Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0346
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
[VIII] 6. Nördlinger Superintendenzordnung 1564

Visitation der kirchen.
Damit die leehr götliches worts nach dem warhaf-
ten verstand der hailigen prophetischen und apo-
stolischen schriften, auch die ordnungen und ritus
in unserer kürchen dester gleicher gehalten und mit
frembden, verfierischen irtumben unverfelscht ge-
fiert und getrieben, darzu alle diener bei der kürchen
in ainem christlichen erbaren wesen und leben ge-
äufert 1 und der unerberkait und lastern gewert
werde, so haben wir in unser statt und zugehörige
flecken volgende visitation- und superintendens-
ordnung, sovil es die gelegenhait leiden will, fur-
genommen des versehens, es solltn unsere zugehörige
kürchendiener baide - ire leehr und leben - dahin
richten, damit die nit allain Gottes wort rechter
prophetischen, apostolischen heiligen christlichen
catolischen religion und der augspurgischen2, auch
unser confession und kürchen gleichförmig, son-
dern auch mit der warhait von den lestern Gottes
worts nit getadelt noch andem zu bösem, ärger-
lichem exempel gezogen werden möchten,
Und erstlich solle unser pfarherr und superinten-
dens neben und mit dem ime jedesmals von uns zu-
geordnetena ratsfreunden ain jede pfarr uns zu-
gehörig im jar zwai malen, nemblichen das ein mal
zu mittfasten3, das ander nach Bartholomei
[24. Aug.], visitieren.
Druckvorlage: Korrigierter Entwurf von Schrei-
berhand mit Kanzleivermerken und mit Korrekturen
bzw. Bemerkungen von kirchlicher Seite, und zwar von
drei Händen (A, B und C) (Papier, Folio, 10 Blätter,
davon das 1. leer. — Nördlingen Stadtarchiv). -We-
sentliche Randbemerkungen sind vermerkt. - Vgl.
oben S.282!
a Einkorrigiert: Einem oder mehr (von C). Am
1 = befördern, in besseren Stand bringen (Schmel-
ler 1, 43).
2 Bekenntnisschriften 31-137. — Der eigenartige
Ausdruck ,,auch unser confession“, der ein betontes
Bekenntnis zur Augsburgischen Konfession dar-
stellt, scheint einem Mißverständnis eines in der
Württemberger KO von 1553 wiederholt auftreten-
den Ausdruckes von ,,der Augsburgischen und un-
sern confession“ (Richter 2, 132. 137. - Hauß 21.
55) seine Entstehung zu verdanken. Dort ist aber

Articul, warauf die pfarherrn zu visitiern.
Von der lehr und kürchenbreuchen.
Erstlich soll er ein jeden pfarherrnb oder diacon
und predigerb im abwesen anderer zu sich ervor-
dern, sie ansprechen, ime vor allen dingen rechen-
schaft der leehr zu geben, namblich, ob er unsere
hailigen, christlichen glaubens furnembste articel
vermög prophetischer und apostolischer schrift nach
augspurigischer confession seiner bevolhnen kür-
chen und gemain furtrage,
item, ob er die hailige sacramenten und andere
kürchenbreuch und sonderlich die privatexplora-
tion und -absolution recht halte,
item, ob er den catechismum mit der kinderfrage
angericht c und mit vleiß halte,
item, ob er auch in seinen predigen die eltern
adhortire und vermane, ire kinder mit vleiß zum
catechismo zu schicken,
item, wievil er an feuer- und sontagen, auch in der
wochen predig tue, zu welcher stund und zeit; ob
er auch die sontägigen evangelia und was er sonst
fur buecher alt und neus testament auslege,
item, was er uf volgende predig fur gebetd fur-
spreche und dann vor und nach der predig fur teut-
sche lobgesang und psalmen singe,
item, ob er auch ain catalogum zumal der getauf-
ten kinder und auch der ehen halte4,
Rand (von A): Nota: Es wille die notturft er-
fordern, etwarn von der oberkait wie uberal preu-
chig von merers ansehens willen darzu zu ver-
ordnen, meines erachtens ein oder zween pfleger
des spitals vor andern zu nehmen.
b-b Durchstrichen.
c Am Rand (von B): Que forma catechismi?
d Am Rand (von B): Que precatio?
mit ,,unser confession“ das sog. Württembergische
Bekenntnis gemeint (vgl. oben S. 175 Anm. 4.).
3 Der Sonntag Lätare und die Woche vor ihm.
4 Die Führung von Kirchenbüchern war schon 1542
angeordnet worden (vgl. oben S. 278), anscheinend
aber nicht erfolgt. Lediglich in Schweindorf wurde
wenigstens seit 1560 ein Taufbuch geführt (M. Dun-
cker, Verzeichnis der württembergischen Kirchen-
bücher. Stuttgart 19382. 196). Nähermemmingen
scheint sein Taufbuch in Zusammenhang mit dieser

330
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften