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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0381
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Kirchenordnung von 1579

Wir34 wöllen und ordnen auch, so ein junges vor-
hin das sacrament des nachtmals nicht empfangen,
das es nicht ehe zugelassen werde, es sei denn zuvor
dem pfarrherr furgestelt, das es von der lehr der
religion befraget, verhöret und bericht werden
möge, damit es das sacrament des nachtmals nicht
mit unverstand zur ergernus der kürchen und zue
nachtail seiner seeligkait empfahe.
Ampt und ordnung des nachtmals unsers
Herrn Jesu Christi35
Je ernstlicher unser lieber Herr Jesus Christus
sein nachtmal gestiftet und verordnet hat und je
heiliger und nutzlicher es ist, je schwerer, greulicher
irrtumb und mißbreuch durch den Satan darein ge-
füert worden sein.
Dann auf einer seiten ist es nicht ein austailung
des verordneten nachtmals Christi bliben, sondern
ist zue einem schauspil und fürnemlich dahin miß-
braucht worden, das es solt seines werks halben ein
versönopfer sein für die sünde der lebendigen und
der toden.
Auf der andern seiten ist es dahin gedeutet, als ob
darin der warhaftig leib und das warhaftig bluet
Christi nicht gegenwertiglich ausgetailt würde.
Darumb, so man von dem heiligen nachtmal
Christi handlen will, soll man sich anfenglich fleißi-
gen, das hievon recht gelehret und geglaubet, dar-
nach das es ordenlich und der kürch nutzlich aus-
geteilt und empfangen werde.
Sovil nun die lehr von dem sacrament des nacht-
mals belanget, wöllen wir, daß dieselbig stracks nach
vermög des worts Christe im nachtmal, wie solichs
in des augspurgische36 und unser37 confession er-
cläret, gericht werde, nemlich: das in dem nachtmal
Christi der leib und das bluet Christi warhaftig und
gegenwertiglich mit brot und wein ausgetailt, emp-
fangen und genossen werde.
Sovil aber die ordnung der austailung desselben
belanget, wiewol vor jaren allerlei gesäng, lectiones,
34 Aus der württembergischen KO (Hauß-Zier 54).
35 Bis zum Beginn der Ordnung aus der württembergi-
schen KO (Richter 2, 136f.).
36 Bekenntnisschriften 44-135.
37 Dieses Wort wird hier unüberlegt aus der württem-
bergischen KO übernommen (vgl. S. 330 Anm. 2).
Dort traf es zu; denn gemeint war das sog. Württem-

salutationes und gebet neben und zue der ersten
stiftung Christi verordnet und etliche christliche
kürchen, darin das evangelium rain geprediget würd,
zu unsern zeiten derselben vil sich noch gebrau-
chen38, wir auch, da aus Gottes gnade ein gemeine,
nutzliche und christliche kürchenordnung aus ge-
meinem rat der christlichen ständen furgenommen
werden solt, uns derselben gerne gleichformig halten
wöllen, jedoch, dieweil bei der austailung des heili-
gen nachtmals allwegen zwuo predig, nemlich die
gemeine predig und dann die verkündung des tods
Christi, gehalten werden sollen und dieweil die me-
nige der obbemelten stuck den nötigen predigen
und dem hauptstucke des nachtmals der zeit halb
etwas hinderlich sein möchte, so wöllen wir jetzmal
etlich derselbigen stucke, bevorab so sie zu andern
zeiten füeglich verricht werden mügen, einstellen
und ein zimliche ordnung fürschreiben, damit die
kürche nit mit verdruß uber die zeit ufgehalten
werde.
Es sollen aber die kürchendiener das volk mit
ernst auch vermanen und inen den nutz und die not-
turft des gebrauchs dises sacraments vleißig anzai-
gen, das sie sich gerne williglich und oft mit iren
kindern und gesinde hierzue verfüegen.
Und39 anfenglich, weil an allen sonntagen, hohen
festen und andern feirtagen gewonlich communi-
canten vorhanden sind, würd der erste pulsus von
Michaelis [29. Sept.] bis uf Ostern hora octava, von
Ostern aber bis auf Michaeli hora septima in der
pfarrkürchen gehalten, darnach sich die andere
kürchen40 zu richten haben.
An den hohen festen zur communion
würd erstlich der introitus de tempore von dem
organisten geschlagen und von den schuelern figura-
liter gesungen. Darnach volget die vermanung von
der canzel zum gebet, zur offentlichen beicht und
absolution.
bergische Bekenntnis, die Confessio Virtembergica
(über diese vgl. S. 175 Anm. 4!). -
38 Wie z.B. in Nürnberg (vgl. Sehling 11, 19).
39 Hier verläßt Nördlingen die württembergische Vor-
lage.
40 Nämlich die Karmeliterkirche, die Spitalkirche und
die St. Emmeramskirche.

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