Memmingen
ist; dann, wa ir euch annemen wurdet unchristlichs
wandels gegen unserm getreuen Got und euern
nechsten, so wisset, das ir Got dem Hailigen Gaist,
liegend gleißner seind und des Herren nachtmal un-
wirdig empfangen hetten. Bittend also Got, unsern
barmherzigen Vater, das er uns ausfüren wölle aus
uns selbs und allen creaturen zuo seinem eingebor-
nen Sun Jesum, unserm Herren, durch ainen rech-
ten glauben und inbrinstige liebe in rechten gehor-
sam seiner göttlichen geboten und uns gaist und
gnad gebe, dieselbigen durch unsern säligmacher
Jesum Christum zuo volbringen30, die also lauten:
Volgend die zehen gebot.31
Du sollt glauben in ain Got!
Du sollt seinen namen nit üppig in mund nemen!
30 Eine entfernt ähnliche Vermahnung (aber ohne die
Zehn Gebote) in Zürich in der ,,Ordnung der chri-
stenlichen Kirche“ (von 1525) (Smend 201. - CR
91, 694 [Hier ist Smends Angabe, die auch CR 91,
10. 24 noch steht, daß hier ein eigenhändiger Nach-
trag Zwinglis zu seiner Aktion vorliege, berichtigt]).
31 Auch diese Anfügung der Zehn Gebote läßt ver-
muten, daß ihre Verlesung im Anschluß an die vor-
hergegangene Predigt weggefallen war. Der Wort-
laut lehnt sich - bes. im 1. Gebot, wo Luthers Kurze
Du solt den sabat hailigen!
Du solt vater und muoter in eeren haben!
Du solt nit töten!
Du solt nit stelen!
Du solt nit unkeusch sein!
Du solt kain falscher zeug sein!
Du solt deines nechsten gemahel nit begeren!
Du solt deines nechsten guots nit begeren!
Dise zehen gebot werden beschlossen und begrif-
fen in zwaien geboten:
Hab Got lieb und deinen nechsten als dich selbs!
Darzuo helfe uns Got!
Nun gond hin im frid Gottes und Gott wöll allzeit
mit uns sein! Amen.
Unterweisung, wie man beichten soll (1519) mit der
Umwandlung des Verbotes in ein Gebot vorangegan-
gen war (WA 2, 60) - an die um die Wende 1528/29
erschienenen Fragstuck für die jungen Kinder des
Joh. Brenz an (Cohrs 3, 147; 4, 307. — Reu, Quellen
1, 312). Hier wird die herkömmliche Zählung der
Zehn Gebote verwendet. In späterer Zeit verwendet
man in Memmingen bis ins 19. Jahrhundert die sog.
reformierte Zählung (vgl. S. 232).
ist; dann, wa ir euch annemen wurdet unchristlichs
wandels gegen unserm getreuen Got und euern
nechsten, so wisset, das ir Got dem Hailigen Gaist,
liegend gleißner seind und des Herren nachtmal un-
wirdig empfangen hetten. Bittend also Got, unsern
barmherzigen Vater, das er uns ausfüren wölle aus
uns selbs und allen creaturen zuo seinem eingebor-
nen Sun Jesum, unserm Herren, durch ainen rech-
ten glauben und inbrinstige liebe in rechten gehor-
sam seiner göttlichen geboten und uns gaist und
gnad gebe, dieselbigen durch unsern säligmacher
Jesum Christum zuo volbringen30, die also lauten:
Volgend die zehen gebot.31
Du sollt glauben in ain Got!
Du sollt seinen namen nit üppig in mund nemen!
30 Eine entfernt ähnliche Vermahnung (aber ohne die
Zehn Gebote) in Zürich in der ,,Ordnung der chri-
stenlichen Kirche“ (von 1525) (Smend 201. - CR
91, 694 [Hier ist Smends Angabe, die auch CR 91,
10. 24 noch steht, daß hier ein eigenhändiger Nach-
trag Zwinglis zu seiner Aktion vorliege, berichtigt]).
31 Auch diese Anfügung der Zehn Gebote läßt ver-
muten, daß ihre Verlesung im Anschluß an die vor-
hergegangene Predigt weggefallen war. Der Wort-
laut lehnt sich - bes. im 1. Gebot, wo Luthers Kurze
Du solt den sabat hailigen!
Du solt vater und muoter in eeren haben!
Du solt nit töten!
Du solt nit stelen!
Du solt nit unkeusch sein!
Du solt kain falscher zeug sein!
Du solt deines nechsten gemahel nit begeren!
Du solt deines nechsten guots nit begeren!
Dise zehen gebot werden beschlossen und begrif-
fen in zwaien geboten:
Hab Got lieb und deinen nechsten als dich selbs!
Darzuo helfe uns Got!
Nun gond hin im frid Gottes und Gott wöll allzeit
mit uns sein! Amen.
Unterweisung, wie man beichten soll (1519) mit der
Umwandlung des Verbotes in ein Gebot vorangegan-
gen war (WA 2, 60) - an die um die Wende 1528/29
erschienenen Fragstuck für die jungen Kinder des
Joh. Brenz an (Cohrs 3, 147; 4, 307. — Reu, Quellen
1, 312). Hier wird die herkömmliche Zählung der
Zehn Gebote verwendet. In späterer Zeit verwendet
man in Memmingen bis ins 19. Jahrhundert die sog.
reformierte Zählung (vgl. S. 232).