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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0382
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Nördlingen

Vermanung.
Lieben freunde Christi! Dieweil wir jetzund alle,
so hie beieinander, in dem dienst Gottes des All-
mechtigen sonderlich zu hören sein heiliges gött-
liches wort, versamlet sind, so wöllen wir erstlich
den Herrn umb seine gnade anruefen und piten, cias
er unsere herzen zu dem warhaftigen verstande sei-
nes göttlichen worts eröffnen wölle, auf das wir das-
selbige mit lust und freude unsers herzen anhörn
verstehen und auch behalten mögen,
daß er uns auch gnade verleihen wölle, das wir
ime umb alle seine gnaden und gaben, leiblich und
geistlich, danken und seinem heiligen namen hie
und in diser gemein und in seinem reiche mit allen
auserwölten ewiglich loben und preisen mügen.
Weiter wöllen wir auch unserm lieben Herrn
Christo in diser versamblung alle not und anligen
der ganzen christenheit in unserm gebet fürtragen,
dieweil er selbst, uns zu erhören, sich so gnediglich
erpoten hat (Mathei am 18. [19]), da er spricht: Wo
ir zween under euch eines werden auf erden, wa-
rumb es ist, das sie piten wöllen, das soll inen wider-
faren von meinem Vater im himel.
Dieweil wir aber allzumal sünder sein, so laßt uns
erstlich unser sünde bekennen und dieselbigen Gott
dem allmechtigen abebitten und sprechet:
Confessio publica:
Ich armer sünder bekenne dir, o allmechtiger
Gott und barmherziger Vater, für diser gemein alle
meine sünde und missetat, dardurch ich dich so
manigfeltig zu zoren verursachet, und bitte dich
durch deine grundlose güete und barmherzigkait
und durch das bitter leiden und sterben deines lie-
ben Sohns Jesu Christi, unsers Herrn und Heilands,
du wöllest gnechg sein mir armen sünder.
Absolution.
Auf solche euer glaubige bekanntnus aus bevelch
unsers Herrn Jesu Christi ich als ein verordneter
diener diser christlichen kürchen verkündige euch
vergebung aller euer sünden im namen Gottes des
Vaters und des Sohns und des Heiligen Geistes. Der
fride des Herrn sei mit uns allen! Amen.

41 Nämlich unten S. 381 f.
42 Bekenntnisschriften 510ff.
43 Die Sitte dieser Gebetsvermahnung vor der Predigt

Die collect de tempore, wie an seinem ort41 zu
finden, gegen dem volk.
Die epistel vom fest, von dem predigstuel zu
lesen.
Schlegt der organist ein muteten, darzue der chor
singet.
Würd ein articul aus dem symbolo apostolico mit
der kurzen auslegen des catechismi Lutheri42 der
gemeine furgelesen nach gelegenhait des festes.
Darauf das teutsche Patrem: Wir glauben all an
einen Gott, fähet der organist an, hernach der chor
und das volk, jedes ainen vers.
Volget die predig vom fest
und soll das evangelium des fests (wie auch am
sontage und andern feirtagen) dem volk fürgelesen
und hernach durch christliche auslegung, die zu er-
bauung der kürchen und zu trost und besserung
der zuehörer dienstlich sei, ercläret werden aine
stunde lang ungeferlich und, damit die zuhörer et-
was gewissers aus den predigten lernen und fassen
mögen, so sollen die prediger ire predigten im an-
fang in etliche capita, davon sie reden und handlen
wöllen, teilen, die darnach repetiern und erclären und
im beschluß der predigt sie derselbigen erinnern
und den zuhörern zue gemüet füern. Das dienet
nicht allein darzue, das die prediger zuvor desto
vleißiger studiern, sonder sich zur tractation ge-
wisser materien verbinden und nicht in haufen
hinein reden, wie es inen in den sinn feht.
Aber vor der predigt hat der prediger das volk
zum christlichen gebet zu vermanen43, das der liebe
Gott inen seinen Heiligen Geist geben wölle, sein
heiliges wort nutzbarlich zu handlen und in das
herz zu fassen, das sie ir sündlich leben bössern,
trost und sterkung ires glaubens erlangen und hin-
füro christlich und seeliglich leben mögen.
Darauf soll man erstlich singen umb die Weinach-
ten Ein kindelein so lobelich etc., umb Ostern
Christ ist erstanden etc., umb die Pfingsten Kom,
Heiliger Geist etc.
Darnach ein Vater unser etc. sprechen.
Nach vollendung der predigten sollen die kür-
und für die Predigt könnte aus Augsburg stammen
(vgl. oben S. 56).

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