Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Lindau

Kirchendiener:
N., begerstu auch demütiglich, das dir dise kirch
deine sünden, damit du auch sie belaidiget und ge-
eggert hast, umb Christus willen verzeihen und ver-
grben und dich wider zuo einem mitgenossen in die
emainschaft ihrer gaistlichen güter wölle aufnemen,
so sprich: Ja!
Antwort: Ja.
Kirchendiener:
Dieweil dann der allmechtig Gott nicht lust hat
am tod des sünders, sonder will, das er sich bekere
und selig werde, desgleichen die heilige christliche
kirch ihrem himlischen Vater nachschlecht und gleich
wie er also auch sie barmherzig ist, darumb verzeich
und vergib ich dir in irem namen alle deine sünden
damit du sie geergert und belaidiget hast, und
nimm dich hiemit wider auf in die gmainschaft der
gaistlichen güter diser hailigen kirchen von ampts
wegen und erlaube dir, das du jetzt und andermal
mit andern christen in diser kirchen und gemaind
dem allmechtigen Gott deine sünd beichten, die hai-
lige absolution empfahen und das heilige sacrament
nemen und dich aller andrer christlichen freihait ge-
brauchen magst, und dis im namen Gott des Vaters
und des Sons und des Hailigen Gaists. Amen.
Unser Herr Jesus Christus sei gelobet und ge-
prisen in ewigkeit, das er sein arms, verlorens
schäflin wider gefunden und es zu seiner herde ge-
tragen hat. Der wölle es und uns mit seiner gnad bis
in ewigkait behüten und bewaren! Sprecht alle von
herzen: Amen!
Forma, der communion,
wie sie bei den kranken gehalten wird.
Wann ein kirchendiener zu einem kranken beruo-
fen wird, im die heilige absolution und das hoch-
würdige sacrament mitzutailen, tut er anfenglich
im eine kurze vermanung aus Gottes wort, darinnen
ihm erstlich gepredigt wirt aus dem gesetz Gottes
die buß, damit er zuo erkantnus der sünden und der
obligenden straf götlichen zorns und in eine herz-
liche reu und laid gebracht werde. Darnach tröstet
er ihn aus dem heiligen evangelio wider, weiset in
allein zum Herren Christo als dem ainigen erlöser
und nothelfer und, dieweil der Herr Christus die

buoßfertigen sünder nicht allain mit der gmainen
predigt des heiligen evangelii, sonder auch durch die
heilige absolution und das heilig abendmal tröstet
und vergwissert sie also der vergebung der sünden,
der erlösung und des ewigen lebens, so erklert der
predicant dem kranken nach gelegenhait der person
die lehr von der heiligen absolution und dem heili-
gen sacrament und zaigt im ainfeltig an, was sie
seien, warzu sie vom Herren Christo eingesetzt, wie
mans würdiglich empfahen und wie man sich iren
durchs ganze leben seliglich gebrauchen solle. Und
so der kranke anzeigt, das er solches wol verstan-
den und darauf begert, das im die heilige absolu-
tion und abentmal werde mitgeteilt, so fahet der
prediger den actum mit folgenden worten an und
spricht:
Weil ir dann begert, die heilige absolution und
das heilig abentmal unsers Herren Jesu Christi zu
empfahen, solt ir euch zuvor für dem allmechtigen
Gott von herzen demütigen, im euere sünd und
missetaten bekennen, ihn umb vergebung ernstlich
anrufen, auch euern glauben durch die heilige abso-
lution sterken und darauf das heilige abendmal un-
sers Herren Jesu Christi empfahen. Wolt mir der-
halben mit euerm mund oder herzen also nach spre-
chen:
Forma der beicht bei den kranken.
Ich armer sünder komme zu [... ganz wie oben
S. 209 ...] unsern Herren. Amen.
Höret nun auch die heilige absolution!
Dieweil ihr euch denn dem allmechtigen Got für
einen armen sünder bekennet und euere sünd sind
euch herzlich laid, gedenkt auch, euer leben fürthin
mit Gottes hilf zu bessern, und glaubt an den Herrn
Jesum Christum, daß er auch für euere sünden am
stammen des creuzes gnugton und bezalt hab, und
auf ein solchen glauben wolt ihr empfahen seinen
waren leib und sein wares bluot zu vergebung euerer
sünden, so wil ich euch auch mittailen die heilige
absolution und sage euch derhalben frei, ledig und
los, von allen euern sünden, daß ir deren auch im
himel ledig sein solt, und dis in dem namen Gott
des Vaters und des Sons und des Heiligen Gaistes.
Amen.

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