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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0258
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Memmingen

kompt, auf das, wer davon isset, nicht sterbe. Ich
bin das lebendig brot vom himel kommen. Wer von
disem brot essen wird, der wirt leben in ewigkait,
und das brot, das ich geben werde, ist mein flaisch,
welches ich geben werde für das leben der welt.
Da zankten die Juden underainander und spra-
chen: Wie kan diser uns sein flaisch zu essen geben ?
Jesus sprach zuo in: Warlich, warlich sage ich euch,
werdet ir nit essen vom flaisch des Menschensuns
und trinken von seinem bluot, so habt ihr kain leben
in euch. Wer von meinem flaisch isset und trinket
von meinem bluot, der hat das ewig leben und ich
werde in am jungsten tag auferwecken; dann main
flaisch ist die recht speis und mein bluot ist der recht
trank.Wer von meinem flaisch isset und trinket von
meinem bluot, der bleibet in mir und ich in im. Wie
mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe
umb des Vaters willen, also, der von mir isset, der-
selb wird auch leben umb meinetwillen. Dis ist das
brot, das vom himel kommen ist. Nit wie eure väter
haben himelbrot geessen und seind gestorben, Wer
von disem brot isset, der wird leben in ewigkait.
Solchs saget er in der schuol, da er leret zuo Ca-
pernaum. Vil nun seiner junger, die das höreten, spra-
chen: Das ist ain harte red. Wer kan si hören? Da
Jesus aber bei sich selb merket, das seine junger
darüber murreten, sprach er zu in: Ergert euch das?
Wie, wenn ir dann sehen werdet des Menschensun
auffaren dahin, da er vor war? Der gaist ists, der da
lebendig macht. Das flaisch ist kain nütz. Die wort,
die ich rede, die seind gaist und leben.
Auf das evangelium singt die ganz gemain den
letzten vers aus dem psalmen Es wöll uns Gott ge-
nedig sein etc., oder zu Ostern Christ ist erstanden,
zu Pfingsten Kumm, hailiger Gaist etc. oder der-
gleichen13.
Vorgenger: Jetzt wöllen wir, lieben brüder und
schwestern, nach ordnung und einsetzung unsers

13 Zürich läßt hier den Leser das Buch küssen und
einen von der Gemeinde mit Amen beantworteten
Segenswunsch sprechen. Darauf folgt dort schon
hier das in Memmingen erst etwas später wechsel-
weise gesprochene Glaubensbekenntnis. Ein Lied
fehlt in Zürich (Smend 198f. - CR 91, 690).
14 Bis hieher wie in Zürich, woran sich dort (ohne Ge-
betsvermahnung) gleich das Vater unser anschließt
(Smend 199. - CR 91, 691). Das Folgende in An-

lieben Herren Jesu Christi des Herren tisch in nie-
ßung seines brots und kelchs mitgenossen werden,
welches dann er gehaißen hat zu tuon zu seiner
widergedechtnus, lob und danksagung seines un-
schuldigen tods, für uns erlitten, und seines aller-
hailigsten, kostparlichsten bluots, das er zuo ab-
weschung unserer sünd am creuz für uns vergossen
hat. Darumb erinnere sich selbs ain jeder nach dem
wort Pauli, was trosts, glaubens und sicherhait er in
genannten unsern Herren Jesum Christum habe,
damit sich niemand für ain glaubigen ausgebe, der
es aber nit sei, und dardurch sich an dem tod des
Herrn verschuldige, auch niemand sich an der gan-
zen christlichen gemain (die ain leib Christi) ver-
sündige14.
Hierumb: alle diejenigen, die da begeren, dis sa-
krament zu empfahen, ermane ich durch die lieb
Christi, daß si sich vorhin bewären, ob si wissen und
haben das gehaimnus des sacraments, damit die
berlin den schweinen nit fürgeworfen und si des
leibs und bluts Christi nicht schuldig werden. Unser
gehaimnus aber ist, das Christus uns ist das brot des
lebens, darumb wir mit danksagung bei disem sacra-
mentlichen brot durch ain vest vertrauen und glau-
ben unsere seel speisen, auch eußerlich vor der ge-
main Gottes solichs bezeugen.
Darumb vor allem ainem jeden mitgenossen des
nachtmals zu wissen, das im sein sünd, durch das
leuden Christi verzigen seind. Er soll auch in im
brüfen, das solicher glaub und vertruwen in jetzund
treibe zuo ainem neuen, fridsamen und gotsförch-
tigen leben. Solichs umb den getreuen Got zuo er-
werben, wöllen wir uns mitainander ainhellig nider-
lassen, unsere knie und herz naigen und mit andacht
beten.
Hie erzelt der vorgenger alles anliegen der christ-
lichen kirchen und laßt bitten für alle oberkaiten
und stend etc.15. Darnach betet er inen vor, also:
schluß an die Eingangsvermahnung der Baseler
Ordnung (Form und gstalt, wie das herrennachtmal,
der kindertauf, der kranken haimsuochung zuo
Basel gebraucht und gehalten werden [1525;
Smend 214f.]).
15 Anscheinend wird dieses sonst vor der Predigt ge-
sprochene Stück (z.B. Augsburg, Frühgebet [oben
S. 37]) an den Abendmahlstagen dort weggelassen
und hieher gesetzt, um das Vater unser der Abend-

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