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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0368
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Nördlingen

offentlich bekannt werde, warauf er (sie) getauft
werde (werden)!
N., widersagst du dem Teufel4 und allen seinen
werken und wesen?
Antwort: Ja, ich widersage.
Darnach frag der kürchendiener ferner
N. glaubst du an Gott Vater, allmechtigen, schöp-
fer himmels und der erden?
Antwort: Ja, ich glaub.
N., glaubstu an Jesum Christum, seinen eingebor-
nen Sohn, unsern Herrn, der empfangen is von dem
Heiligen Geist geboren von Maria der jungfrauen,
gelitten under Pontio Pilato, gecreuziget, gestorben
und begraben, nidergefaren zue der hellen, am
driten tag uferstanden von den toten, ufgefahren
geen himmel, sizend zue der rechten Gottes, des all-
mechtigen Vaters, von dannen er kommen würd zu
richten die lebendigen und die toden?
Antwort: Ja, ich glaub.
N., glaubst du auch an den Heiligen Geist, ein
heilige christliche kürchen, die gemeine der heiligen,
vergebung der sünden, uferstehung des fleisches und
ein ewiges leben?
Antwort: Ja, ich glaubs.
Darnach frag abermals der kürchendiener:
N., wilt du daruf getauft sein?
Antwort: Ja, ich will.
Als dann begeuße der kürchendiener das kind
über das haupt ohnaufgewickelt wie obvermelt mit
wasser und sprech mit heller lauter und deutlicher
stimme:
N., ich taufe dich in dem namen Gottes des Va-
ters und des Sohns und des Heiligen Geists.
Und spreche darauf.
Der allmechtig Gott und Vater unsers Herrn Jesu
Christi, der dich, N., anderwerts5 durch wasser und
Heiligen Geist geborn (Johan. 3 [5]) und dir alle
deine sünd durch seinen lieben Sohn, unsern Herrn
Jesum Christum, vergeben hat, der sterke dich mit
seiner gnad im Heiligen Geist zum ewigen leben!
Amen.

4 Der bis dahin in Nördlingen noch gebrauchte Exor-
zismus war also nach dem Wunsche Andreäs weg-

Darauf soll der kürchendiener das volk zur dank-
barkeit und gebet ermanen also sprechend:
Vermanung zur dankbarkeit nach der tauf.
Ir lieben in Christo Jesu! Dieweil der allmechtig
Gott, dis (dise) kindlein zue der tauf unsers lieben
Herrn Jesu Christi hat gnediglich kommen lassen,
sollen wir im lob und dank sagen und piten, das er
im wölle das kind (die kindlein) in allen gnaden be-
volhen sein lassen.
Sprechend also!
Almechtiger, barmherziger Gott und Vater! Wir
sagen dir lob und dank, das du dein kürch gnediglich
erheltest und mehrest und disem kind (disen kind-
lein) verlihen hast, das es (sie) durch die heilige
tauf widergeboren und deinem lieben Sohn, unserm
Herrn und ainigen Hailand Jesu Christo, eingeleibt,
dein kind (deine kinder) und erbe (erben) deiner him-
lischen güeter worden ist (seind). Wir bitten dich
ganz gehorsamlich, das du disekind (dise kindlein), so
nun mehr dein kind (deine kinder) worden ist (seind)
bei der empfangnen guettat gnediglich bewahren
wöllest, damit es (sie) nach allem deinem wolgefal-
len zue lob und preis deines heiligen namens, uf das
treuelichst und gottseligst uferzogen werde (werden)
und endlich das versprochen erbteil im himmel mit
allen heiligem empfahe (empfahen) durch Jesum
Christum. Amen.
Nach vollendung dises gebets mag der kürchen-
diener die eltern, freundschaft und die gevattern
auf volgende oder dergleichen weis vermanen.
Ir lieben im Herrn Jesu Christo! Wie ir euch alhie
vor dem Herrn Jesu Christo, der mitten under uns
ist, und vor seiner heiligen kürchen vernemen habt
lassen, also sollet ir euch dasselb getreulich lassen
angelegen sein und mit allem vleiß nachkommen.
Und ir alle, ir eltern und verwanten dises kinds
(diser kindlein) und, wie vil euer hie zugegen sein,
solt nun dis kind (dise kindlein) nach der heiligen
tauf, anderst nicht, dann als ein kind (kinder) des
Allmechtigen und ein glidmas (glidmaßen) unsers
Herrn Jesu Christi, dem (denen) auch die engel
Gottes dienen werden (Math. 18 [3-6]); Hebr. 1
[7-14]), erkennen und halten und nicht zweifeln, was
gefallen (vgl. das oben S. 282 genannte Schreiben
Andreäs f. 5). 5 Vgl. oben S. 346 Anm. 117.

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