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Orth, Christian; Aristophanes
Fragmenta comica (FrC) ; Kommentierung der Fragmente der griechischen Komödie (Band 10,3): Aristophanes, Aiolosikon - Babylonioi (fr. 1-100): Übersetzung und Kommentar — Heidelberg: Verlag Antike, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.53730#0019
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Αίολοσίκων

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(1880) 392-6, Zielinski 1885, 37-40, Rogers 1907, xxiv-vi, Webster 1953, 18,
Perusino 1987, 62-4. 71-2, Gil 1989, 51-2, Carriere 2000, 202, Casolari 2003,
175-6, Mangidis 2003, 71-3, Konstantakos 2011, 149-51). Die Figur des Kochs
diskutiert Handley 1964, 287-8, die kulinarischen Elemente Degani 1987,
45-7. Wiederholt wird Luxuskritik als Motiv des Stücks vermutet (Bergk ap.
Meineke II.2 (1840) 943, Kock I (1880) 392, Moessner 1907, 66-7), aber auch
bemerkt, dass insbesondere fr. 6 auf eher ärmliche Lebensumstände des Sikon
weist (vgl. z.B. Nesselrath 1990, 235-6 Anm. 155, Carriere 2000, 202, Casolari
2003, 176 Anm. 24). Ein größeres Problem stellt die Rolle des Chors in dem
Stück dar, da nach Platonios (test, v) im Aiolosikön Chorlieder ganz fehlten,
mehrere Fragmente aber wahrscheinlich dem Chor zuzuweisen sind (vgl.
besonders die Diskussionen von Perusino 1987, 63-72, Perusino 1989, 50-2,
Sommerstein 2009, 272-88, Sommerstein 2010, 403 Anm. 14).
Aus dem Titel und den Fragmenten ergeben sich für den Inhalt des
Aiolosikön im einzelnen die folgenden Anhaltspunkte:
1. Der zusammengesetzte Titel ist am einfachsten zu erklären, wenn eine
einzige Person in irgendeiner Weise zugleich Aiolos und Sikon war.8 Die bei-
den Elemente der Zusammensetzung verbinden dabei die Ebene des Mythos
mit derjenigen der zeitgenössischen Alltagswelt, und zugleich zwei Figuren
von ganz unterschiedlichem sozialen Status. Eine einfache Erklärung für die
Zusammensetzung wäre, dass der Mythos in die zeitgenössische Alltagswelt
versetzt wurde und anstelle des Aiolos ein Charakter mit dem Namen Sikon
im Mittelpunkt stand.9

8 So zuerst Grauert 1828, 61-3. Weniger wahrscheinlich sind Vermutungen, die Sikon
nicht mit Aiolos, sondern mit einer anderen Figur des Aiolosmythos identifizieren
(z.B. Mangidis 2003, 71-3, Bowie 2007, 197).
9 So z.B. Webster 1953,18 („Aiolos, the king of the winds, is called Sikon, a common
slave name, often given to a cook“). Vgl. aber Ornaghi 2007, 49-50, der (unter
Hinweis auf Menekrates’ Μανέκτωρ, wo die Elemente von zeitgenössischer
Alltagswelt und Mythos in umgekehrter Reihenfolge erscheinen) bemerkt, dass
die Zusammensetzung ebenso gut eine Verwandlung von Aiolos zu Sikon wie eine
solche von Sikon zu Aiolos bezeichnen kann. Unsicher ist aber auch, inwieweit
man bei einer solchen Doppelidentität überhaupt (wie z. B. im Fall des als Dionysos
verkleideten Xanthias in den Fröschen) klar zwischen einer primären und einer
sekundären Identität unterscheiden kann. Das ist mit Sicherheit der Fall, wenn
innerhalb der Handlung tatsächlich eine Verwandlung der einen in die andere
Person stattfand (wie Ornaghi annimmt), aber weit weniger, wenn von Anfang an
zwei unterschiedliche Ebenen, die des Mythos und die der Alltagswelt, miteinander
kombiniert wurden.
 
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