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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0378
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Nördlingen

sampt dem Heiligen Geist, einigen, wahren Gott,
immer volkommener erkennen, herzlicher lieben
und bei irem nechsten mit worten und allem irem
leben dapferer und fruchtbarer bekennen, preisen
und rüemen, durch unsern Herrn Jesum Christum.
Amen.
Darauf25 soll Erhalt uns, Herr etc. gesungen und
mit dem gewonlichen segen beschlossen werden etc.
Von der bueß und absolution26.
Wir sollen billich Gott, dem Vater unsers lieben
Herrn Jesu Christi, ewige dankbarkeit baid mit
worten und werken gehorsamlich erzaigen, das er
die versöhnung, so sein Sohn, unser Herr Christus,
für unsere sünde geton, dermaßen so gnedig und
barmherzig angenomen hat, das er uns nicht allein
einmal in der tauf zu gnaden aufnimbt und die
sünde vergibt, sonder, so wir nach der tauf irgends
von dem Satana und unser schwachait ubereilt
werden und fallen in schwere, lesterliche sünde, als
dann will er dannocht die tür seiner gnaden unver-
rigelt haben, sonder soll für und für allen denen, die
sich von sünden bekeren und christlich bueß tun,
offen behalten werden.
Dann wiewol niemands auf die barmherzigkeit
Christi sündigen soll und, welcher solchs grausam
laster begehet, sich der barmherzigkeit Gottes un-
wert machet, jedoch will Gott von der menschen
bosheit wegen zu keinem lügner werden, und wie
Paulus (Rom. 11 [29]) sagt: Gottes gaben und be-
ruef mögen in nicht gereuen. Er will auch nicht, wie
Ezechiel prediget (Ezech. 18, [21 ff.]), den tod des
sünders, sonder, das er sich bekere und habe das
leben. Darumb soll keiner, so nach der tauf wider-
umb in sünde gefallen, sich selbs versaumen und
verwahrlosen, sonder sich uf das ehist ohn allen ver-
zug zu dem Herrn durch rechtgeschaffene, christen-
liche bueß bekeren.
Wir reden aber jetzt nicht weder von der erbsünd,
die uns von natur anhangt, noch von der steten
bueß, so wir ohn underlaß bis in tod tragen müssen

25 Dieser Beschluß ist gegen Württemberg neu.
26 Bis zur Anmerkung 29 wörtlich aus der württem-
bergischen KO (Hauß-Zier 48-51).
27 Vgl. dazu Hinschius 4, 699-726. - LThK2 2, 802
bis 809.

und sollen; dann wiewol uns die erbsünd mit allen
iren früchten, so sie bis anhero getragen, in der tauf
von wegen unsers Herrn Jesu Christi durch den
glauben genzlich verzigen und vergeben würd, je-
doch bleibt dieselb erbsund irer würkung halber in
unserm flaisch für und für bis in tod anhengig und
sein wir schuldig, das wir von irentwegen stehte
bueß tun, nemlich das wir disen mangel und gebre-
chen in uns vor Gott erkennen und beclagen, auch
von deswegen die werk unsers gehorsams nicht für
volkommne gerechtigkait halten noch darauf bauen,
sonder uns vor Gott als stete sünder dargeben und
uns allein seiner barmherzigkeit, die er uns durch
seinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum, erzeugt
hat, vertrösten, wie auch David uns vorredt, also
sprechend: Ich erkenne meine missetat und mein
sünd ist immer vor mir, ich sündige nur vor dir und
tue nur ubles vor dir (Psalm. 51 [5f.]), und Paulus:
Ich wais, das in mir, das ist: in meinem fleisch,
nichts guets wohnet. Wöllen hab ich wol; aber vol-
bringen das guet finde ich nicht; dann das guet, das
ich will, das tue ich nicht, sondern das bös, das ich
nicht will, das tue ich (Rom. 7 [18f.]) Das ist alles
von der erbsünd geredt, die kein guet werk in uns
recht geschaffen sein läßt, dieweil wir hie uf erden
leben, und demnach wir irenthalben stete bueß tun
müssen, von welchen dann in disem capitel von der
bueß- und absolutionsordnung jeztmal nicht gehan-
delt würd, sonder wir reden fürnemlich von den gro-
ben sünden und lastern, so der erbsünd fruchte sein
und darein die leut nach der tauf gemeinglich fallen,
auch von der bueß, so von derselben laster wegen,
von der christlichen gemein getan werden soll.
Nun seind vor jarn mancherlei weis in der kür-
chen, die offenliche sünd zu bueßen, wie die canones
paenitentiales27 ausweisen, gehalten worden und
mögen die heiligen bischof darin leidenliche28 und
verantwortliche gedanken gehabt haben. Nachdem
aber dieselben von dem Herren Christo der kürchen
nicht auferlegt und in ein merklichen mißbrauch
geraten, auch zum mehrer tail von inen selbs ge-
28 — die zu leiden sind, erträglich (Schmeller 1,
1441).

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