Memmingen
sächer verlesterung verstopfet werde, welche uns
als die ergesten ketzer, die Christo sein wort und
stift in disem heiligen sacrament rauben, und, als
hetten wir des Herren nachtmal als ain unnötige
ceremonie gar abgetan, unbillich verunghmpft ha-
ben. Ja, eben darumb lassen wir das 11. Capitel
Pauli [20-34] der ersten epistel zuo den Corinthern
die diener offentlich fürlesen, das man höre und vest
glaube diesen worten und stiften, damit Paulus vor
andern allen vom nachtmal deutlicher gelernet[!] und
den glaubigen, also zuo halten bevelch geben hat,
dergleichen auch das 6. capitel Johannis [47-63], da-
raus jederman verneme, mit was glauben und ver-
truwen ain jetlichs in seinem herzen sicher hinzuo-
geen und im selbs, wie Paulus sagt, kain urtail
nicht essen müge. Zuo dem so beichten und klagen
wir zuovor unsere sünd unserm getreuen, frummen,
barmherzigen Gott, empfahen durch verhaißung
und zuosagung des trostlichen evangelii, absolution
und verzeihung derselbigen mit bewilligung und
fürsatz, hinfüran der gerechtigkait Gottes zuo leben.
Darzuo wir dann ain christenlichen und apostoli-
schen ban halten, damit die widerspenigen schamrot
gemacht und die gemain Gottes nit beschemet und
geergert werde. Hiezwischen wird auch das für-
nemest, das da haißt verkündigung des Herren tod,
mit preis, lob und danksagung in etlichen christen-
lichen gebeten und psalmen sampt dem treulichen
und ernstlichen bitt, so für alle stend und oberkaiten,
ja für all christliche glider herzlich geschicht, nicht
vergessen. Die andern der alten und neuen3 meß
geprenk und pomp, durch welche bis anher und
noch dis heiligen sacrament und liebreich nachtmal
des Herren verdunklet und verfelschet ist und wird,
nemen wir uns als die freiling des evangelii gar nicht
mer an. Das wöllend, ir auserwölten freund Gottes
und geliebten brüder im Herren Jesu, mit ledigem
gemüt lesen und sein inhalt in der forcht Gotts er-
wegen, der auf uns alle, sein gnedige barmherzige au-
gen wenden wölle. Amen.
3 Ist hier etwa an konservative lutherische Abend-
mahlsformen wie etwa in Nürnberg gedacht?
4 Das folgende Gebet aus Zürich, wo damit die Abend-
mahlsfeier nach vorangegangener Predigt beginnt
(Smend 196. - CE 91 [= Zwingli 4] 687).
Anfangs stracks nach der predig wirt ain psalm
gesungen, bis sich die diaconi und communicanten
ain jeder an sein ort verfügt.
Darnach spricht der vorgenger:
Den frid unsers lieben Gottes und Vaters gebe
euch allen sein gebenedeiter Sun Jesus, unser Christ
und Herr.
Antwurtend diaconi:
Amen. Das widerfare uns und deinem gaist.
Vorgenger.
Ir allerliebsten brüder und schwestern! Nachdem
euch allen wolwissend, daß wir aus uns selbs one die
göttlichen gnad nichts gotgefelligs tuen künden,
darum so lassend uns unsern getreuen Got von
herzen bitten, das er uns gaist und gnad gebe, un-
sers lieben Herrn nachtmal mit gebürlicher, christ-
licher zucht und andacht mitainander zuo begeen,
und betet mit mir4:
O allmechtiger Gott, den alle geschöpften billich
eeren, anbeten und loben als iren werkmaister,
schöpfer und vater, verleich uns armen sündern, das
wir dein lob und danksagung, die du durch dein ain-
gebornen Sun, unsern Herrn und erlösern Jesum
Christum, uns glaubigen zuor gedechtnus seines le-
bendigmachenden tods zu tuon gehaißen hast, mit
rechter treu und glauben volbringen, durch den
genanten unsern Herren Jesum Christum, der mit dir
lebt und regieret in ainigkeit des Hailigen Gaists,
Got in die ewigkait! Amen.
Diaconus: Das jetz gelesen wird, stat in der ersten
epistel Pauli zuo den Corinthiern am ailften capitel
[20-34]5:
Wenn ir nun zuosamenkompt mitainander, so
helt man da nicht des Herren nachtmal. Dann ain
jeglicher nimpt zuovor sein aigen nachtmal under
dem essen und ainer ist hungerig, der ander ist
trunken. Habt ir aber nit heuser, da ir essen und
trinken mügt ? Oder verachtet ir die gemainen Got-
tes und beschemet die, so da nichts haben? Was soll
ich euch sagen ? Soll ich euch loben ? Hierinnen lobe
ich euch nicht.
5 Die Gründonnerstagsepistel der mittelalterlichen
Messe wie in Zürich, aber in Luthers Übersetzung
( Smend 197. - CR 91 [= Zwingli 4] 688).
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sächer verlesterung verstopfet werde, welche uns
als die ergesten ketzer, die Christo sein wort und
stift in disem heiligen sacrament rauben, und, als
hetten wir des Herren nachtmal als ain unnötige
ceremonie gar abgetan, unbillich verunghmpft ha-
ben. Ja, eben darumb lassen wir das 11. Capitel
Pauli [20-34] der ersten epistel zuo den Corinthern
die diener offentlich fürlesen, das man höre und vest
glaube diesen worten und stiften, damit Paulus vor
andern allen vom nachtmal deutlicher gelernet[!] und
den glaubigen, also zuo halten bevelch geben hat,
dergleichen auch das 6. capitel Johannis [47-63], da-
raus jederman verneme, mit was glauben und ver-
truwen ain jetlichs in seinem herzen sicher hinzuo-
geen und im selbs, wie Paulus sagt, kain urtail
nicht essen müge. Zuo dem so beichten und klagen
wir zuovor unsere sünd unserm getreuen, frummen,
barmherzigen Gott, empfahen durch verhaißung
und zuosagung des trostlichen evangelii, absolution
und verzeihung derselbigen mit bewilligung und
fürsatz, hinfüran der gerechtigkait Gottes zuo leben.
Darzuo wir dann ain christenlichen und apostoli-
schen ban halten, damit die widerspenigen schamrot
gemacht und die gemain Gottes nit beschemet und
geergert werde. Hiezwischen wird auch das für-
nemest, das da haißt verkündigung des Herren tod,
mit preis, lob und danksagung in etlichen christen-
lichen gebeten und psalmen sampt dem treulichen
und ernstlichen bitt, so für alle stend und oberkaiten,
ja für all christliche glider herzlich geschicht, nicht
vergessen. Die andern der alten und neuen3 meß
geprenk und pomp, durch welche bis anher und
noch dis heiligen sacrament und liebreich nachtmal
des Herren verdunklet und verfelschet ist und wird,
nemen wir uns als die freiling des evangelii gar nicht
mer an. Das wöllend, ir auserwölten freund Gottes
und geliebten brüder im Herren Jesu, mit ledigem
gemüt lesen und sein inhalt in der forcht Gotts er-
wegen, der auf uns alle, sein gnedige barmherzige au-
gen wenden wölle. Amen.
3 Ist hier etwa an konservative lutherische Abend-
mahlsformen wie etwa in Nürnberg gedacht?
4 Das folgende Gebet aus Zürich, wo damit die Abend-
mahlsfeier nach vorangegangener Predigt beginnt
(Smend 196. - CE 91 [= Zwingli 4] 687).
Anfangs stracks nach der predig wirt ain psalm
gesungen, bis sich die diaconi und communicanten
ain jeder an sein ort verfügt.
Darnach spricht der vorgenger:
Den frid unsers lieben Gottes und Vaters gebe
euch allen sein gebenedeiter Sun Jesus, unser Christ
und Herr.
Antwurtend diaconi:
Amen. Das widerfare uns und deinem gaist.
Vorgenger.
Ir allerliebsten brüder und schwestern! Nachdem
euch allen wolwissend, daß wir aus uns selbs one die
göttlichen gnad nichts gotgefelligs tuen künden,
darum so lassend uns unsern getreuen Got von
herzen bitten, das er uns gaist und gnad gebe, un-
sers lieben Herrn nachtmal mit gebürlicher, christ-
licher zucht und andacht mitainander zuo begeen,
und betet mit mir4:
O allmechtiger Gott, den alle geschöpften billich
eeren, anbeten und loben als iren werkmaister,
schöpfer und vater, verleich uns armen sündern, das
wir dein lob und danksagung, die du durch dein ain-
gebornen Sun, unsern Herrn und erlösern Jesum
Christum, uns glaubigen zuor gedechtnus seines le-
bendigmachenden tods zu tuon gehaißen hast, mit
rechter treu und glauben volbringen, durch den
genanten unsern Herren Jesum Christum, der mit dir
lebt und regieret in ainigkeit des Hailigen Gaists,
Got in die ewigkait! Amen.
Diaconus: Das jetz gelesen wird, stat in der ersten
epistel Pauli zuo den Corinthiern am ailften capitel
[20-34]5:
Wenn ir nun zuosamenkompt mitainander, so
helt man da nicht des Herren nachtmal. Dann ain
jeglicher nimpt zuovor sein aigen nachtmal under
dem essen und ainer ist hungerig, der ander ist
trunken. Habt ir aber nit heuser, da ir essen und
trinken mügt ? Oder verachtet ir die gemainen Got-
tes und beschemet die, so da nichts haben? Was soll
ich euch sagen ? Soll ich euch loben ? Hierinnen lobe
ich euch nicht.
5 Die Gründonnerstagsepistel der mittelalterlichen
Messe wie in Zürich, aber in Luthers Übersetzung
( Smend 197. - CR 91 [= Zwingli 4] 688).
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