Kirchenordnung von 1579
straft und, da es nit den gebürenden verfang, end-
lich an das consistorium gepracht und durch orden-
liche mittel abgestellt werden, wie dann der herr
superintendens nach usweisung der heiligen schrift
und eines erbarn rats verordneter consistorii ord-
nung gemeß23 die gradus correctionis et censure
ecclesiasticae jederzeit den begegneten fällen und
eraischender notturft nach selbst würd wissen zu ge-
prauchen, damit aller mißverstand, zwispalt, un-
ainigkait, trennung, widerwillen und ergernus für-
kommen und abgeschaft werden, in welchem allen
dann wie auch zu erhaltung des ganzen ministerii
ein erbarer rat dem herrn superintendenten und
gleichfals dem consistorio allen gepürenden väter-
lichen beistand, hilf und handhabung zu erzaigen
genaigt und erpietig ist.
Folgt die eheordnung* 1.
Nachdem ein erbarer rat diser des heiligen reichs
stat Nördlingen befindet, das die höchste notturft
erfordern will, in den ehesachen Gott dem allmech-
tigen zue lob und preis, desgleichen zue befürderung
des gemainen nutz christliche und rechtmäßige und
billiche versehung zu tun, damit der heilig, von Gott
dem Herrn selbst eingesetzte ehestand sovil nutz-
lich, christlich, auch, wie sich gepürt, angefangen
und erhalten, darzue auch alerlai ungötthch und un-
erbar wesen gewört und abgestellt werde, so hat
wolgedachter rat in betrachtung solches alles nach-
volgende eheordnung zu halten fürgenommen.
Von haimlicher, unordentlicher
eheverpflichtung der kinder
ohne vorwissen und willen
der eltern oder vormünder
Dieweil aus göttlicher ordnung und in craft kai-
serlicher geschribner recht, auch natürlicher erbar-
und billichait, darzu schuldiger dankbarkait nach
die kinder iren eltern gehorsam sein und fürnemlich
23 Diese ist nicht erhalten. Die Bestimmungen werden
aber mehr oder weniger mit denen der Superinten-
denzordnung von 1564 übereinstimmen (oben S.
332f.).
1 Mit starker Benützung der württembergischen Ehe-
auch mit irem rat, vorwissen und wilen verehlichet
werden sollen,
so ist in betrachtung solcher und anderer mehr er-
barn und christlichen ursachen eins ersamen rats
meinung, ordnung und ernstlicher bevelch, das fürt-
hin niemand, so noch under väterlichem gewalt ist,
sich ohne rate, vorwissen und wilen seiner eltern
ehlich verpflichten solle.
Im fall aber, das ein kind, so noch in väterlichem
gewalt, ohne bewilligung seiner eltern, sich würde
ehlich verpfhchten, als dann sollen dieselben perso-
nen im fall, wo die eltern darin nit gehellen2 wolten,
von eins erbarn rats pfarrherrn in der kirchen nit
ausgerueft noch eingesegnet, sonder für desselben
consistorium, hierin ordenlichen, rechtmeßigen be-
schaid und erkantnus zu erholen, gewisen werden.
Und so sich befinden würde, das das kind sich un-
bedächtiglich oder ohne alle rechtmeßige, billiche
ursachen, allein aus muetwilligem ungehorsam und
hinderlüstigkait vermaintlich ehelich versprochen
hete, so will ein erbarer rat dieselbe baide ungehor-
same und muetwillige manns- und frauenpersonen
an leib oder guet nach gestalt der sachen ernstlich
strafen lassen und sovil desto ernstlicher mehr, wo
neben solchem ungehorsam auch die beischlafung,
schwechung oder schwengerung gevolget.
Und sollen sich hierin eins erbarn rats verordnete
des consistoriums in erkanntnus der vermainden
eheverpflichtung nach usweisung der heiligen ge-
schrift, auch keiserlichen geschribnen rechten hal-
ten, sprechen und urteilen.
Es will auch ein erbarer rat diejenigen, so zue der
kinder obgemelten ungehorsam und unrechtmeßi-
gen eheverlobung geraten oder inen in einicherlai
weis hinder den eltern geholfen haben, ernstlich
strafen.
Darneben aber will ein erbarer rat von obrigkait
wegen die eltern ires amptes, gewisen und seligkeit
vleißig und günstlich erinnert haben, das si mit ver-
ehlichen iren kindern die erbar- und billichait be-
denken und gefärlicher oder aigenütziger weis in die
ordnung von 1553 (Richter 2, 128-131), die im all-
gemeinen nur ergänzt wird.
2 = zustimmen (Schmeller 1, 1081. - Grimm 4 I 2,
2372).
343
straft und, da es nit den gebürenden verfang, end-
lich an das consistorium gepracht und durch orden-
liche mittel abgestellt werden, wie dann der herr
superintendens nach usweisung der heiligen schrift
und eines erbarn rats verordneter consistorii ord-
nung gemeß23 die gradus correctionis et censure
ecclesiasticae jederzeit den begegneten fällen und
eraischender notturft nach selbst würd wissen zu ge-
prauchen, damit aller mißverstand, zwispalt, un-
ainigkait, trennung, widerwillen und ergernus für-
kommen und abgeschaft werden, in welchem allen
dann wie auch zu erhaltung des ganzen ministerii
ein erbarer rat dem herrn superintendenten und
gleichfals dem consistorio allen gepürenden väter-
lichen beistand, hilf und handhabung zu erzaigen
genaigt und erpietig ist.
Folgt die eheordnung* 1.
Nachdem ein erbarer rat diser des heiligen reichs
stat Nördlingen befindet, das die höchste notturft
erfordern will, in den ehesachen Gott dem allmech-
tigen zue lob und preis, desgleichen zue befürderung
des gemainen nutz christliche und rechtmäßige und
billiche versehung zu tun, damit der heilig, von Gott
dem Herrn selbst eingesetzte ehestand sovil nutz-
lich, christlich, auch, wie sich gepürt, angefangen
und erhalten, darzue auch alerlai ungötthch und un-
erbar wesen gewört und abgestellt werde, so hat
wolgedachter rat in betrachtung solches alles nach-
volgende eheordnung zu halten fürgenommen.
Von haimlicher, unordentlicher
eheverpflichtung der kinder
ohne vorwissen und willen
der eltern oder vormünder
Dieweil aus göttlicher ordnung und in craft kai-
serlicher geschribner recht, auch natürlicher erbar-
und billichait, darzu schuldiger dankbarkait nach
die kinder iren eltern gehorsam sein und fürnemlich
23 Diese ist nicht erhalten. Die Bestimmungen werden
aber mehr oder weniger mit denen der Superinten-
denzordnung von 1564 übereinstimmen (oben S.
332f.).
1 Mit starker Benützung der württembergischen Ehe-
auch mit irem rat, vorwissen und wilen verehlichet
werden sollen,
so ist in betrachtung solcher und anderer mehr er-
barn und christlichen ursachen eins ersamen rats
meinung, ordnung und ernstlicher bevelch, das fürt-
hin niemand, so noch under väterlichem gewalt ist,
sich ohne rate, vorwissen und wilen seiner eltern
ehlich verpflichten solle.
Im fall aber, das ein kind, so noch in väterlichem
gewalt, ohne bewilligung seiner eltern, sich würde
ehlich verpfhchten, als dann sollen dieselben perso-
nen im fall, wo die eltern darin nit gehellen2 wolten,
von eins erbarn rats pfarrherrn in der kirchen nit
ausgerueft noch eingesegnet, sonder für desselben
consistorium, hierin ordenlichen, rechtmeßigen be-
schaid und erkantnus zu erholen, gewisen werden.
Und so sich befinden würde, das das kind sich un-
bedächtiglich oder ohne alle rechtmeßige, billiche
ursachen, allein aus muetwilligem ungehorsam und
hinderlüstigkait vermaintlich ehelich versprochen
hete, so will ein erbarer rat dieselbe baide ungehor-
same und muetwillige manns- und frauenpersonen
an leib oder guet nach gestalt der sachen ernstlich
strafen lassen und sovil desto ernstlicher mehr, wo
neben solchem ungehorsam auch die beischlafung,
schwechung oder schwengerung gevolget.
Und sollen sich hierin eins erbarn rats verordnete
des consistoriums in erkanntnus der vermainden
eheverpflichtung nach usweisung der heiligen ge-
schrift, auch keiserlichen geschribnen rechten hal-
ten, sprechen und urteilen.
Es will auch ein erbarer rat diejenigen, so zue der
kinder obgemelten ungehorsam und unrechtmeßi-
gen eheverlobung geraten oder inen in einicherlai
weis hinder den eltern geholfen haben, ernstlich
strafen.
Darneben aber will ein erbarer rat von obrigkait
wegen die eltern ires amptes, gewisen und seligkeit
vleißig und günstlich erinnert haben, das si mit ver-
ehlichen iren kindern die erbar- und billichait be-
denken und gefärlicher oder aigenütziger weis in die
ordnung von 1553 (Richter 2, 128-131), die im all-
gemeinen nur ergänzt wird.
2 = zustimmen (Schmeller 1, 1081. - Grimm 4 I 2,
2372).
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