsam und undertenig sein in in Got lieb
baben, im treu und glauben halten, in zucht und
erbarkait bei im wonen und, so euch unser lieber
Got kinder geben wurde, das ir die zu seinem lob
und ehr ziehen wollen. Das wolt ir mit Gottes hilf
tun etc.

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