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Aristophanes
erwägenswert,217 auch wenn die Übereinstimmung von Ar. fr. 38 άνθρωπίζε-
ται mit έξανθρωπίζειν im Fragment des Aristoteles nicht exakt ist (vgl. auch
zu fr. 38). Auf eine menschliche bzw. vermenschlichte Darstellung des Mythos
könnten sich auch zusammengesetzte Komödientitel wie Άνθρωφηρακλής
(Pherekrates, aktiv bis etwa 415 v. Chr.) und Άνθρωπορέστης (Strattis; aus
der Erwähnung von Euripides’ Orestes in fr. 1 ergibt sich als terminus post
quem 408 v. Chr.) beziehen (zumal Pherekrates auch sonst mehr als andere
Dichter der Alten Komödie alltägliche Stoffe behandelte218): Beide Titel könn-
ten ausdrücken, dass in den Stücken eine mythische Figur (wie Herakles oder
Orestes) mit der Alltagswelt der Komödie in Verbindung gebracht wurde,
ganz gleich ob das nun bedeutet, dass ein einfacher komischer Held zu einer
Art Herakles bzw. Orestes wurde oder umgekehrt Herakles bzw. Orestes mit
banal-alltäglichen Zügen versehen wurden.219
άνθρωπικός Vgl. Phryn. com. fr. 79 (άνθρωπική παρασκευή), Philolaos
44 B 11 p. 412,6 D.-K. (έν τοΐς άνθρωπικοΐς έργοις και λόγοις πάσι, in Gegen-
überstellung zu έν τοΐς δαιμονίοις και θείοις πράγμασι), Plat. Soph. 268d (ού
θειον άλλ’ άνθρωπικόν), Arist. Pol. 1263a, etc.220
Von besonderem Interesse ist auch [Arist.] Probl. 922bl0-20 (genannt
von Conti Bizzarro 1997, 198-9), wo für die Tragödie Schauspieler (Heroen
darstellend) und Chöre (einfache Menschen darstellend) gegenübergestellt
werden (οι δε ήγεμόνες των αρχαίων μόνοι ήσαν ήρωες, οί δε λαοί άνθρωποι,
ών έστίν ό χορός) und die für den Chor passenden Charaktere und Melodien
(τό γοερόν καί ήσύχιον ήθος καί μέλος) als άνθρωπικά bezeichnet werden.
Vgl. daneben bei Aristophanes auch των ανθρωπίνων bei Ar. Vesp. 1179
(vgl. oben zur Interpretation) und Ran. 1058 φράζειν άνθρωπείως (in Bezug auf
217 Ähnlich könnte man z. B. auch einen Einfluss von Komödien wie Strattis’ Kallippides
auf Aristoteles’ Darstellung der Innovationen des Schauspieler Kallippides in der
Poetik vermuten (vgl. Orth 2009, 89-90).
218 Zum Charakter der Komödien des Pherekrates vgl. Zimmermann 2011, 736-9. Es
wäre sogar denkbar, dass Aristophanes mit der Formulierung άνθρωπικός μΰθος
(wenn sich μύθος schon hier auf eine Komödienhandlung bezog) gerade auch an
Komödien im Stil des Pherekrates denkt (der in Prolog, de com. III 31 p. 8 Koster
als εύρετικός μύθων bezeichnet wird).
219 Ein Hinweis auf erstere Möglichkeit ergibt sich, wenn Pherekrates’ Anthröporestes
mit dem ebenfalls Pherekrates zugeschriebenen Pseuderakles identisch ist, und auch
der Inhalt von Strattis’ Komödie lässt sich so erklären, dass dort ein komischer
Held und Verehrer von Euripides’ Orestes (vgl. fr. 1) im Laufe der Komödie dessen
Titelfigur immer ähnlicher wird (vgl. Orth 2009, 47).
220 Die Fragmente von Phrynichos und Aristophanes (neben Philolaos l.c. die frühe-
sten Belege des Worts) fehlen noch im LSJ Revised Supplement von 1996.
Aristophanes
erwägenswert,217 auch wenn die Übereinstimmung von Ar. fr. 38 άνθρωπίζε-
ται mit έξανθρωπίζειν im Fragment des Aristoteles nicht exakt ist (vgl. auch
zu fr. 38). Auf eine menschliche bzw. vermenschlichte Darstellung des Mythos
könnten sich auch zusammengesetzte Komödientitel wie Άνθρωφηρακλής
(Pherekrates, aktiv bis etwa 415 v. Chr.) und Άνθρωπορέστης (Strattis; aus
der Erwähnung von Euripides’ Orestes in fr. 1 ergibt sich als terminus post
quem 408 v. Chr.) beziehen (zumal Pherekrates auch sonst mehr als andere
Dichter der Alten Komödie alltägliche Stoffe behandelte218): Beide Titel könn-
ten ausdrücken, dass in den Stücken eine mythische Figur (wie Herakles oder
Orestes) mit der Alltagswelt der Komödie in Verbindung gebracht wurde,
ganz gleich ob das nun bedeutet, dass ein einfacher komischer Held zu einer
Art Herakles bzw. Orestes wurde oder umgekehrt Herakles bzw. Orestes mit
banal-alltäglichen Zügen versehen wurden.219
άνθρωπικός Vgl. Phryn. com. fr. 79 (άνθρωπική παρασκευή), Philolaos
44 B 11 p. 412,6 D.-K. (έν τοΐς άνθρωπικοΐς έργοις και λόγοις πάσι, in Gegen-
überstellung zu έν τοΐς δαιμονίοις και θείοις πράγμασι), Plat. Soph. 268d (ού
θειον άλλ’ άνθρωπικόν), Arist. Pol. 1263a, etc.220
Von besonderem Interesse ist auch [Arist.] Probl. 922bl0-20 (genannt
von Conti Bizzarro 1997, 198-9), wo für die Tragödie Schauspieler (Heroen
darstellend) und Chöre (einfache Menschen darstellend) gegenübergestellt
werden (οι δε ήγεμόνες των αρχαίων μόνοι ήσαν ήρωες, οί δε λαοί άνθρωποι,
ών έστίν ό χορός) und die für den Chor passenden Charaktere und Melodien
(τό γοερόν καί ήσύχιον ήθος καί μέλος) als άνθρωπικά bezeichnet werden.
Vgl. daneben bei Aristophanes auch των ανθρωπίνων bei Ar. Vesp. 1179
(vgl. oben zur Interpretation) und Ran. 1058 φράζειν άνθρωπείως (in Bezug auf
217 Ähnlich könnte man z. B. auch einen Einfluss von Komödien wie Strattis’ Kallippides
auf Aristoteles’ Darstellung der Innovationen des Schauspieler Kallippides in der
Poetik vermuten (vgl. Orth 2009, 89-90).
218 Zum Charakter der Komödien des Pherekrates vgl. Zimmermann 2011, 736-9. Es
wäre sogar denkbar, dass Aristophanes mit der Formulierung άνθρωπικός μΰθος
(wenn sich μύθος schon hier auf eine Komödienhandlung bezog) gerade auch an
Komödien im Stil des Pherekrates denkt (der in Prolog, de com. III 31 p. 8 Koster
als εύρετικός μύθων bezeichnet wird).
219 Ein Hinweis auf erstere Möglichkeit ergibt sich, wenn Pherekrates’ Anthröporestes
mit dem ebenfalls Pherekrates zugeschriebenen Pseuderakles identisch ist, und auch
der Inhalt von Strattis’ Komödie lässt sich so erklären, dass dort ein komischer
Held und Verehrer von Euripides’ Orestes (vgl. fr. 1) im Laufe der Komödie dessen
Titelfigur immer ähnlicher wird (vgl. Orth 2009, 47).
220 Die Fragmente von Phrynichos und Aristophanes (neben Philolaos l.c. die frühe-
sten Belege des Worts) fehlen noch im LSJ Revised Supplement von 1996.