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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0018
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Aristophanes

(„Weinschlauch“) genannt wird, könnte Makareus sein (Nesselrath 1990, 208),
vielleicht noch wahrscheinlicher aber Aiolos selbst, der schon bei Homer
Odysseus einen als άσκός (Od. 10,19) bezeichneten Schlauch mit den Winden
mitgibt (Mangidis 2003, 78-80).
Der zweite Teil der Zusammensetzung, Σίκων,6 ist der Name eines Sklaven
bei Ar. Eccl. 867 und Alex. fr. 25,4 (aus dem vielleicht unechten Asötodidaskalos),
und eines gemieteten Kochs in Menanders Dyskolos (393-426.487-521. 620-65.
889-918). Sosipat. fr. 1,13-14 nennt im 3. Jh. v. Chr. einen Sikon (der sich aller-
dings nicht näher datieren lässt) als άρχηγός der Kochkunst: τό διδασκαλεΐον
ήμεϊς σώζομεν / τό Σίκωνος- ούτος τής τέχνης άρχηγός ήν. Dieser habe von ei-
nem Koch eine umfassende Bildung verlangt, die auch Astronomie, Architektur,
Physik und Kriegskunst einschloss (Vers 15-9). Unklar ist die Identität eines der
Sprecher bei Eub. fr. 123, der sich mit seinem Namen vorstellt und erklärt, er
habe Mendaierwein getrunken. Vgl. zu den Komödienfiguren mit dem Namen
Sikon insgesamt Handley 1965, 287-8 ad Men. Dysc. 889, Gomme / Sandbach
1973, 131, Arnott 1996, 825 ad [Alex.] fr. 25,4.
Inhalt Auch wenn eine Rekonstruktion der Handlung des Aiolosikön nicht
möglich ist, können doch aus dem Titel und den Fragmenten mit einiger
Wahrscheinlichkeit zumindest einzelne inhaltliche Element erschlossen
werden. Schon Grauert 1828, 59-63 erklärt den Titel als Zusammensetzung
von Aiolos und Sikon und vermutet, dass sich der Titel auf einen Charakter
bezieht, der eine Kombination aus beiden darstellt.7 Aiolos wird allgemein mit
dem Titelhelden der gleichnamigen euripideischen Tragödie in Verbindung
gebracht (so zuerst Grauert 1828, 60), während Sikon häufiger mit dem von
Sosipat. fr. 1,13-14 genannten Archegeten der Kochkunst identifiziert wird
(so zuerst Grauert 1828, 60). Meist wird dabei angenommen, dass Sikon in
der Rolle des mythischen Aiolos dargestellt wurde (vgl. aber Ornaghi 2007,
48-9, der bemerkt, dass die Richtung der Verwandlung nicht sicher be-
stimmt werden kann). Zu der Parodietechnik, bei der der mythische Stoff
in die Alltagswelt versetzt wird, vgl. besonders Webster 1953, 18. In den
zahlreichen Diskussionen (vgl. den Anhang S. 543-50) werden die einzelnen
Fragmente in unterschiedlicher Weise mit dem Aiolosmythos und/oder dem
Koch Sikon in Verbindung gebracht (vgl. z.B. Grauert 1828, 499-502, Weicker
1830, 459-60, Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 940-9, Bothe 1844b, 8-14, Kock I

6 Nach Choerob. in Theodos. Can. GrGr IV.l p. 272,14-15 handelt es sich um eine
hypokoristische Kurzform von Σικελός; vgl. zur Bildung der Namen auf -ων auch
Debrunner 1917, 158 §313.
7 Zu einer abweichende Hypothese, die Aiolos und Sikon nicht in einer einzigen
Person kombiniert, vgl. Bowie 2007, 197.
 
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