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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0367
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Kirchenordnung von 1579

[29]) und die armen kindlein gleich sowol als die
alten von sünd, tod und verdamnus erlöst und seelig
gemacht hat und bevolhen, man sol si zue ime brin-
gen, das sie gesegnet werden,
derohalb so vermane und pit ich euch alle, die ir
aihie versamlet seind, aus christlicher lieb und treu,
das ir erstlich zu herzen nemen und mit vleiß be-
denken wolt, in was großen jammer und not dieses
(dise) kindlein seiner (irer) art und natur halben
stecket (stecken), nemlich, das es (sie) sei (seien) ein
kind (kinder) der sünden, des zorns und ungnad und
das im (inen) nit anderst geholfen werden möge
dann, das es (sie) durch die tauf aus Gott neu ge-
boren und von Gott an eins kinds stat von wegen
unsers Herrn Jesu Christi angenomen werde (wer-
den).
Hieruf wöllet auch dises (diser) gegenwertigen
armen (armer) kindleins (kindlein) gegen Gott dem
Herren mit ernst annemen, dasselb (dieselben) dem
Herrn Christo fürtragen und piten, er wölle es (sie)
zue gnaden aufnemen, ime sein (inen ire) sünd verge-
ben und zue einem miterben der ewigen, himlischen
güeter erkennen, auch nicht allein von des teufels
gewalt, dem es (sie) der sünd halb underwürflich,
erledigen, sonder auch also durch den Heiligen Geist
sterken, das es (sie) dem feind im leben und sterben
statlich widerstand tun und in dem zum seligen sig
erhalten werden mög (mögen).
Laßt uns also beten!
Allmechtiger, ewiger Gott, ein Vater unsers Herrn
Jesu Christi! Wir ruefen dich an über disen deinen
(dise deine) diener (oder: und dienerin) N., der (die
oder welche) die gab deiner tauf bittet (biten) und
dein ewige gnad durch die geistlich wider gepurt be-
gert (begeren), neme in (sie) auf, Herr, und, wie du
gesagt hast (Math. 7 [7]): Bittet, so werdet ir ne-
men! Suchet, so werdet ir finden! Klopfet an, so
würd euch ufgetan! So reiche nun, ewiger Gott, dein
guet und gnad dem (denen oder der), so da bitet
(bitten), und öffene die tür dem (denen oder der), so
dann anklopfet, das er (sie) den ewigen segen dises
himlischen bads erlange (erlangen) und das ver-
haißen reich deiner gaben empfahe (empfahen)
durch Christum, unsern Herrn!

Ein ander gebet:
Allmechtiger ewiger Gott, der du durch die sünd-
fluß nach [... Nicht abgedruckt, da gleich wie
S. 203 f. ... nur mit Bibelstellen am Rand und unter
Beifügung der Mehrzahlsform für die Täuflinge ...]
durch Jesum Christum unsern Herrn. Amen.
Laßt uns auch sprechen das gepet, so uns unser
Herr Christus selbst geleret und bevolhen hat zu
beten, und nicht allein alle unsere und des kinds not-
turft darin begriffen, sonder auch darmit uns ge-
wißlich zu erhören verhaißen hat, darumb so knühet
nider und sprecht mit mir:
Vater unser, der du [... Nicht abgedruckt, da
gleich wie oben S. 204 ...] in ewigkeit. Amen.
Hie binden die hebammen das kind (die kindlein)
auf aus den küßlein.
Nach dem gebet spreche der kürchendiener gegen
dem kind:
Der Herr behüte dich vor allem ubel! Der Herr
behüete deine seel! Der Herr behüete deinen ein-
gang und ausgang von nun an bis in ewigkeit! Amen.
Darauf spreche der kürchendiener weiter gegen dem
volk und den gevattern also.
Ermanung zu dem volk und gevattern bei der
tauf.
Lieben freund in Christo! Nachdem ir von wegen
dises (diser) N. begert habet, das er (sie) in dem
namen Jesu Christi getauft und durch die tauf in die
heilige gemein Gottes volks angenomen und einge-
leibt werde (werden), so ist euch als christen unver-
borgen, das, welcher sich zu der gemein christlicher
kürchen tuet, der begibt sich in ein geistlichen
streit, darin wir nit mit fleisch und bluet, sonder mit
dem bösen geist die tag unsers lebens hie auf erden
zu kempfen haben, welchen streit auch wir ohn rech-
ten glauben an Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist
nicht volfüern mögen.
Zu den gevattern in sonderheit.
Hierauf, dieweil ir, N., gevatter, euch aus christ-
licher lieb und freunsdchaft dises (diser) noch un-
mündigen N. habt angenommen und vertretet in
(sie) in diser offentlichen christlichen handlung, so
wöllet mir an seiner (irer) stat, antworten, damit

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