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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (12. Band = Bayern, 2. Teil): Schwaben: Reichsstädte Augsburg, Dinkelsbühl, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen, Grafschaft Oettingen-Oettingen — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30628#0406
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Nördlingen

auf den ehlichen stand gelegt hat. AIso sprach Gott
zum weib (Gen. 3 [16-19]): Ich wille dir vil schmer-
zen schaffen, wenn du schwanger würst. Du solt
mit schmerzen kinder geberen und dein wille soll
deinem mann underworfen sein und er solle dein
Herr sein, und zum mann sprach Gott: Dieweil du
hast gehorchet der stimme deines weibes und gessen
von dem baum, davon ich dir gebot. und sprach: Du
solt nicht davon essen, verflucht sei der acker umb
deinen willen. Mit kummer solt du dich daruf neeren
dein leben lang! Doren und disteln soll er dir tragen
und solt das kraut uf dem veld essen! Im schwaiß
deines angesichts solt du dein brot essen, bis das du
wider zue erden werdest, davon du genommen bist.
dann du bist erden und solt zue erden werden.
Zum sechsten soll neben dem creuz auch der trost
und underhaltung in dem creuz vermerkt werden.
Dann unser Herr Christus hat die sünd, von dero-
wegen der mensch mit dem kreuz beladen würd, auf
sich genommen und gebüßt, auch durch sein creuz,
das er von unsret wegen auf sich genommen, all
creuz, denen so an in glauben, gesegnet und gehei-
liget. Darumb sagt der psalm (Psal. 128 [1-3]) von
dem mann: Wol dem der den Herrn fürchtet und
auf seinen wegen gehet! Du würst dich neren deiner
hende arbait. Wol dir! Du hasts guet. So schreibt
auch Paulus (1. Tim. 2 [15]) vom weib also: Das weib
würd selig werden durch kinder zeugen, so sie blei-
bet im glauben und in der liebe und in der heiligung
sambt der zucht.
Nach disem verlesen sprech der kürchendiener also:
Ir neue eheleut, wolt ir uf solche fürgelesne
stuck euer ehliche pflicht bestetigen lassen, so be-
kennt das für Gott und diser christlichen gemein
und gebet einander die mahelring und sprecht mir
nach:
oder:
Wolt ir nun beide solches alles im gehorsam Got-
tes miteinander annemen, treulich und fest nach
allem eurem bösten in Gott vermügen halten, so
bekennet das für diser christlichen gemein und gebt
einander die mahlring und die rechte hände zu-
sammen und sprecht mir nach.
32 Neu gegen Württemberg.
33 Im allgemeinen wörtlich nach Württemberg 1553
(Richter 2, 140. - Hauß-Zier 88ff. 94).

Ich, N., neme dich, N., hiemit mir zu einem ehe-
lichen gemahel und gerede dir dessen mein treue.
Sponsa eadem dicit ac promittit.
Minister: Auf solches euer beider bekäntnus euer
bitte nach sprich und gebe ich euch ehelich zusam-
men inmaßen als Gott unsere ersten eltern in dem
paradis zusamengegeben hat und das in dem namen
Gottes des Vaters und des Sohns und des Heiligen
Geistes, Amen. Was Gott zusammengefüeget hat,
das solle der mensch nicht scheiden.
Darauf knieen sie für den altar und würd das ge-
bet etc. sambt dem segen über sie gesprochen.
Allmechtiger, ewiger Gott, der du mann und weib
geschaffen und zum ehestand verordnet hast, darzu
mit fruchten des leibs gesegnet und das geheimnus
deines lieben Sohns Jesu Christi und der kürchen,
seiner braut, darinnen bezaichnet. Wir bitten
deine grundlose güete du wöllest solch dein ge-
schöpf, ordnung und segen nicht lassen verrucken
noch verderben, sondern gnecliglich in uns bewahren,
durch Jesum Christum unsern Herrn. Amen.
Darauf volget der segen:
Der Herr segne dich und behüete dich! Der Herr
lasse sein angesicht leuchten uber dir und sei dir
gnedig! Der Herr hebe sein angesicht uber dich und
gebe dir fride. Amen. (Nume. 6 [24ff,[).
Nota32.
Wo aber figuriert würd, soll der vers Der Herr seie
mit euch und mit deinem geist, gesungen und mit
der bemelten collecten und dem segen beschlossen
werden.
Von besuechung und communion der kranken33.
Der allmechtig, barmherzig Gott hat sich der elen-
den und betrüebten, di seinen namen aus rechtem
vertrauen anruefen, so gnediglich angenommen, das
er nicht allein inen allen väterlichen schuz und hülf
versprücht, sonder füeret auch undern zunamen
seiner majestet fürnemlich disen titel, das er sei ein
zuflucht der elenden ein heiland deren, so da seind
eins zerknisten34 herzen, und hat auch zum mehr-
malen ehe wöllen den naturlichen lauf himels und
der erden verendern, dann die elenden in irer not
34 = zerknirschten (Schmeller 2, 1355. — Grimm 5,
1444. 1526).

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