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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0284
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Memmingen

den) gedient oder geholfen würde. Darmit dann
solcher will der stift[er], so vil deß zu Gottes lob
und ehren, auch ufbauung und erhaltung seiner kier-
chen gericht gewest, in wesen und guter bestendig-
kait beleiben müg, darwider nit geton noh gehand-
let, sonder zu solchen Gott wolgefelligen werken des
gaistlichen baues Cristi und seiner kierchen erhalten
werde,
so hat ain erberer rat anfangs uber alle die gestiften
meßpfründen in der statt Memingen obrikait ver-
ordnet zwen kierchenpfleger, die solhe gefell und nut-
zung järlich einnehmen und empfachen und aim
erberen rat järlich widerumb darvon rehnung tun
und damit handlen söllen wie volgt:
[1.] Erstlich: Dieweil us allen dotationibus und
stiftungen gefunden, daß die diener der kierchen dar-
von fürnemblich underhalten und versehen, so sol-
len die bemelten zwen kierchenpfleger von den
pfründen, do die lehenschaft uf ain erbern rat ge-
stellt oder gefaflen, den predicanten in der statt und
uf dem land ir gebürliche underhaltung und verse-
hung inmaßen, wie dann aim jeden verordnet, geben
und antwurten, damit die us mangel zeitlicker na-
rung irem ampt und dienst des gaistlichen baues der
kierchen mit dest weniger sorg treulich obsteen und
uswarten mügen.
[2.] Zum andern: Nachdem ain ersamer rat ain cri-
c-c Im Entwurf steht ,,gesandt“; in der Abschrift
wurde dieses Wort durch Streichung zu „sand“.
Gemeint war offensichtlich, was im Text steht,
wie auch spätere Abschriften (Memmingen
Stadtarchiv Sta. 387/2) „gesenden“ und ,,sen-
den“ haben.
d Im Entwurf steht hier noch: ,, Zum dritten: So hat
ain erberer rat der armen schuler und jugend halb,
so etwan vor den heusern (deß aber dieser zeit ab-
gestrickt5) umbgesungen und den partem gesam-
let haben, angesehen und bedaht, daß derselben
durch solchs nit vergessen sonder hierinnen auch
geholfen werden meht und sonderlich, so ain er-
berer rat von etlichen seinen burgern gemerkt
und verstanden, daß si darzu ir reichliche und
stattliche hilf auch geben, ordnen und stiften
wollen, so hat ain ersamer rat daruf zu ainem
anfang, järlich acht arme schuler umb Gottes
4 Die Besetzung der geistlichen Stellen in dieser Zeit
ist nicht ganz klar. Doch scheint die Stadt damals
neben ihrem Pfarrer drei Prediger gehabt zu haben,
die freilich gleichzeitig auch noch Dörfer mit ver-
sehen mußten. Außerdem war damals wohl schon

stenliche schul mit gelerten mennern, so von andern
orten allher beschriben, bestelt und fürgenomen,
damit die jugend in gottesforcht, frombkait, auch
in künsten, sprachen, tugenden, guten sitten und
anderm underhalten und uferzogen und us ver-
lichner gnad Gottes der mangel (der zeit und jetzt
schon vor augen4) an predicanten und kierchendie-
ner erwachsen, wider ersetzt und der kierchen ge-
holfen werden müg, so ist ains ersamen rats will und
meinung, daß dieselben vorsteer der christenlichen
schul, desgleichen die jugent, so darin geschickt,
gelert und verstendig befunden, daß si ad majora
studia mügen gesandt werden, und doch die eltern
des vermügens nit sein, daß si dieselben underhalten
kinden, alsdann sollen solche ains erberen rats ver-
ordnete schulherren aim erbern rat fürhalten und
nach erkanntnus des rats weiter geschickt und von
solchen der pfründen güeter und einkommen neben
dem, so ain erberer rat für sich selbs zu erhaltung
der schul verordnet und gegeben, auch underhalten
und versehen werden - doch der gestalt und also,
daß solche jugend sich gegen aim erberen rat ob-
ligieren und verpflichten, der kierchen zu Memingen,
dahin si ain erberer rat als lehenherren csendenc und
verordnen würdet, davon warten und dienen wollen.
d
[3.] Zum dritten: Dieweil aber die kierchen
willen zu underhalten, fürgenomen und dieselben,
deren preceptor ainen, so vorhin in die schul ver-
ordnet, bei in in ainer sondern darzu verordneten
behausung und ob in zu halten, mit im us und in
die schul zu fieren und zimbliche speis zu geben
bevolchen. An solchem uncosten sollen die obge-
melten unsere verordneten zwen kierchenpfleger
von gemelter kierchen und pfründen güeter neben
dem, so unsere bürger daran gegeben, auch ain
zimbliche bezalen, wie si dann deß und sondern be-
velch haben werden.Und dieweil dann diese jungen
nmb ain leichte und geringe costgelt wol mügen
gehalten werden, so soll hiemit ainem jeden bur-
ger, der nit so großes vermügens und doch sein
kind umb ain zimblich auch gern bei der lernung
sechen wellt, dieselben seine kind daher auch in
die kost zu tun zugelassen sein.“
Daneben steht: „Dises articels halb sol man nit
bekannt, daß zwei Prediger im nächsten Jahr ihre
Stelle verlassen würden (von Ammon, Pfarrer).
5 = abgestellt, unterbunden (Schmeller 2, 809. -
Grimm 1, 34f.).

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