Kirchenordnung von 1579
Ein ander danksagung und gebet54.
Versicul:
Welcher unwürdig von disem brot isset oder von
dem kelch des Herrn trinket.
Respondet chorus:
Der ist schuldig an dem leib und bluet des Herrn.
Ach, du lieber Herre Gott, der du uns bei disem
wunderlichen sacrament deines leidens zu gedenken
und predigen bevolhen hast, verleie uns, das wir
solch deines leibs und bluets sacrament also mügen
brauchen, das wir deine erlösung in uns täglich
fruchtbarlich empfinden, der du mit dem Vater und
Heiligen Geiste lebest und regierest, warer Gott, von
ewigkeit zu ewigkeit.
Respondet chorus: Amen.
Beschluß des nachtmals mit dem segen gegen dem
volk:
Der Herr segne dich und behüete dich! Der Herr
lasse sein angesicht leuchten uber dir und sei dir
gnedig! Der Herr hebe sein angesicht uber dich und
gebe dir fride!
Respondet chorus: Amen.
Von dem kürchengesang in gemein.65
Ehe wir ordnen die andere gemeinen kürchen-
dienst und -ämpter, so auf die feirtag und werktage
verricht werden sollen, wöllen wir zuvor unser be-
denken von dem kürchengesang und -kleidung an-
zeugen, dann freilich niemands christlichs verstands
daran zweifelt, das psalmen und geistliche lieder in
der kürchen zu gebrauchen und zu singen seien, aber
das bis anhero an vilen orten gemeniglich alle kür-
chendienst, ja auch zum größern taildie predig
selbs bei uns teutschen in lateinischer und gemeiner
kürchen unbekannter sprach verricht worden sein,
halten wir nicht allein fur unnutzlich und vergeben-
lich, sonder auch für ein strafe Gottes, wie Esaias
(Esai. 28 [11 f.]) undPaulus (1. Cor. 14 [21]) anzeigen,
das Gottes wort nur in einer frembden, unbekann-
ten sprach geprediget werde.
Gleicher gestalt ist es auch wider den haupt-
54 Versikel und Gebet von Luther (WA 35, 556).
55 Aus Württemberg 1553 (Richter 2, 138. - Hauß-
Zier 75f.).
puncten der christlichen lehr, das solch kürchen ge-
sang, so in unbekannter sprach geschehen solle,
seins werks verdiensts halben Gottes zoren versönen
und alles glück von Gott erlangen.
Hierauf wöllen und ordnen wir, das die kürchen-
gesang bei uns teutschen auch in unsern kürchen
teutsch gesungen, wie auch die andere empter mit
fürlesen und fürsprechen in teutscher sprach ge-
schehen sollen. Jedoch, nachdem Sanct Paulus die
frembd, doch etlichen bekannten sprach zue seiner
zeit in der kürchen zur besserung zuläßt [1. Kor. 14,
26 f.]. so mögen die schueler zu zeiten ein lateini-
schen gesang aus der heiligen schrift oder derselben
gemeß inen zur übung in der kürchen singen. Für-
nemlich aber, dieweil dem großen tail der kürchen
allein die teutsche sprach bekannt, soll auch der
mehrer tail der gesang teutsch verrichtet werden.
Und sollen die kürchendiener das volk ermanen,
das sie die verordneten gesang lernen und mit ge-
meinem kürchengesang unsern Herrn Gott helfen
loben und preisen, doch nit diser meinung, als soll
hiemit der recht gottesdienst aherding volnbracht
sein, sondern das meniglich durch das gesang Gottes
worts, so darinnen verfaßt, erinnere und daraus an
rechter erkanntnus Gottes, an glauben, liebe, gedult
und an allen andern tugenten gebessert werde. Es
solle auch kein gesang in der kürchen gesungen wer-
den, es seie dann christlich und in der heiligen schrift
gegründet, auch mit vorwissen und rat unsers super-
attendenten, jedes orts zur besserung der kürchen
furgenommen.
Von der kürchenkleidung56.
Es haben etliche kürchen, darin das heilig evan-
gelium rein geprediget, die alten gewonlichen kür-
chenkleider wie auch sonst vil derselbigen ceremo-
nien, in iren kürchenamptern behalten. So wöllen
wir auch gerne, wie wir hieoben uns haben vernemen
lassen, unsers tails, da eine gemeine christliche kür-
chenordnung vermög göttlichs worts furgenommen
würd, der kürchenklaider halben nichts erwinden57
lassen.
56 Aus Württemberg 1553 (Richter 2, 138f. - Hauß-
Zier 76f.).
57 = fehlen, mangeln (Grimm 3, 1066).
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Ein ander danksagung und gebet54.
Versicul:
Welcher unwürdig von disem brot isset oder von
dem kelch des Herrn trinket.
Respondet chorus:
Der ist schuldig an dem leib und bluet des Herrn.
Ach, du lieber Herre Gott, der du uns bei disem
wunderlichen sacrament deines leidens zu gedenken
und predigen bevolhen hast, verleie uns, das wir
solch deines leibs und bluets sacrament also mügen
brauchen, das wir deine erlösung in uns täglich
fruchtbarlich empfinden, der du mit dem Vater und
Heiligen Geiste lebest und regierest, warer Gott, von
ewigkeit zu ewigkeit.
Respondet chorus: Amen.
Beschluß des nachtmals mit dem segen gegen dem
volk:
Der Herr segne dich und behüete dich! Der Herr
lasse sein angesicht leuchten uber dir und sei dir
gnedig! Der Herr hebe sein angesicht uber dich und
gebe dir fride!
Respondet chorus: Amen.
Von dem kürchengesang in gemein.65
Ehe wir ordnen die andere gemeinen kürchen-
dienst und -ämpter, so auf die feirtag und werktage
verricht werden sollen, wöllen wir zuvor unser be-
denken von dem kürchengesang und -kleidung an-
zeugen, dann freilich niemands christlichs verstands
daran zweifelt, das psalmen und geistliche lieder in
der kürchen zu gebrauchen und zu singen seien, aber
das bis anhero an vilen orten gemeniglich alle kür-
chendienst, ja auch zum größern taildie predig
selbs bei uns teutschen in lateinischer und gemeiner
kürchen unbekannter sprach verricht worden sein,
halten wir nicht allein fur unnutzlich und vergeben-
lich, sonder auch für ein strafe Gottes, wie Esaias
(Esai. 28 [11 f.]) undPaulus (1. Cor. 14 [21]) anzeigen,
das Gottes wort nur in einer frembden, unbekann-
ten sprach geprediget werde.
Gleicher gestalt ist es auch wider den haupt-
54 Versikel und Gebet von Luther (WA 35, 556).
55 Aus Württemberg 1553 (Richter 2, 138. - Hauß-
Zier 75f.).
puncten der christlichen lehr, das solch kürchen ge-
sang, so in unbekannter sprach geschehen solle,
seins werks verdiensts halben Gottes zoren versönen
und alles glück von Gott erlangen.
Hierauf wöllen und ordnen wir, das die kürchen-
gesang bei uns teutschen auch in unsern kürchen
teutsch gesungen, wie auch die andere empter mit
fürlesen und fürsprechen in teutscher sprach ge-
schehen sollen. Jedoch, nachdem Sanct Paulus die
frembd, doch etlichen bekannten sprach zue seiner
zeit in der kürchen zur besserung zuläßt [1. Kor. 14,
26 f.]. so mögen die schueler zu zeiten ein lateini-
schen gesang aus der heiligen schrift oder derselben
gemeß inen zur übung in der kürchen singen. Für-
nemlich aber, dieweil dem großen tail der kürchen
allein die teutsche sprach bekannt, soll auch der
mehrer tail der gesang teutsch verrichtet werden.
Und sollen die kürchendiener das volk ermanen,
das sie die verordneten gesang lernen und mit ge-
meinem kürchengesang unsern Herrn Gott helfen
loben und preisen, doch nit diser meinung, als soll
hiemit der recht gottesdienst aherding volnbracht
sein, sondern das meniglich durch das gesang Gottes
worts, so darinnen verfaßt, erinnere und daraus an
rechter erkanntnus Gottes, an glauben, liebe, gedult
und an allen andern tugenten gebessert werde. Es
solle auch kein gesang in der kürchen gesungen wer-
den, es seie dann christlich und in der heiligen schrift
gegründet, auch mit vorwissen und rat unsers super-
attendenten, jedes orts zur besserung der kürchen
furgenommen.
Von der kürchenkleidung56.
Es haben etliche kürchen, darin das heilig evan-
gelium rein geprediget, die alten gewonlichen kür-
chenkleider wie auch sonst vil derselbigen ceremo-
nien, in iren kürchenamptern behalten. So wöllen
wir auch gerne, wie wir hieoben uns haben vernemen
lassen, unsers tails, da eine gemeine christliche kür-
chenordnung vermög göttlichs worts furgenommen
würd, der kürchenklaider halben nichts erwinden57
lassen.
56 Aus Württemberg 1553 (Richter 2, 138f. - Hauß-
Zier 76f.).
57 = fehlen, mangeln (Grimm 3, 1066).
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