222
Aristophanes
95 Leutsch) und Diogenian. 3,31 vol. I p. 219 Leutsch-Schneidewin = Apost.
2,96 vol. II p. 286 Leutsch Άναγυράσιος δαίμων· ώμότατος ό Αναγυράσιος
(Αναγύρασος Apost.) ούτος („Anagyrasischer Daimon: äußerst grausam ist
dieser Anagyrasier“).
Die Herkunft dieser Berichte ist unklar; sie lassen sich aber bis zu dem
Peripatetiker Hieronymos von Rhodos (3. Jh. v. Chr.) zurückverfolgen (fr. 32
Wehrli = fr. 42a White; vgl. Hiller 1879, 92-5 und Wehrli 1969, 38) und sind
wahrscheinlich deutlich älter. Nach ihrem Charakter könnte es sich um eine
zunächst mündlich tradierte volkstümliche Legende handeln (vgl. Rohde
1898, 191-2), die dazu diente, vor der Verletzung von Heiligtümern zu warnen
(vgl. Crusius 1910, 52-3). Wenn Hieronymos in einer Abhandlung über die
Tragödiendichter mit der Anagyrossage Euripides’ Pho in ix verglich (άπεικά-
ζων τούτοις τον Εύριπίδου Φοίνικα), dann vielleicht, weil er vermutete, dass
Euripides sich für den Phoinix an dieser Legende orienterte (so Wehrli 1969,
38, mit Hinweis auf Sud. ε 1137 (...) εί δέ εντεύθεν Ευριπίδης έναυσάμενος τον
λόγον άπαντα, είτα μέντοι Φοινίκι περιτίθησιν [= Hieronymos ν. Rhodos fr.
42b White]; vgl. Kannicht 2004, 847 adEur. Φοΐνιξ test, ivb und White 2004,
184-7). Unabhängig davon, ob das für Euripides zutraf, zeigt das jedenfalls,
dass Hieronymos die Legende für so alt hielt, dass ein solcher Zusammenhang
möglich war, und damit also annahm, dass sie schon im 5. Jh. v. Chr. bekannt
war. Sie war also wahrscheinlich auch schon zur Zeit von Aristophanes’
Anagyros bekannt. Dass umgekehrt die Legende auf Aristophanes’ Komödie
zurückgeht, ist unwahrscheinlich, da sie keine spezifisch komischen Elemente
enthält und in der überlieferten Form keine plausible Komödienhandlung er-
gibt (vgl. unten S. 228-9).
Inhalt Der Inhalt des Anagyros lässt sich aus dem Titel und den erhaltenen
Fragmenten nur ansatzweise erschließen. Wichtige in den bisherigen Dis-
kussionen18 erschlossene Elemente sind der Bezug des Titels auf den Heros
oder Daimon Anagyros und die mit diesem verbundene Legende (zuerst
Hemsterhuis ap. Lederlin/Hemsterhuis 1706, 1042 ad Poll. 9,72), das an die
Wolken erinnernde Thema der Leidenschaft eines jungen Mannes für Pferde
(zuerst Ritter 1830, 796), Parallelen der Anagyroslegende zur Handlung von
Euripides’ Hippolytos und Phoinix und mögliche direkte Bezüge auf diese
Stücke im Anagyros (zuerst Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 959-60 und Bothe
1844b, 20-1, und vgl. besonders Muhl 1881, 48-9, Crusius 1910, 53 mit Anm.
2-4 und Tsantsanoglou 1984, 83-4, der aus fr. 53 und weiteren Fragmenten
erschließt, dass im Anagyros anstelle der verliebten Phaidra eine unter großem
18
Zu einem Überblick vgl. den Anhang S. 553-8.
Aristophanes
95 Leutsch) und Diogenian. 3,31 vol. I p. 219 Leutsch-Schneidewin = Apost.
2,96 vol. II p. 286 Leutsch Άναγυράσιος δαίμων· ώμότατος ό Αναγυράσιος
(Αναγύρασος Apost.) ούτος („Anagyrasischer Daimon: äußerst grausam ist
dieser Anagyrasier“).
Die Herkunft dieser Berichte ist unklar; sie lassen sich aber bis zu dem
Peripatetiker Hieronymos von Rhodos (3. Jh. v. Chr.) zurückverfolgen (fr. 32
Wehrli = fr. 42a White; vgl. Hiller 1879, 92-5 und Wehrli 1969, 38) und sind
wahrscheinlich deutlich älter. Nach ihrem Charakter könnte es sich um eine
zunächst mündlich tradierte volkstümliche Legende handeln (vgl. Rohde
1898, 191-2), die dazu diente, vor der Verletzung von Heiligtümern zu warnen
(vgl. Crusius 1910, 52-3). Wenn Hieronymos in einer Abhandlung über die
Tragödiendichter mit der Anagyrossage Euripides’ Pho in ix verglich (άπεικά-
ζων τούτοις τον Εύριπίδου Φοίνικα), dann vielleicht, weil er vermutete, dass
Euripides sich für den Phoinix an dieser Legende orienterte (so Wehrli 1969,
38, mit Hinweis auf Sud. ε 1137 (...) εί δέ εντεύθεν Ευριπίδης έναυσάμενος τον
λόγον άπαντα, είτα μέντοι Φοινίκι περιτίθησιν [= Hieronymos ν. Rhodos fr.
42b White]; vgl. Kannicht 2004, 847 adEur. Φοΐνιξ test, ivb und White 2004,
184-7). Unabhängig davon, ob das für Euripides zutraf, zeigt das jedenfalls,
dass Hieronymos die Legende für so alt hielt, dass ein solcher Zusammenhang
möglich war, und damit also annahm, dass sie schon im 5. Jh. v. Chr. bekannt
war. Sie war also wahrscheinlich auch schon zur Zeit von Aristophanes’
Anagyros bekannt. Dass umgekehrt die Legende auf Aristophanes’ Komödie
zurückgeht, ist unwahrscheinlich, da sie keine spezifisch komischen Elemente
enthält und in der überlieferten Form keine plausible Komödienhandlung er-
gibt (vgl. unten S. 228-9).
Inhalt Der Inhalt des Anagyros lässt sich aus dem Titel und den erhaltenen
Fragmenten nur ansatzweise erschließen. Wichtige in den bisherigen Dis-
kussionen18 erschlossene Elemente sind der Bezug des Titels auf den Heros
oder Daimon Anagyros und die mit diesem verbundene Legende (zuerst
Hemsterhuis ap. Lederlin/Hemsterhuis 1706, 1042 ad Poll. 9,72), das an die
Wolken erinnernde Thema der Leidenschaft eines jungen Mannes für Pferde
(zuerst Ritter 1830, 796), Parallelen der Anagyroslegende zur Handlung von
Euripides’ Hippolytos und Phoinix und mögliche direkte Bezüge auf diese
Stücke im Anagyros (zuerst Bergk ap. Meineke II.2 (1840) 959-60 und Bothe
1844b, 20-1, und vgl. besonders Muhl 1881, 48-9, Crusius 1910, 53 mit Anm.
2-4 und Tsantsanoglou 1984, 83-4, der aus fr. 53 und weiteren Fragmenten
erschließt, dass im Anagyros anstelle der verliebten Phaidra eine unter großem
18
Zu einem Überblick vgl. den Anhang S. 553-8.