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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0260
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Memmingen

soll den schwein noch das hailig den hunden für-
werfen. Darumb brüfe sich zuovor ain jeder selbs
gleich wol und gang kainer zuo des Herren tisch,
der noch mit des Teufels tisch gemainschaft hat, als
dann alle die seind, die das hailig gotteswort aus-
bannet als untüchtige, dürre glider, die kain leben
haben im leib Christi, mit namen:
die abgötterer, zauberer, gotslesterer oder durch-
ächter20 des wort Gottes, und der hailigen sacra-
ment, des taufs und des Herrn nachtmals.
Verbant seind uns die, so vater und muoter nit
eeren, die ungehorsam seind weltlicher oberkait, auf-
rürisch und sich widern irer zins und zols (dann si
tuend wider Gotes ordnung und die liebe des nech-
sten), die da sich in den sachen des glaubens, nit
wollen mit dem wort Gottes berichten lon!
Verbant seind alle todschleger und die iren neid
nit absteUen, alle die aus muotwillen kriegen, huo-
rer, eebrecher, zuosaufer und brasser, dieb, rauber,
wuocherer oder unzimhchs gewins handtierer und
gewerbtreiber, mießiggenger, die ain überbürden
sein mit irer faulkait dem nechsten!
Verbant seind all falsch zungen und undertrucker
der gerechtigkeit, falsch richter
und in summa alle die, so von sünden abzusteen
nit willens sein; dann die alle haben kain glauben
und seind verspotter Gottes, der da will ain dapfers,
hailigs, unstrefliches volk haben.
Diaconus21:
Verzweifle kain sünder, der in genannten und vil-
leicht meeren und höhern lastern gelegen ist, dann
wir so ain getreuen. barmherzigen Gott haben, der
uns ail unser sünd ganz und gar verzeihen will, so
wirs im bekennen und darvon absteen wöllen, da-
rumb ich euch ernstlich bitt und vermane, abzusteen
von allen sünden, und wöllet mit dem verlornen
sun widerumb zuolaufen zuo unserm barmherzi-
gen, himlischen Vater, ime unser sünd in rechter
demütigkait bekennen und in offner beicht mit mir
sprechen.

hatte (CR 91, 8. 25-34), nur in Form des oben bei
-Anm. 6 gebrachten leisen Hinweises auf 1. Kor. 11,
20 (Smend 197. - CR 91, 692).
20 = Ächter, Verfolger (Schmeller 1, 29).
21 Fehlt in Zürich und in Basel. In Basel wurde hier
Psalm 130 verlesen.

Hie volgt die offen beicht22.
Ich armer sünder bekenne mich Got dem all-
mechtigen, das ich laider viel gesündiget hab und
mich in sünden also vertieft und verderbt, daß ich
mein sünd und sündlich leben weder erkenne noch
gnuogsamlich bewaine. Darumb, o almechtiger Got,
ain Vater alles trosts, ich bit dich, du wöllest mit mir
tuen nit nach der vile meiner sünden, sonder nach
deiner manigfaltigen barmherzigkait und send mir
zuo deinen Hailigen Gaist in verkündigung deines
worts, damit ich kum zuo erkantnus meiner sünd
und sündlichen lebens und das ich mich mög war-
lich demütigen, dich in warhait suchen und in den
trostlichen zuosagen unsers Herrn Jesu mein herz
und conscienz wdderumb zu friden stellen. O Herr
Jesu Christe, mein erlöser, ich bitt dich durch dein
bitter sterben und leiden, das du wöllest sein mein
fürbitter und mitler bei Gott, deinem himlischen
Vater, und mit deiner gerechtigkait und unschuld
vertreten mein sünd und boshait! Darzuo verleih
mir nit allain zuo hören das wort, sonder auch im
herzen zuo behalten und darnach zuo leben! Amen.
Absolution23.
Vorgenger:
Es wird sich unser erbarmen der allmechtige Got,
der uns seinen Sun zuo ainem gewissen underpfand
gesendt hat in die welt, der als das unschuldig lemb-
lein geopfert wurd, unser sünd truog und für si gnuog
tet, in welchem unserm Herren Christum, wer da
glaubt, wird haben verzeihung der sünd und ewig
leben. So ir den glauben habt, sprich ich durch
kraft solichs glaubens euch ledig und los von allen
sünden im namen des Vaters und des Suns und
des Hailigen Gaists. Amen.
Vorgenger:
Allerliebsten! Jetz greifen wir die rechten haupt
sach an, das ist: die wort, die unser lieber Herr Jesus
Christus zuo seinen jüngern im nachtmal geredt, die
22 In Basel wurde hier Psalm 130 verlesen (Smend
216). Fehlt in Zürich.
23 Wörtlich aus Basel (Smend 217). Fehlt in Zürich.

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